Collection Baccara Band 0314
haben. Aber die Pflicht ging vor, und es erschien ihr unter diesen Umständen unpassend, Feste zu feiern. Kein Wunder, dass sie kein Liebesleben hatte oder jemanden, der sie in schweren Zeiten unterstützte. In all den Jahren hatte sie nie eine feste Beziehung gehabt.
Während sie an all den Menschen vorbeikam, die vor den Läden flanierten und lachend am Strand entlangspazierten, spürte sie den Neid wie einen Stich ins Herz. Sie alle schienen so sorglos und fröhlich in den Tag hinein zu leben.
Tränen stiegen Tamera in die Augen, und da sie allein war, ließ sie ihnen freien Lauf. Sie standen ihr auch zu, fand sie, schließlich hatte sie heute einen emotionalen Tiefschlag nach dem anderen einstecken müssen.
Tamera zweifelte daran, dass sie stark genug war, es zu Beginn dieses großen Projekts und in den letzten Lebenstagen ihres Vaters mit Cole aufzunehmen. Vielleicht war es ja einfacher, der Öffentlichkeit eine stahlharte Fassade vorzugaukeln, wenn sie sich privat auch mal gehen ließe. In ihrem Berufsleben durften Verletzlichkeit und Schwäche allerdings keinen Platz einnehmen.
Sie parkte in ihrer Garage und zog das Handy aus ihrer Handtasche. In der Erwartung, auf die Mailbox zu sprechen, wählte sie Coles Büronummer, doch er nahm selbst ab.
„Cole Marcum.“
Tamera schloss die Augen, lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze und unterdrückte die schon wieder aufsteigenden Tränen. „Ich dachte nicht, dass du so spät noch arbeitest.“
„Tamera.“ Sie hörte seine Überraschung und sein Lächeln durch das Telefon. „Warum rufst du dann an?“
„Um dir eine Nachricht zu hinterlassen. Ich würde mich morgen gern gleich in aller Frühe mit dir treffen, um mit den Plänen anzufangen.“
„Wunderbar. Meine Jacht liegt in Bal Harbor.“
Sie hob den Kopf und riss die Augen auf. „Deine Jacht? “
„Ja, dort arbeite ich normalerweise. Das ist der Platz, an dem ich meine Gedanken in aller Ruhe ordnen kann und nicht unterbrochen werde. Ich gebe meinen Mitarbeitern Bescheid, dass sie morgen freihaben.“
Tamera verspürte umgehend einen Anflug von Kopfschmerzen und rieb sich die Stirn. „Ich denke nicht daran, auf deine Jacht zu kommen. Schließlich handelt es sich nicht um einen Höflichkeitsbesuch. Wir sind Architekten, Cole, und Architekten treffen sich üblicherweise in Besprechungsräumen.“
Cole lachte kurz auf, und als Tamera das hörte, wurde sie noch nervöser.
„So arbeite ich nun mal zu Beginn eines Projektes, Tamera. Ich lasse einen kleinen Lunch vorbereiten, damit wir ungestört durcharbeiten können. Sagte Victor nicht etwas wie ‚alle Hemmungen ablegen‘? Wir müssen uns den Wünschen unseres Auftraggebers doch fügen, oder?“
Am liebsten hätte sie aufgelegt. Er war offensichtlich wild entschlossen, seinen Kopf durchzusetzen.
„Vertrau mir“, fuhr er in diesem besänftigenden Tonfall fort. „Es wird dir gefallen, wenn du dir um nichts anderes Sorgen machen musst als darum, ob dein Edding-Marker mit deiner Kreativität Schritt halten kann.“
Jetzt musste auch Tamera lachen. „Ich werde mal darüber hinwegsehen, dass du mich gerade gebeten hast, dir zu vertrauen, und warne dich – solltest du auch nur den leisesten Versuch unternehmen, mich zu bezirzen oder irgendwelche Spielchen mit mir zu treiben, dann verlasse ich auf der Stelle dein Boot, und wir werden jedes weitere Treffen in meinem Büro abhalten. Also, wie finde ich deine Jacht?“
Er gab ihr genaue Anweisungen, und als er schließlich auflegte, hatte Tamera das Gefühl, als hätte sie die Kontrolle über die Situation Stück für Stück aus der Hand gegeben. Doch falls dies wirklich Coles Art zu arbeiten war und Victor glaubte, dies könne dem Entwurf dienen, dann musste sie es den beiden Männern wohl recht machen, damit die Baupläne fertig würden, ehe …
Tamera stieg aus ihrem Wagen und versuchte, die eingestürzten Mauern um ihr schweres Herz schnell wieder hochzuziehen. Sie konnte keine weitere Enttäuschung verkraften. Nicht jetzt, wo so viel auf dem Spiel stand.
3. Kapitel
Cole hatte Tamera die Wahrheit erzählt, als er ihr sagte, er könne am besten auf seiner Jacht arbeiten. Allerdings musste er zugeben, dass er die Mitarbeiter einer anderen Firma nicht an Bord geladen hätte.
Er wollte Tamera zeigen, was für ein Mensch er heute war. Und außerdem wollte er seinen Verführungsplan so schnell wie möglich starten. Dies war die perfekte Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu
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