Collection Baccara Band 0311
können. Sie war es leid, sich nichts mehr leisten zu können. Das vergangene Jahr war die Hölle gewesen. Es wäre so einfach, sich dem Willen ihres Vaters zu beugen und Nathan zu heiraten. Sie straffte die Schultern. „Kann ich meine Ohrringe zurückhaben?“
„Ich behalte sie lieber noch eine kleine Weile.“
„Warum?“
„Vor drei Wochen bist du einfach aus meinem Leben verschwunden. Ich möchte sichergehen, dass du das nicht wieder tust.“
„Ich bin nicht verschwunden.“ Ihr war klar, dass sie ihm etwas vormachte. Aus Angst, sich die Finger zu verbrennen, war sie vor der glühenden Leidenschaft zwischen ihnen regelrecht geflohen. „Bitte, Nathan, können wir morgen darüber reden? Ich bin müde und brauche Zeit, um nachzudenken. Wie wäre es, wenn wir uns um zehn Uhr zum Frühstück treffen?“
Da Emma sich offensichtlich geschlagen gab, ließ er sie los und wich zurück. Schweigend beobachtete er, wie sie den Reißverschluss ihres Kleides hochzog. „Ich hole dich hier um zehn Uhr ab“, setzte er hinzu.
„Um zehn. Sicher.“ Sie flüchtete, bevor er sie aufhalten konnte. Denn sie fürchtete nicht, die Kraft zu haben, ihm noch einmal zu widerstehen. Sie musste noch heute Nacht hier weg. Hastig lief sie über die Hintertreppe in den ersten Stock. Erst dann war sie sicher, dass er ihr nicht folgte, und hielt inne.
Das Foyer wurde auf drei Stockwerken von einem breiten Flur umschlossen, darüber wölbte sie eine mit Wolken bemalte Kuppel. Nachdenklich blickte Emma hinunter in den Eingangsbereich. Ihr Vater hatte fünfzig Millionen Dollar ausgegeben, um auf dem riesigen Grundstück im Norden von Texas ein Stück französischer Geschichte wieder aufleben zu lassen. Das gut dreieinhalbtausend Quadratmeter große, prachtvolle Haus mit den in Pastelltönen gehaltenen Wänden und den französischen Antiquitäten war Schloss Versailles nachempfunden. Das Haus zu bauen hatte drei Jahre gedauert – auch weil ihr Vater jedes Detail persönlich beaufsichtigt hatte. Das hatte ihn von der Scheidung von seiner vierten Frau abgelenkt und ihn davon abgehalten, sich im Emmas Leben einzumischen.
Doch als Anfang Februar die letzten Möbel geliefert worden waren, hatte Silas seine Aufmerksamkeit leider wieder seiner einzigen Tochter zugewandt. „Und er beschwert sich darüber, dass ich zu viel Geld ausgebe“, murmelte sie, während sie näher ans Geländer trat und in die Tiefe sah. Die Silvesterparty war noch immer in vollem Gang.
„Hier bist du.“
Emma drehte sich zu ihrem Vater um, der auf sie zukam. Er war dreiundsechzig Jahre alt, hatte aber die Energie und die athletische Figur eines zwanzig Jahre jüngeren Mannes. Er setzte sowohl seine Größe als auch seine starke Persönlichkeit ein, um Geschäftspartner wie Familienmitglieder einzuschüchtern.
„Ich habe dich zusammen mit Nathan gesehen.“ Er musterte ihr zerwühltes Haar. „Habt ihr geredet?“
„Oh ja, das haben wir“, murmelte sie.
„Wunderbar. Komm mit nach unten. Ich möchte eure Verlobung bekannt geben.“
Emma hasste Streit. In ihrer Jugend hatte sie während des Rosenkrieges ihrer Eltern gelernt, Auseinandersetzungen möglichst aus dem Weg zu gehen. „Nicht heute Abend, Daddy. Ich bin müde.“
„Unsinn. Ich kündige nur kurz eure Verlobung an und bringe einen Toast auf euch aus.“
„Es gibt keine Verlobung.“ In diesem Punkt würde sie nicht nachzugeben.
„Hat er dich nicht gebeten, ihn zu heiraten?“, fragte er aufgebracht.
„Er hat mir mitgeteilt, dass wir heiraten. Und ich habe ihm gesagt, dass wir das nicht tun.“ Der Ärger, der in ihr aufstieg, verlieh ihr Mut. Sie musste einen Weg finden, sich den Plänen ihres Vaters zu widersetzen. Sie hatte nicht die Absicht, Mrs Nathan Case zu werden.
„Am letzten Valentinstag habe ich dir ein Jahr Zeit eingeräumt, um jemanden zu finden, den du heiraten willst. Das Jahr ist fast um, und du bist immer noch solo. Also habe ich einen Mann für dich gefunden.“
„Ich will Nathan nicht heiraten. Er ist der letzte Mann auf der Welt, den ich mir als Ehepartner aussuchen würde.“
Ihr Vater runzelte die Stirn. „Den Eindruck hatte ich nicht, als du dich an Weihnachten mit Jamie unterhalten hast.“
Emma stöhnte. Als wenn dieser Abend nicht schon demütigend genug gewesen wäre, musste sie jetzt auch noch erfahren, dass ihr Vater mitgehört hatte, wie sie mit ihrer Schwägerin sprach. Sie hatte ihr erzählt, was passiert war, nachdem Nathan und sie Grants Party verlassen
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