Collection Baccara Band 0312
Ein Anruf von Luke um diese Zeit konnte nur mit den Ermittlungen zusammenhängen. Soweit sie wusste, tätigte er keine privaten Anrufe. Zumindest rief er sie nicht an. „Hast du den Durchbruch in dem Fall geschafft?“
„Nein, aber ich habe deinen Bodyguard vom Flughafen abgeholt, und wir sind auf dem Weg zu dir. Also steh auf und koch Kaffee. Er zieht noch heute bei dir ein.“
Maggie schoss hoch wie eine Rakete und hätte fast das Moskitonetz von der Decke gerissen. Ihr Bodyguard? Trotz ihrer reichen, prominenten Familie hatte sie immer versucht, so normal wie möglich zu leben. Ohne Haushälterin, Chauffeur, Koch oder Bodyguard. Sie putzte selbst, fuhr selbst und kochte selbst. Sicher, ihre Wohnung war ein Zweimillionendollar-Loft, ihr Wagen ein Lamborghini, und sie kaufte ihre Lebensmittel in einem Delikatessengeschäft, dennoch, sie versorgte sich selbst.
„Ich habe die ausgeklügeltste Alarmanlage, die es auf dem Markt gibt“, fuhr sie fort. „Ich brauche keinen Bodyguard.“
„Tut mir leid, aber dein Bruder ist mit mir einer Meinung, dass Bruno bei dir wohnen sollte, bis der Fall aufgeklärt ist.“
Ihr Bruder. Sie hätte wissen müssen, dass Rafe die Hand im Spiel hatte. Er und Luke schienen sie für ein hilfloses junges Mädchen zu halten. „Bruno. Was für ein blöder Name.“ Sie stellte sich ein Muskelpaket mit Stiernacken vor, das ihre Tür bewachte.
„Ich habe Bruno in Aktion erlebt, Maggie. Und ich lasse mich nicht davon abbringen, ihn zu engagieren. In fünfzehn Minuten sind wir bei dir. Und wenn du uns nicht hereinlässt, dann brechen wir ein und beweisen dir, wie nutzlos deine Alarmanlage ist. Du hast nicht einmal eine Überwachungskamera.“
Sie schäumte vor Zorn, ihre Augen sprühten Funken. Das würde Luke ihr büßen. Und auch Bruno. Sie würde dem Bodyguard das Leben zur Hölle machen.
Maggie wusch sich das Gesicht und putzte sich die Zähne, doch sie zog sich nicht um und kochte auch keinen Kaffee. Wenn Luke frischen Kaffee haben wollte, dann würde sie ihn mit einem Tritt in den Hintern nach Kolumbien befördern, wo er seine eigenen Bohnen ernten konnte.
Fünfzehn Minuten später ertönte die Klingel. Mit der Fernbedienung öffnete sie das Sicherheitstor zur Tiefgarage, dann verließ sie den Loft und wartete vor dem Fahrstuhl, der zu ihrer Wohnung führte. Das Industriegebäude war nach ihren Vorstellungen umgebaut und modernisiert worden, nur den nostalgischen Fahrstuhl hatte sie behalten.
Sie hörte den Aufzug kommen, und als er hielt und die Tür aufging, fiel Maggie die Kinnlade hinunter.
Lukes Begleiter lief an der Leine.
Bruno war ein Hund. Die größte und kräftigste Kreatur, die sie je gesehen hatte.
„Das ist mein Bodyguard?“
Luke und das Tier verließen den Fahrstuhl. „Hast du etwas anderes erwartet?“
„Du weißt verdammt gut, dass ich dachte, Bruno sei ein Mann.“
Der Hund reagierte weder auf seinen Namen noch auf die Schärfe in Maggies Stimme. Luke dagegen besaß die Frechheit, vielsagend eine Augenbraue hochzuziehen. Offensichtlich war es ihm egal, dass er sie schon morgens um fünf ärgerte.
„Warum sollte ich einen anderen Mann bei dir wohnen lassen? Verdammt, Maggie, dann könnte ich auch selbst bei dir einziehen.“
Warum hast du es nicht getan, wollte sie ihn fragen. Warum bist nicht du mein Bodyguard? Mein Mitbewohner?
Weil er Bruno den Job übertragen hatte.
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den sandfarbenen, massigen Hund. Er war fast einen Meter hoch und wog sicherlich hundert Kilo. Seine Stirn war faltig, und er hatte ein breites Maul. Schnauze, Nase und Ohren waren fast schwarz, wie eine dunkle Maske.
„Was ist das für eine Rasse?“
„Ein englischer Mastiff.“
Sie betrachtete Brunos ernstes Gesicht. Sie bezweifelte, dass ein Hund von dieser Größe sich jemals auf den Rücken rollen, die Pfoten in die Luft strecken und sich am Bauch kraulen lassen würde. Maggie tätschelte seinen Kopf und entschied, ihm ein paar Kunststückchen beizubringen.
„Es gibt keinen Grund, hier im Flur herumzustehen“, sagte sie und lud Luke und Bruno in ihre Wohnung ein.
Das Erste, was Luke an Maggies Loft auffiel, war das Oberlicht, durch das die Morgenröte einfiel.
Die Einrichtung war gewagt, aber ausgesprochen feminin. Eine Vielzahl von Materialien, von Moireseide bis zu lackiertem Holz, bestimmte den Charakter des Wohnzimmers. Grünpflanzen wuchsen in Tontöpfen, auf den Tischen standen Duftkerzen. Der Holzfußboden war weiß
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