Collection Baccara Band 0311
der besten Pokerspieler des Landes zu bluffen und eine halbe Million Dollar zu gewinnen. Er hatte gelernt, Menschen zu durchschauen und die eigenen Gedanken zu verbergen. Diese Fähigkeiten hatten sich bei der Zusammenarbeit mit seinen Halbbrüdern während der letzten sechs Monate als hilfreich erwiesen. Er hatte schon vor langer Zeit begriffen, dass er sich bei ihnen keine Schwäche anmerken lassen durfte.
„Aber du hast einen unterzeichneten Vertrag in der Tasche?“, beharrte Max.
Nathan knirschte mit den Zähnen. „Wie ich schon gesagt habe, gibt es ein paar Details, über die wir noch verhandeln müssen.“
„Du warst dir deiner Sache doch so sicher. War Montgomery von deinem Angebot nicht beeindruckt?“
Die unausgesprochen enthaltene Beleidigung machte ihn wütend. Seine Brüder hatten ihren Geschäftssinn bei Aufsichtsratssitzungen großer Unternehmen erworben. Er dagegen hatte am Aktienmarkt spekuliert und in Risikokapital investiert, was ihm Millionen eingebracht hatte. Doch selbst wenn an seinen Investitionen nichts auszusetzen war – Max und Sebastian weigerten sich, seinem unternehmerischen Scharfsinn zu vertrauen. „Silas schaut sich die Zahlen an und gibt mir in sechs Wochen eine Antwort.“ Am Valentinstag. Er hatte nicht verstanden, warum Silas diesen Tag ausgewählt hatte, bis Emma ihm von dem Stichtag erzählt hatte.
„So lange? Wahrscheinlich ist ihm wie Sebastian und mir das Risiko einfach zu hoch. Zweihundert Millionen machen den Großteil unseres Kapitalvermögens aus. Wenn du dich täuschst, verlieren wir alles.“
Nachdem ihr Vater in den Ruhestand gegangen war, hatten Sebastian und Max die sehr riskante Geschäftsstrategie der Case Consolidated Holdings durch eine ultrakonservative ersetzt, was eine eindeutige Überreaktion gewesen war. Es war idiotisch gewesen, dass er sich von seinem Vater dazu überreden ließ, mit seinen Brüdern an der Spitze des Unternehmens zusammenzuarbeiten. Max und Sebastian brauchten ihn nicht. Sie brauchten nur einander und ihre Sicherheit. „Ich täusche mich nicht.“
„Ich habe den Eindruck, Risiko ist deine Droge.“
„Jeglichem Risiko, das ich geschäftlich eingegangen bin, ist eine Menge sorgfältiger Analyse vorausgegangen.
Max schnaubte. „Sorgfältige Analyse? Etwa am Pokertisch? Sieh den Tatsachen ins Gesicht. Aus diesem Deal wird nichts. Das bringt mich zum Grund meines Anrufs. Lucas Smythe hat sich zu einem Treffen bereit erklärt.“
Nathan war verärgert. Sebastian hatte vor ein paar Jahren Smythe Industries kaufen wollen, um durch das Portfolio Case Consolidated Holdings zu erweitern und die Risiken zu streuen. „Warum jetzt? Vor einem Jahr hat er unser Angebot rundweg abgelehnt.“
„Das hat er nicht gesagt, und es spielt auch gar keine Rolle. Sebastian und ich mögen Lucas’ Unternehmen. Und das Risiko hält sich in Grenzen.“
Genauso wie die Kapitalerträge. „Alles, was ich brauche, sind sechs Wochen, um die Details zu klären. Wenn ihr mir diese Zeit gebt, klappt das Geschäft. Dafür sorge ich.“
„Es geht nicht um dich, sondern darum, was das Beste für Case Consolidated Holdings ist. Hör auf, den einsamen Wolf zu spielen, und beweise uns, dass dir die Interessen des Unternehmens wichtiger sind als dein Ego.“
„Genau das tue ich.“ Die unfaire Kritik traf Nathan hart. In dieser Familie war er immer schon ein Außenseiter gewesen. Dass er einer Langzeitaffäre seiner Mutter mit Brandon Case entsprungen war, hatte ihm jegliche Chance auf ein normales Familienleben genommen. Nach ihrem Tod – damals war er zwölf Jahre alt gewesen – war er in der Familie Case aufgewachsen, worüber weder Brandons Ehefrau noch seine überfürsorglichen Söhne glücklich gewesen waren. Sebastian und Max standen einander so nahe, als seien sie Zwillinge, und die beiden schlossen ihn bis heute aus. „Mich als Teil eines Teams zu verhalten ist schwer, wenn ihr mich als Außenseiter behandelt“, fügte er hinzu.
Einen Moment lang herrschte Stille. Dann meinte Max kühler denn je: „Ich sage Sebastian Bescheid, dass wir uns morgen Nachmittag im Büro treffen. Dann kannst du uns auf den neuesten Stand bringen.“ Er legte auf.
Nathan fluchte leise und dachte über seine Lage nach. Die letzten sechs Monate waren die Hölle gewesen. Wenn er Herausforderungen nicht so liebte, hätte er wahrscheinlich nicht so lange durchgehalten.
Er erinnerte sich an die Nacht nach Grants Party und hatte plötzlich Emma vor Augen. Sie hatte
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