Collection Baccara Band 0297
ihr eine Mail in die Galerie geschickt. Sie hatte sie ignoriert, wie alle anderen Mails zuvor. Mindestens zehn Minuten hatte sie klopfenden Herzens mit sich gerungen, die Hand an der Maus.
Die ganze letzte Zeit, seit Adam aus Paris abgereist war, hatte sie sich nicht besonders wohlgefühlt. Irgendwie anders als sonst. Dann hatte sie eine leichte Grippe gehabt, aber kaum war sie davon genesen, war ihr immer wieder ohne Grund und zu unregelmäßigen Zeiten schwindlig geworden. Aber es war nicht besonders schlimm oder häufig genug, um zum Arzt zu gehen, und so hatte sie ihren Zustand auf ihr gebrochenes Herz geschoben.
Lucas war seit ein, zwei Wochen wieder in Paris, und seitdem verfolgte er sie mit seinen Anrufen.
Entschlossen, beide Männer aus ihrem Leben zu verbannen, ging Josie in die Küche und stellte den Gasboiler an. Dann durchsuchte sie ihren Kühlschrank nach etwas Essbarem. Aber allein der Anblick der verschiedenen Käsesorten, des Räucherfischs und Schinkens schlug ihr auf den Magen.
Sie erhob sich wieder und atmete tief durch. Komisch, dass sie keinen Appetit hatte. Aber wenigstens ein Glas Wasser wollte sie trinken.
Gerade hatte sie die Flasche geöffnet und eine Zitrone aufgeschnitten, da hörte sie den alten Aufzug ächzen. Er hielt in ihrem Stockwerk an. Schwere Schritte kamen auf ihre Tür zu. Dann klingelte es.
„Mademoiselle, Sie haben Besuch. Einen sehr adretten Besuch.“
Lucas? Bitte nicht! Josie erstarrte.
„S’il vous plaît, Mademoiselle. C’est très froid.“ Ja, sie wusste, dass es im Treppenhaus kalt war.
Madame Picard musste klar sein, dass sie zu Hause war, denn sie hatte sie unten auf der Treppe getroffen, und sie hatte ihr die neuesten Fotos von ihrem Enkel gezeigt.
Josie seufzte. Und natürlich, als sie die Tür öffnete, fand sie sich Lucas gegenüber. Er lächelte breit.
„Madame Picard hat mir gesagt, dass du zu Hause bist. Darf ich hereinkommen?“
Sie nickte nur stumm. Ihre Vermieterin wünschte einen schönen Abend und ging.
„Willst du etwas trinken?“ Josie konnte ihm einfach nicht in die Augen schauen. Wusste er Bescheid? „Wasser oder ein Glas Wein?“
„Danke, gar nichts.“ Er sah sie forschend an. Dann legte er den Finger unter ihr Kinn und zwang sie, den Kopf zu heben. Mit einem Ruck wich sie zurück.
„Was ist los? Du bist blass. Geht es dir nicht gut?“ Vielleicht wusste er Bescheid.
Josie schenkte Lucas Wein ein, aber er rührte sein Glas nicht an.
„Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen“, erwiderte Josie so beiläufig wie möglich.
„Warum hast du mich nicht zurückgerufen?“
„Zu viel zu tun.“ Sie machte eine unbestimmte Handbewegung. „Ich habe viel gemalt.“
Lucas sah sich um. „Wo ist deine Staffelei?“
Auf keinen Fall würde sie ihm sagen, dass ihr beim Geruch von Terpentin übel wurde. Und es ging ihn auch nichts an, dass sie sich im Internet oder mit Computerspielen von ihren trüben Gedanken abgelenkt hatte.
„In der Galerie habe ich dich auch nicht angetroffen.“
„Ja, wir hatten ein paar Tage zu.“
„Das habe ich gemerkt. Deshalb habe ich angerufen und heute dann Madame Picard bestochen, als ich mir anders nicht mehr zu helfen wusste.“
Er sah sie so sehnsüchtig an, dass sie schlucken musste.
Er hat keine Ahnung.
„Ich weiß, dass ich mich unverzeihlich benommen habe, und ich fühle mich auch schrecklich. Es tut mir leid, wirklich. Aber ich dachte, Adam hätte dir alles erzählt.“
„Adam?“ Lucas sah sie verwirrt an. „Was hat er denn damit zu tun?“
„Dann hat er dir nicht erzählt, dass er in Paris war?“ Lucas schüttelte den Kopf, und Josie spürte, wie die Wut in ihr hochstieg. Wie konnte Adam so gemein sein, sie in diese peinliche Lage zu bringen? „Ja, er war kurz hier.“
Lucas’ Augen wurden schmal. „Mutter hat nur erzählt, dass er auf Geschäftsreise ist. Aber jetzt, wo du es sagst, fällt mir auf, dass die beiden sehr unbestimmt waren. Was wollte Adam hier? Und was hatte er bei dir zu suchen?“
„Frag ihn selbst.“
Josie straffte die Schultern und ging zum Fenster. Von hier aus hatte sie Adam zum ersten Mal gesehen – und sich in dummen Fantasien verloren.
„Er hat da drüben gewohnt, vor gut zwei Wochen.“ Ihre Stimme klang tonlos.
„Du hast ihn kennengelernt?“
Sie nickte. „Ja, an dem Abend, an dem er ankam. Sein Flugzeug hatte Verspätung. Wir haben zusammen gegessen.“
„Was noch?“
„Das musst du ihn selbst fragen.“
„Jetzt schau mich
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