Collection Baccara Band 0305
gegen den Wannenrand. Träumte Rafe wirklich von ihr?
Es war egal. Es muss mir egal sein, sagte sie sich. Sie war klug genug, um Fantasie und Realität nicht miteinander zu vermengen. Sie hatten zwar im Bett unheimlich gut harmoniert. Aber Träume waren keine Anleitung für das wirkliche Leben, und toller Sex war keine Basis für eine Ehe.
In Träumen, dachte sie und schloss die Augen, kann alles passieren.
Etwas bewegte sich in ihr.
Sie legte die Hand auf den Bauch. Jedes Mal war sie von Neuem fasziniert, wenn sie die Bewegungen dieses winzigen, in ihr wachsenden Wesens spürte. Würde sie sich im Verlauf der nächsten vier Monate an dieses Wunder gewöhnen? Oder würde sie eher verärgert als ehrfurchtsvoll sein, wenn das Baby größer war, und die Bewegungen sie nachts weckten?
Sie lächelte. Es würde ein Wunder bleiben. Zu ihrer großen Überraschung war sie gern schwanger. Oh, zuerst hatte sie Angst gehabt, und ihr war ständig übel gewesen. Sie war entsetzt gewesen, dass ihr so etwas hatte passieren können, dass sie so unverantwortlich gehandelt hatte. Doch als sie das erste Mal die Bewegungen des Babys spürte … lächelnd rieb sie ihren Bauch. Jetzt gefiel ihr sogar, wie sich ihr Bauch rundete.
Sie hatte nie davon geträumt, schwanger zu sein. Ihre Fantasien hatten sich um Erfolg gedreht. Aktien, dickes Bankkonto, sichere Rente. Luxuriöse Dinge jeglicher Art, angefangen bei handgefertigten Decken über Designerkleidung bis hin zu diesem antiken Rollschreibtisch, in den sie sich vor einiger Zeit hoffnungslos verliebt hatte.
Wenngleich es auch noch einen anderen Traum gegeben hatte … nein, das Wort war zu bedeutend für ihre Dummheit. Eine alberne Fantasie, mehr war es nicht gewesen. Harmlos, wie sie damals schien. Sie hatte drei Jahre lang bei Connelly Corporation gearbeitet, zwei Jahre davon als Grants Assistentin, und Rafe hatte nie privates Interesse an ihr gezeigt. Sie war sicher gewesen, dass dies auch nie geschehen würde, sicher, dass ihre Sehnsucht unerwidert bleiben würde … bis zu jener Nacht vor fünf Monaten, als die Connellys ein Barbecue in ihrem Cottage am See veranstaltet hatten.
Sie war dorthin gefahren, um von Grant einen Vertrag unterschreiben zu lassen. Und Rafe war aufgefallen, dass sie irgendetwas bedrückte. Weil ihr so schnell nichts Besseres einfiel, hatte sie behauptet, krank zu sein. Großer Fehler.
Rafe hatte angeboten, sie nach Hause zu bringen. Und sie, die dumme Träumerin, die sie gewesen war, hatte nicht protestiert …
Eine Nacht im Mai
„Also, was ist los?“, fragte Rafe, als sie auf dem Lake Shore Drive zurück in die Stadt fuhren.
„Nur ein kleiner Infekt, vermute ich.“ Der Abend dämmerte bereits, und der Lake Michigan wirkte grau und geheimnisvoll in dem schwindenden Licht. Auch auf Charlotte lastete ein Geheimnis. Es bedrückte sie und ließ sie wünschen, sie wäre irgendwo, nur nicht hier mit diesem Mann.
Sie lehnte den Kopf an die Kopfstütze. Der Wagen glitt ruhig und leise dahin, die Ledersitze waren unglaublich bequem. Doch die innere Spannung wollte nicht von ihr weichen. „Ich habe mir dich eher in einem sportlichen kleinen Zweisitzer vorgestellt.“
„Wenn ich den Wunsch verspüre, mit den Knien an der Brust zu reisen, dann fliege ich Economy Class.“
Sie musste lächeln. Rafe schaffte es, sie zum Lächeln zu bringen, sie wütend zu machen und sie Dinge fühlen zu lassen, die sie nicht fühlen wollte. „Ich wette, du bist noch nie in deinem Leben Economy Class geflogen.“
„Wette verloren.“ Er setzte den Blinker und verlangsamte die Fahrt. „Ich glaube nicht, dass du krank bist.“
„Wie kannst du das sagen? Du bildest dir doch nicht ein, ich hätte dich von der Party weggelockt, um mich mit dir zu amüsieren?“
Er lachte. „Keine schlechte Idee. Aber nein, du hast mit allen Mitteln versucht, mein Angebot, dich nach Hause zu bringen, abzulehnen. Du hast so einen verfluchten Hang zur Unabhängigkeit, Charlie.“
„Ich heiße Charlotte“, korrigierte sie ihn. Sie blickte auf ihren Schoß. Ihre Hände lagen dort ganz ruhig, obwohl sie innerlich unglaublich aufgewühlt war und die Gedanken durch ihren Kopf wirbelten. Irgendwie war es sehr intim, mit Rafe allein im Wagen zu sitzen und durch die Dunkelheit zu fahren. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen – etwas, das sie derzeit überhaupt nicht gebrauchen konnte. Es lenkte ab, und sie brauchte einen klaren Kopf, um herauszufinden, was dieser Techniker getan haben könnte,
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