Collection Baccara Band 0297
anders bist, als ich erwartet hatte. Wir verdienen dich beide nicht.“
Josies Hand krampfte sich um den Hörer. Konnte sie ihm glauben? Sie zwang sich, sich daran zu erinnern, wie schamlos Barnardo sie umgarnt hatte, bevor er sie schließlich verraten hatte.
„Josie, ich kann ja verstehen, dass du mir nicht glaubst. Aber wenn du mir einfach einmal zuhörst, würdest du deine Meinung vielleicht ändern.“
„Ich wüsste nicht, was du mir noch erzählen könntest, was ich nicht schon weiß.“
„Dass ich dich mag und dich nicht vergessen kann. Ich möchte gern nach Paris kommen.“
„Und was ist mit Abigail?“
„Sie hat damit nichts zu tun.“ Seine Stimme klang mit einem Mal sehr angestrengt. „Ich habe mir ein paar Tage freigenommen und könnte am Freitag bei dir sein. Ich muss dich einfach sehen.“
„Willst du dir jetzt zwei Frauen halten, Abigail und mich?“
„Das ist nicht …“
Damit warf sie den Hörer auf die Gabel. Im selben Moment wurde ihr erst bewusst, dass sie kein Wort von dem Baby gesagt hatte.
Aber sie würde ihm auch nichts sagen, solange sie so wütend war. Auf keinen Fall.
Zwei Tage später klarte das Wetter unerwartet auf, und es wurde sonnig und überraschend warm. Am Nachmittag kam eine junge schwarzhaarige Frau in die Galerie und stellte sich als Freundin von Brianna vor.
„Ich habe Zeit und könnte die Galerie hüten“, erklärte sie fröhlich. „Dann könnten Sie sich ein paar Stunden freinehmen.“
„Ist das Ihr Ernst?“
„Ja, natürlich. Brianna hat mir erzählt, dass Sie Malerin sind und gern fotografieren. Außerdem glaubt sie, dass Sie ein bisschen Zeit für sich selbst brauchen. Und da sie so mit Jacques beschäftigt ist … Diese frisch gebackenen Ehemänner sind immer so anstrengend.“ Nicole kicherte. „Meiner war es jedenfalls. Das lässt nach zwei Jahren zwar nach, aber schön ist es immer noch. Sogar sehr schön.“
Mit Adam war es auch schön gewesen. Warum musste nur alles sie an Adam erinnern?
„Keine Angst, ich habe das schon oft gemacht. Brianna hat mir einen Schlüssel gegeben, damit ich abends abschließen kann. Sie brauchen sich also darum nicht zu kümmern.“
Drei Stunden später, als die Sonne unterging und mit ihren Strahlen die Wolkenränder rosa färbte, lag Josie unter dem Eiffelturm auf der runden Scheibe, die die exakte Mitte des Bauwerks anzeigte, und knipste wild nach oben.
Drei Stunden war sie ziellos durch Paris gewandert und hatte ein Foto nach dem anderen geschossen, meistens kleine alltägliche Straßenszenen. Die Stadt war voll Atmosphäre und Schönheit.
Ich bin also schwanger.
Allmählich gewöhnte sie sich an den Gedanken. Und auf einmal kam auch der Appetit auf anderes als Ölsardinen und Schokolade wieder. Die Lust auf Bier war mit einem Schlag weg.
Ihre Brüder wollten mit ihr das Ende der Affäre Barnardo feiern. Allerdings hatte sie nicht vor, mit ihnen ins George V zu gehen oder ihnen von dem Kind zu erzählen.
Das musste warten, bis sie den Mut gefunden hatte, es Adam zu sagen.
Am Abend ging es ihr gut genug, um ein neues Bild anzufangen. Sie entschied sich für den Eiffelturm als Motiv, allerdings durften auch ein oder zwei ihrer Wasserspeier nicht fehlen.
Schließlich trat sie einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. Adam würde vermutlich wissen wollen, was es bedeutete.
Sie legte den Pinsel ab. Was hieß das schon, Bedeutung? Das Leben war wie eine Reise, bei der man nie genau wusste, wo’s langging. Man schmiedete Pläne, wurde abgelenkt und landete auf Nebenwegen, die sich als langweilig oder katastrophal oder wunderbar entpuppten.
Sie trug Adams Kind in sich.
Adam. Sehnsucht erfasste sie. Schmerz und Zorn vermischten sich auf verwirrende Weise. Vielleicht war das der Grund, warum sie davor zurückschreckte, es ihm zu sagen. Denn dann würden all die heimlichen Wünsche und Sehnsüchte wieder an die Oberfläche drängen.
Trotzdem. Sie musste es ihm sagen, sie musste den Mut dazu finden. Und zwar bald.
Als das Telefon läutete, sah Adam mit einem Stirnrunzeln darauf hinunter. Hatte er seiner Sekretärin nicht gesagt, dass er nicht gestört werden wollte, bevor er diesen Vertrag fertig hatte?
Schließlich hob er ab, um dem Läuten ein Ende zu machen.
„Eine Brianna Boudro, Sir. Aus Paris. Es scheint wichtig zu sein.“
Der Name sagte ihm nichts, aber der Anruf kam aus Paris und musste mit Josie zu tun haben. Unwillkürlich richtete er sich auf.
„Entschuldigen Sie, dass ich Sie
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