Collection Baccara Band 0314
oder auch betäubt. Er würde sie trösten, wie immer es ihr auch ging.
Cole klingelte und wartete. Doch als sie ihm aufmachte, stellte er fest, dass er eine Gefühlsregung nicht bedacht hatte – Leere.
Ohne darauf zu warten, dass sie ihn hereinbitten würde, ging er auf sie zu und legte die Arme um sie.
„Nein.“ Tamera befreite sich aus seiner Umarmung und wandte sich ab. „Ich brauche deinen Trost nicht.“
Cole blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Verhalten und ihr feindseliger Ton machten ihm Sorge.
„Du musst keine Angst davor haben, zusammenzubrechen, Tam.“ Er trat näher. „In einer solchen Situation ist es ganz normal, zu weinen und verzweifelt zu sein.“
Mit roten verschwollenen Augen drehte sie sich zu ihm um. „Woher weißt du es?“
„Spielt das eine Rolle?“
„Ich will dich nicht hier haben.“
„Das verstehe ich“, beeilte er sich zu sagen. „Aber wer sonst sollte dir beistehen?“
Stolz reckte sie das Kinn. „Wer sagt, dass ich Beistand brauche? Es geht mir gut, Cole.“
„Gut.“ Er verschränkte die Arme, obwohl er sie viel lieber um Tamera gelegt hätte. Wie dumm von ihm. Er hatte doch nun wirklich nicht die Absicht, sich über die berufliche Ebene hinaus weiterhin mit ihr einzulassen. „Die Beerdigung findet diese Woche statt, nehme ich an?“
Sie nickte, doch ihr Blick ging an ihm vorbei ins Leere.
„Wenn du etwas brauchst, dann ruf mich an. Weise mich nicht zurück, nur weil du zu stolz bist.“
„Ich weise dich wegen deines Stolzes zurück“, verbesserte sie ihn leise und traurig.
„Den habe ich längst abgelegt. Kannst du das auch von dir behaupten?“
„Wie bitte? Du kommst hierher, weil du glaubst, du fändest mich am Boden zerstört vor, und ich würde mich in deine Arme stürzen, und alles wäre gut?“
Sie wusste nicht, was sie sagte. Nur so konnte er sich ihre verletzenden Worte erklären.
„Ganz ehrlich“, sagte er leise, „ich wollte von dir hören, dass du jemanden brauchst. Und dieser jemand wäre ich gern gewesen, jawohl. Aber ich verlange natürlich nicht, dass du den Tod deines Vaters und gleichzeitig unsere Vergangenheit bewältigst. Ich bin kein Dummkopf, Tam, aber ich werde dich auch nicht auf Knien anflehen.“
Er drehte sich um und ging zur Tür, wobei sie ihn schweigend beobachtete. Er würde sie eine Weile in Ruhe nachdenken lassen. Stolz und Lügen hatten ihn schon einmal in Probleme gebracht, diesen Fehler wollte er nicht wiederholen.
Es schüttete an diesem Morgen wie aus Kübeln, und Tamera schaltete die Scheibenwischer eine Stufe höher. Sie wusste nicht, wohin sie eigentlich fuhr, nur dass sie nicht nach Hause wollte. Ins Büro konnte sie auch nicht. Die Erinnerung an ihren Vater begegnete ihr dort an jeder Ecke.
Erst als sie über die Brücke nach Star Island fuhr, wurde ihr bewusst, was sie tat. Sie musste es tun. Nach der Beerdigung ihres Vaters wusste Tamera jetzt, dass das Leben zu kurz war, um nachtragend zu sein. Sie hatte ihrem Vater vergeben, und nun musste sie auch Cole vergeben.
Vor Coles Anwesen parkte sie. Sie ließ ihre Tasche und die Schlüssel im Auto und stieg aus. Was sie zu sagen hatte, würde nicht länger als eine Minute in Anspruch nehmen.
Kaum war sie aus ihrem Auto ausgestiegen, als der Regen sie auch schon bis auf die Haut durchnässt hatte. Das Haar klebte ihr am Kopf und auf den Schultern.
Doch sie blieb einfach stehen. In Gedanken spulte sie ihr ganzes Leben wie im Zeitraffer ab. Sie sah ihren Vater, der sie beim Begräbnis ihrer Mutter an der Hand hielt, wie er ihr das Autofahren und Tanzen beibrachte, die Augenblicke, in denen er ihr seine kleinen Geschäftstricks verriet, und schließlich der Augenblick auf dem Friedhof, als die Sargträger seinen Sarg in das offene Grab hinunterließen. Und sie sah die Blumen und die Beileidskarte des Architekturbüros Marcum. Cole.
„Tamera.“
Sie drehte sich in die Richtung, aus der Coles Stimme kam. Er stand nur mit Shorts bekleidet auf der Türschwelle.
Im selben Augenblick, als er ihren Gesichtsausdruck sah, musste er Bescheid gewusst haben.
Mehr brauchte es nicht. Sie schlang die Arme um seine nackte Taille und wünschte sich, von seiner Stärke zehren zu können. Doch stattdessen spürte sie nur, wie alle Kraft sie verließ.
Was auch immer Cole und sie erlebt hatten, sie hegte noch immer Gefühle für ihn. Er war der einzige Mann, den sie je geliebt hatte, und sie brauchte ihn jetzt. Sie brauchte seine Schulter, um sich auszuweinen, und es
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