Collection Baccara Band 0297
sie sich einen Ruck. Sie musste den Kopf freibekommen, damit sie sich ihrer Arbeit widmen konnte. Entschlossen wandte sie sich vom Fenster ab und schlüpfte aus ihren Schuhen. Ihre graue Jacke ließ sie achtlos auf die Zeitungen fallen, die sie unter ihrer Staffelei ausgebreitet hatte. In ihrem knapp sitzenden Pullover und dem engen schwarzen Minirock sah sie ziemlich sexy aus, aber daran verschwendete sie im Moment keinen Gedanken. Schließlich war sie allein.
Licht brach sich funkelnd in ihrem Armband und den Ohrringen, als sie vor der großflächigen Leinwand auf und ab ging. In einem Zug trank sie ihr Weinglas aus und stellte es neben ihren Laptop, bevor sie sich der näheren Betrachtung ihres Bildes widmete. Dazu beugte sie sich, die Hände auf die Hüften gestützt, vor, sodass ihr Rock sich aufreizend über dem Po spannte und die attraktiven Rundungen zusätzlich betonte. Sie konzentrierte sich ganz auf den purpurfarbenen Schnabel des Wasserspeiers, und dabei rutschte der Rock noch ein paar Zentimeter höher und enthüllte ihre wohlgeformten Beine fast in ganzer Länge.
Die Arbeit in der Galerie war anstrengend gewesen, und Josie hatte Kopfschmerzen. Schließlich hatte sie keinerlei Erfahrung mit der Leitung eines Ladens, und das Cajun-Französisch der französischen Minderheit im US-Bundesstaat Louisiana, das sie sprach, ließ in den Augen der noblen Pariser bestimmt einiges zu wünschen übrig. Aber ihre Freundin traute ihr offenbar trotzdem zu, dass sie alles richtig machte, solange sie selbst mit Jacques auf Hochzeitsreise war. Alle ihre Einwände hatten nichts gefruchtet.
„Ich weiß nicht, Bree. Die Galerie, meine Bilder … Das schaffe ich nie. Dazu noch mein Französisch … Ich habe nicht annähernd so viel Energie wie du.“
Brianna hatte eine Haut wie Milchkaffee, riesengroße dunkle Augen und glatte schwarze Haare. Sie war groß und dünn wie ein Supermodel und sah einfach umwerfend aus. Allerdings hatte sie sich nie auf ihr Aussehen verlassen, um zu bekommen, was sie wollte – mit Ausnahme vielleicht von Jacques, einem steinreichen Kunsthändler, den sie bei einer Messe in London kennengelernt hatte.
Josie hatte das Angebot ihrer Freundin abgelehnt. Aber das war auch noch vor Barnardos Ausstellung in New Orleans gewesen, in der auch ein Akt hing, den er von ihr gemalt hatte.
Josie massierte sich die Schläfen, und dabei löste sich eine Locke aus ihren roten Haaren und ringelte sich über ihre Wange. Auf einmal fiel ihr das Atmen schwer. Sie brauchte unbedingt frische Luft. Vielleicht brachte ihr der Anblick des erleuchteten Eiffelturms auch neue Inspiration, denn plötzlich erschienen ihr die Farben ihrer Wasserspeier, die ihr gestern noch so gut gefallen hatten, viel zu bunt. Und so schob sie das hohe Wohnzimmerfenster hoch und spähte über den Hof und durch die kahlen Bäume über die Dächer hinweg in den Himmel.
Doch der Eiffelturm war von hier aus nicht zu sehen, und so hockte sie sich auf die Fensterbank, klemmte die Füße unter die Heizung und lehnte sich noch ein wenig weiter hinaus. Vorsichtshalber hielt sie sich am Fensterrahmen fest. Schneeflocken landeten auf ihrer Wange und schmolzen sofort zu kleinen Wassertropfen. Es war bitterkalt. Endlich kam der Eiffelturm, das Wahrzeichen von Paris, in ihr Blickfeld. Wie immer konnte sie sich gar nicht daran sattsehen.
Da hörte sie einen Mann pfeifen.
Vor Schreck ließ sie das Fenster los. Den Bruchteil einer Sekunde hatte sie den Eindruck, das Gesicht eines dunklen, gut aussehenden Mannes zu sehen. Dann begann alles um sie herumzuwirbeln, und sie verlor das Gleichgewicht.
Irgendwie bekam sie das Regenrohr zu fassen und hielt sich daran fest. Ihr Herz klopfte wie wild, und sie war unfähig, sich zu bewegen. Und so blieb sie einfach auf dem Fenstersims sitzen. Das Blut pochte in ihren Schläfen, als sie ihren Blick über die dunkle Fensterfront gegenüber schweifen ließ. Eine Haarnadel pikste sie in den Kopf, und sie zog sie kurzerhand heraus und schüttelte ihre langen roten Locken, sodass sie ihr in wilden Wellen über die Schulter fielen.
Im hohen, schwarzen Fenster direkt gegenüber meinte sie, eine Bewegung wahrzunehmen. Ein Mann schien da im Dunkeln zu stehen.
Ihr wurde heiß. „Hallo?“ Josie hielt den Atem an und verengte die Augen. „Ist da jemand?“
Eine Gänsehaut überzog ihre Arme, und eine seltsame Erregung erfasste sie. Ihre Brustspitzen wurden hart.
Konnte es wirklich sein, dass sie beobachtet wurde? Von
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