Collection Baccara Band 0314
Walter. Bitte grüßen Sie ihn von mir, wenn Sie ihn besuchen.“
Ein dicker Kloß bildete sich in ihrer Kehle. Rasch trank sie das letzte Schlückchen Champagner und lächelte dann den beiden Männern zu.
„Ich muss jetzt gehen. Danke für Ihre Einladung, Victor. Auf Wiedersehen, Cole.“
Eilig entfernte sie sich über den gepflasterten Patio und durchquerte das Haus, um zu den in der Auffahrt stehenden Limousinen zu gelangen. Sie wollte nur noch weg von hier.
Auf dem Heimweg erst wurde sie etwas ruhiger. Doch sobald sie die Augen schloss, erschien Coles Bild vor ihr. Cole, wie er sie liebte, Cole, der sie tröstete, Cole, der sich vor ihr wegen der Liebe zu seiner Familie rechtfertigte.
Warum nur hatte er aus der Vergangenheit wieder auftauchen müssen?
Das schrille Läuten des Telefons riss Tamera aus dem Schlaf.
Das war er – der Anruf, den sie fürchtete. Sie wusste es bereits, als sie die Hand nach dem Hörer ausstreckte.
„Hallo.“
„Tamera, hier ist Schwester Camille vom Mercy.“
Tamera ließ sich zurück in die Kissen fallen. Ihre Hand zitterte. „Er ist tot“, flüsterte sie.
„Mein herzliches Beileid. Ihr Vater musste nicht mehr leiden, es ging zum Schluss ganz schnell. Wir haben ein Bestattungsunternehmen beauftragt. Sie sind bereits auf dem Weg hierher.“
„Ich bin gleich bei Ihnen.“ Tamera schob ihre Trauer beiseite. Sie musste jetzt funktionieren, ihren Gefühlen konnte sie sich später hingeben.
Sie streifte ein rotes Sommerkleid über, schlüpfte in braune Flipflops und machte sich auf den Weg zum Hospiz. Sie wollte dort sein, ehe der … Leichnam ihres Vaters abgeholt wurde.
Wie sie dieses Wort hasste. Es schien ihr so unpassend. Alles erschien ihr so unpassend. Solche Dinge geschahen doch nur anderen Leuten. Und nicht ihr.
Jetzt war sie wirklich ganz allein. Sie hatte keine Familie mehr.
Nie wieder würde sie die Stimme ihres Vaters hören, ihn nie wieder voller Stolz von einem beruflichen Erfolg erzählen hören, nie wieder seine Zustimmung erfahren.
Vor dem Hospiz parkte sie ein und stellte den Motor ab. Dann atmete sie tief durch.
Sie würde es schaffen. Sie musste es schaffen.
Auf der Station kam Camille sofort auf sie zu und legte einen Arm um sie.
„Kommen Sie, ich lasse Sie einen Moment allein mit Ihrem Vater, damit Sie sich verabschieden können.“
Tamera nickte und betrat zögernd das Zimmer.
Er sah aus, als würde er friedlich schlafen.
Ihre Beine zitterten, als sie zum Bett ging und ihm das Laken über die Schultern zog.
Dass er endlich seinen Frieden gefunden hatte, tröstete sie irgendwie. Sicher, das Leben ohne ihn würde nicht mehr so sein wie früher, aber es wäre egoistisch, ihn sich zurückzuwünschen in ein Dasein voller Schmerzen. Hinter ihm lag ein erfülltes, glückliches Leben, das er in vollen Zügen genossen hatte.
Sie kniete sich vor das Bett und küsste ihn auf die Stirn. „Ich liebe dich, Daddy“, flüsterte sie. „Ich verzeihe dir.“
Cole legte den Hörer auf. Er hatte seit ihrer Auseinandersetzung jeden Tag angerufen, um sich nach Walter zu erkundigen. Denn ihm war klar, dass Tamera sich ihm nach dem Tod ihres Vaters nicht anvertrauen würde, und daher musste er auf dem Laufenden bleiben.
Nun war er tot, doch Cole empfand kein allzu großes Bedauern.
Er würde Blumen an das Beerdigungsinstitut schicken lassen und einen persönlichen Blumengruß an Tam.
Oder sollte er ihr die Blumen doch lieber persönlich überbringen? Nur um sicherzugehen, dass es ihr gut ging, und um sich ein letztes Mal vor ihr zu verteidigen. Auf Victors Party hatte er dazu keine richtige Gelegenheit gefunden.
Und noch etwas. Er musste sie jetzt, solange sie noch so dünnhäutig war, dazu bringen, seine Sicht der Dinge zu begreifen. Vielleicht konnte er sie dann davon überzeugen, die Firma ihres Vaters zu verkaufen und für ihn zu arbeiten.
Cole erhob sich schwungvoll vom Sofa und ging ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Tameras Vater war mitten in der Nacht verstorben. Nun war es zehn Uhr vormittags, also sollte sie jetzt zu Hause sein.
Während er sich rasch ankleidete, überlegte er sich, was er ihr alles sagen wollte, um sie auf seine Seite zu ziehen.
Die Fahrt von seinem Haus bis zu Tameras Wohnung in South Beach war nur kurz, besonders an einem Sonntagmorgen.
Er parkte auf der Straße hinter ihrem Auto.
Im Geiste bereitete er sich auf den Gemütszustand vor, in dem er sie wohl vorfinden würde – ärgerlich, bedrückt, geschockt
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