Collection Baccara Band 0305
machen. Denn diese Frau tauchte zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten in seinen Gedanken auf. Und jetzt – jetzt besaß sie die Unverfrorenheit zu sagen, dass sie ihn nicht heiraten wollte.
„Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, was für einen Ring du haben möchtest?“
Sie runzelte die Stirn. „Bist du deshalb plötzlich so schlecht gelaunt? Weil du an einen Ehering denkst? Kopf hoch! Ich werde dich nicht heiraten.“
Er blickte auf ihren leicht gewölbten Bauch, die vollen Brüste und die wilde Mähne, die so gar nicht zu ihrem Image einer beherrschten Frau passte, das sie der Welt gern präsentierte.
Doch im Bett, da verlor Charlotte die Kontrolle. Schon bald, versprach er sich, würde er beginnen, einige ihrer vielen Geheimnisse aufzudecken. „Du hast es vielleicht nicht vor, aber du wirst es, Charlie. Du wirst es.“
Beim Essen herrschte eine angespannte Stimmung. Normalerweise war Rafes Gemütszustand leicht zu deuten. Wenn er verärgert war, explodierte er. Wenn er bezaubern wollte, war er charmant. Glücklich, niedergeschlagen, müde, fröhlich – seine Gedanken mochten ein Geheimnis sein, doch was er gerade fühlte, war für alle sichtbar. Heute Abend jedoch war er schweigsam, in sich gekehrt, unnahbar.
Nach dem Essen bestand Charlotte darauf, die Küche aufzuräumen, da er gekocht hatte. Er zuckte nur mit den Schultern und wünschte ihr viel Spaß. Als sie fertig war, war Rafe nirgends mehr zu sehen. Sie blickte zur Treppe und hörte, dass oben geduscht wurde.
Dann würde sie also unten bleiben.
Rastlos lief sie durch den großen Raum und begann aufzuräumen. Sich mit Rafes Sachen zu beschäftigen war einfacher, als sich mit ihm oder ihren Gefühlen für ihn zu beschäftigen.
Sie starrte auf die bunte Vielfalt in seinem Loft und hatte plötzlich ihre eigene Wohnung vor Augen. Das blaue Sofa aus zweiter Hand. Die horrend teure Kristalllampe. Die winzige, liebevoll eingerichtete Küche. Sie war kaum halb so groß wie Rafes Küche.
Sie verspürte Heimweh. Oje. Im Alter von sechsundzwanzig Jahren, nachdem sie seit neun Jahren allein lebte, hatte sie tatsächlich Heimweh. Wie lächerlich. Geistesabwesend griff sie sich mit einer Hand an die Brust, wo der Schmerz zu sitzen schien, und blickte auf das große, farbenfrohe Gemälde eines Gauklers, das im Essbereich hing.
Unwillkürlich musste sie lächeln.
„Wem gilt dieses Mona-Lisa-Lächeln?“
Sie drehte sich um. Rafe stand am Fuß der Treppe und rubbelte sich mit einem Handtuch die Haare trocken. Er trug eine blaue seidene Pyjamahose … und sonst nichts. Ihr Herz begann zu rasen. Um das zu kompensieren, zog sie eine Augenbraue hoch und sagte mit ihrer kühlsten Stimme: „Oh, du sprichst ja wieder.“
Er lächelte nicht. „Entschuldige. Ich habe nachgedacht.“
„Und es ist schwierig, zwei Dinge auf einmal zu tun. Denken und sprechen.“
Er rieb sich mit dem Handtuch die Brust. Ihr Blick folgte seiner Bewegung. „Ich habe dich verärgert, nicht wahr?“
„Ja.“ Machte er das mit dem Handtuch absichtlich? Sie sah wieder auf das Gemälde. „Es gefällt mir. Hast du es aus einer hiesigen Galerie?“
„Keine Galerie, aber es ist von einer hiesigen Künstlerin. Maggie hat es mir gemalt, als ich diese Wohnung gekauft habe. Sie behauptet, er erinnere sie an mich.“
Oh ja, dieses übermütige, selbstsichere Lächeln. „Ich würde sagen, sie kennt dich sehr gut.“
„Wir kennen Menschen selten so gut, wie wir sie zu kennen glauben.“ Er kam näher. „Warum hast du es getan, Charlie? Warum hast du meinen Vater hintergangen?“
Ihr wurde flau im Magen, und ihr gingen tausend Ausreden durch den Kopf. Erklärungen, Entschuldigungen, doch kein Wort kam über ihre Lippen.
„Wie viel hat man dir dafür gezahlt? Oder bist du erpresst worden? Haben sie dich irgendwie in der Hand? Verdammt, Charlie!“ Er legte die Hand um ihren Arm und drehte sie zu sich um. „Rede mit mir! Erklär es mir.“
„Ich schulde deinem Vater vielleicht eine Erklärung, dir aber nicht.“
„Wir können keine Ehe eingehen, wenn das zwischen uns steht.“
Sie schüttelte seine Hand ab. „Welche Ehe? Jetzt hör mir genau zu, Rafe – ich werde dich nicht heiraten.“
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, zog er sie an sich und legte seine Lippen auf ihre. Nicht zärtlich, wie vor fünf Monaten, als er sie das erste Mal geküsst hatte, sondern hart und fordernd, fast brutal. Angst breitete sich in ihr aus wie ein wütendes Feuer.
Doch halt.
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