Collection Baccara Band 0313
dem Erwachen aus dem Koma führte. Die Erkenntnis erfüllte sie mit Zufriedenheit, trotz des schwierigen Themas. Es fühlte sich gut an, mal etwas anderes zu diskutieren als ihren Gesundheitszustand.
Behaglich kuschelte sie sich in den weichen Ledersitz. „Also, warum ersparen Sie mir nicht die Mühe, ein Dossier über Sie in Auftrag zu geben, und erzählen mir freiwillig alles?“
„Mit oder ohne Halbwahrheiten und Lügen?“
Oha. Da gab es einen scharfen Schmerz, den er zu überspielen versuchte. Ein Gefühl, das etwas tief in ihrem Innern berührte.
Schweigen breitete sich aus, und April rechnete schon nicht mehr mit einer Antwort. Doch dann fing Seth an zu sprechen. „Mein Bruder Jesse …“, er schluckte schwer, „… und ich sind Söhne von Warner Bramson. Falls Sie diesen Namen nicht einordnen können: Warner Bramson war Multimillionär und ein unternehmerisches Genie.“
Sie neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. Seltsam, sich in dieser Weise auf den Vater zu beziehen: sie seien Söhne von Warner Bramson . „Kannten Sie ihn denn nicht?“, fragte sie.
„Ich kannte ihn sogar sehr gut. Er hat eine Menge Zeit mit uns Jungs verbracht.“
April setzte die wenigen Puzzleteile zusammen, die er ihr geliefert hatte. Irgendwas passte nicht zusammen. „Was stimmt hier nicht?“
Nach kurzem Zögern fuhr er tonlos fort: „Er verbrachte sehr viel mehr Zeit mit uns als mit seiner Frau und seinem ehelichen Sohn.“
„Oh.“ Jetzt fügten sich die Puzzleteile perfekt ineinander.
Er nickte stumm.
„Kennen Sie Ihren Halbbruder gut?“
„Unser erstes richtiges Zusammentreffen fand statt, während Sie im Krankenhaus lagen. Darüber gibt es auch eine Story in der Klatschpresse. Passen Sie also auf, dass Ihre Mitarbeiter dieses wichtige Detail ausgraben, wenn sie das Dossier über mich zusammenstellen“, meinte er augenzwinkernd.
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. „Sie haben sich auf Jesses Beerdigung getroffen.“
„Bingo. Anschließend haben wir uns ein bisschen unterhalten. Sind Sie eigentlich je zuvor in New England gewesen?“
Sie versuchte sich zu erinnern, aber nichts Bekanntes tauchte auf. Auch die Landschaft, die draußen vorbeiflog, sagte ihr nichts. „Ich weiß nicht“, erwiderte sie aufrichtig und begegnete Seths prüfendem Blick.
Eine Fangfrage. April wollte schon ungehalten reagieren, sagte sich dann aber, dass er jedes Recht hatte, sie auf die Probe zu stellen. Schließlich stand eine Menge für ihn auf dem Spiel, und warum sollte er ihr vertrauen? Für ihn war sie nur eine Fremde, verwickelt in einen tragischen Unfall, der seinem Bruder das Leben gekostet hatte. Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke.
War sie denn überhaupt eine Fremde für ihn?
Vielleicht gab es einen ganz natürlichen Grund, weshalb sie so intensiv auf Seth reagierte. Vielleicht kannte sie ihn längst, hatte in seinen Armen gelegen … Vielleicht hatten sie eine Affäre gehabt, und er wollte sie loswerden, weshalb er jetzt auf Distanz ging.
Vielleicht waren sie einmal ein Liebespaar gewesen …
Sie musste ihn das unbedingt fragen, musste es wissen. Nervös strich sie ihre Hose glatt. „Sie sagten doch, vor Ihrem Besuch in der Klinik sind wir einander nie begegnet.“
„Das ist richtig.“
April holte tief Luft und platzte heraus: „Es fühlt sich aber nicht so an, als ob wir einander nicht kennen.“
Für den Bruchteil einer Sekunde flackerte es in seinen Augen, doch sofort hatte er sich wieder im Griff. Sanft fragte er: „Wie fühlt es sich denn an?“
„Ich weiß nicht recht.“ Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. „Irgendwie so, als gäbe es da etwas zwischen uns.“
Er warf ihr unter schweren Lidern einen unergründlichen Blick zu. „Können Sie das bitte etwas näher definieren?“
„Wenn Sie mich ansehen, dann …“
„Dann?“ Jetzt war seine Stimme nur noch ein raues Flüstern.
Auf einmal wurde ihr der Mund trocken, und sie hatte Mühe, zu sprechen. „Dann ist es so, als existierte zwischen uns eine Verbindung …“
„Eine ‚Verbindung‘? Tja, klingt verlockend, aber ich fürchte, dass es sich nur um ein ganz normales Prickeln handelt, nichts Besonderes.“
Das nannte er normal? „Passiert Ihnen so was öfter?“ Sie merkte selbst, dass es ein wenig spitz klang.
Er zögerte. „Nein.“
„Und trotzdem finden Sie das normal?“ Ihr Herz pochte aufgeregt.
„Okay, ich korrigiere mich: Zwischen uns scheint es ziemlich heftig zu
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