Collection Baccara Band 0313
falschen Voraussetzungen aus. Schließlich hatte sie deutlich genug erklärt, dass sie nichts von ihm wollte. Doch dann dachte sie an seine ebenso deutlichen Worte: Ich will nur mein Hotel zurück . Dazu brauchte er sie … und ihr Erinnerungsvermögen. Deswegen auch seine Suche nach Nähe. Mit ihr als Frau hatte das nichts zu tun, das vergaß sie besser nicht.
Inzwischen hatte Seth den Hotelmanager mit den wichtigsten Informationen versorgt. „Also, um zu verhindern, dass Ms Fairchilds Amnesie bekannt wird, sind bestimmte Verhaltensregeln nötig, was das Hotelpersonal betrifft“, sagte er jetzt. „Erzählen Sie Ihren Leuten, dass Ms Fairchild hier ist, um sich von dem Unfall zu erholen, und in Ruhe gelassen werden möchte. Keine anteilnehmenden Fragen, keine Autogramme. Bitte überhaupt keine Konversation, die über Ms Fairchilds Bedürfnisse, was ihren Hotelaufenthalt betrifft, hinausgeht. Haben wir uns verstanden?“
„Absolut.“ Oscar nickte ernst und machte sich rasch ein paar Notizen.
„Zweitens. Wie es scheint, hat Jesse kurz vor seinem Tod einen Vertrag über das Lighthouse Hotel mit Ms Fairchild abgeschlossen, der sie zur neuen Eigentümerin macht. Bis die Rechtskraft dieses Vertrags geklärt ist, wünsche ich, dass man Ms Fairchild mit dem angemessenen Respekt behandelt und alle ihre Wünsche ohne zu zögern erfüllt. Auch was diesen Aspekt betrifft, brauche ich Sie wohl nicht an strikte Diskretion zu erinnern.“
„Selbstverständlich nicht, Mr Kentrell.“
„Danke, Oscar. Entschuldigen Sie, wenn ich etwas kurz angebunden bin, aber ich möchte Ms Fairchild gern so schnell wie möglich in ihre Suite begleiten. Wir kommen geradewegs aus dem Krankenhaus.“
„Ms Fairchilds Wohlergehen hat oberste Priorität, keine Sorge“, erwiderte Oscar mit einem warmen Lächeln in Aprils Richtung. „Warten Sie bitte, ich hole einen Kofferträger.“
Nachdem Oscar den Raum verlassen hatte, wandte sich April an Seth. „Danke.“
„Wofür?“
„Dass Sie den Vertrag erwähnt haben. Schließlich war das nicht unbedingt nötig, da die Rechtslage noch völlig ungeklärt ist. Sollte der Vertrag ungültig sein, blieben Sie weiterhin der rechtmäßige Eigentümer, und niemand bräuchte etwas zu erfahren.“
„Aber bis es so weit ist, betrachte ich Sie als mögliche neue Besitzerin und möchte sicherstellen, dass man Sie entsprechend behandelt. Das gehört sich so.“
„Ich weiß das zu schätzen.“ Dieser Mann machte sie wirklich neugierig. Einerseits schien er ein Ehrenmann durch und durch, immer bestrebt, das Richtige zu tun. Andererseits lag manchmal, nur für den Bruchteil einer Sekunde, etwas Dunkles, Wildes in seinem Blick, ein Funkeln, das ihn gefährlich erscheinen ließ. Irgendetwas verbarg Seth, und April war entschlossen, mehr darüber herauszufinden.
Als sie wenig später zusammen mit einem grün livrierten Pagen in der gläsernen Aufzugkabine standen, durchzuckte sie plötzlich eine Art Déjà-vu-Erlebnis. Irgendetwas regte sich am Rand ihres Bewusstseins, doch wenn sie versuchte, es zu fassen, entglitt es ihr und verschwand im Dunkel. Auf dem Weg zu ihrer Suite konzentrierte April sich ganz besonders intensiv auf ihre Umgebung, doch es stellte sich kein weiteres Vertrautheitsgefühl ein. Frustriert musste sie sich eingestehen, dass der winzige Erinnerungsfetzen, der an die Oberfläche drängte, wieder in ihr Unterbewusstsein abgedriftet war, auf das sie keinen Zugriff hatte.
Seth entließ den Pagen mit einem großzügigen Trinkgeld und hielt April die Tür zu ihrer Suite auf. „Am besten, Sie ruhen sich jetzt erst mal aus. Sie müssen ja völlig kaputt sein nach der ungewohnten Anstrengung. Eine Woche lang haben Sie nur gelegen, das darf man nicht unterschätzen.“
Im selben Moment, als er das sagte, spürte sie plötzlich eine bleierne Müdigkeit in den Gliedern. „Stimmt, ein Nickerchen wäre jetzt nicht schlecht, denke ich.“
„Wenn Sie so weit sind, klopfen Sie einfach an die Verbindungstür. Ich bin im angrenzenden Büro und arbeite. Oder lassen Sie sich über die Rezeption zu meiner Suite durchstellen.“ Sein Blick wanderte zu ihren Lippen. „Ich werde warten.“
3. KAPITEL
April schlief den ganzen Nachmittag durch und auch die folgende Nacht. Am nächsten Morgen erwachte sie frisch und ausgeruht, bereit, die neue Umgebung zu erkunden. Nachdem sie rasch geduscht hatte, entdeckte sie einen Zettel unter der Verbindungstür zu Seths Suite.
Melden Sie sich, wenn Sie fertig
Weitere Kostenlose Bücher