Collection Baccara Band 0315
länger als drei Wochen bleiben würde. Eher weniger, wenn es nach Sid ging. Wenn ihre Zeit auf dem Gestüt vorüber war, dann war auch die Zeit mit Raf vorbei. Keine Verpflichtung. Keine feste Bindung. Für Imogene war das in Ordnung. Schließlich lebte sie für ihre Karriere. Warum war sie dennoch so deprimiert?
Da Doris offensichtlich keine weiteren Informationen liefern würde, schlug Imogene ihr freundschaftlich auf den Rücken und lächelte. „Meinen Sie, ‚die Jungs‘ hätten etwas dagegen, wenn ich mich zu ihnen geselle? Ich habe noch nie gesehen, wie ein Fohlen geboren wird.“
Doris grinste. „Meine Güte, Mädchen. Was machen Sie auf einem Gestüt?“
„Ich versuche, reiten zu lernen.“ Und versuche, mich nicht in meinen Reitlehrer zu verlieben.
Doris schnalzte mit der Zunge. „Das war vielleicht der Grund, weshalb Sie gekommen sind. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass Sie aus einem ganz anderen Grund bleiben wollen.“
„Ich werde nicht bleiben, denn ich habe einen Job. Während ich hier stehe und mich mit Ihnen unterhalte, stapelt sich auf meinem Schreibtisch die Arbeit.“
Doris schaute Imogene an. „Die Arbeit hält Sie nachts nicht warm, Honey.“
Imogene fand den Stall mit der fohlenden Stute und trat ein. Sie sah Ali und Mr Blaylock im Gang stehen.
Als Imogene sich ihnen näherte, nahm Blaylock seine Kappe ab, und Ali nickte ihr zu. Raf hockte in der Ecke der überdimensionierten Abfohlbox, die Ellenbogen auf den Knien abgestützt, die Hände aneinandergepresst. Alle drei Männer beobachteten gespannt die Stute, die keuchend auf der Seite lag.
„Soll ich den Tierarzt jetzt rufen?“, fragte Ali.
Raf hob die Hand. „Noch nicht. Ali, Sie können nach Hause zu Ihrer Frau gehen. Blaylock, Sie auch. Es kann hier noch eine Weile dauern.“
Für Imogene war das das Stichwort, auch zu gehen, zumal Raf ihre Anwesenheit gar nicht zur Kenntnis genommen hatte. Doch als sie den Männern gerade folgen wollte, hörte sie ihn sagen: „Genie, bleib. Komm in die Box und leiste mir Gesellschaft. Bitte.“
Er musste sie nicht zweimal bitten. Imogene hob den Riegel, öffnete die Boxentür und trat leise ein. „Wo soll ich hin?“
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Hock dich neben mich.“
Imogene tat es, blieb aber auf Abstand zu ihm. Eine angenehme Stille herrschte im Stall, unterbrochen nur von dem gelegentlichen Gewieher der Stute. „Was meinst du, wie lange es noch dauert?“, fragte Imogene schließlich.
„Es ist bald so weit.“
„Wie lange geht das schon so?“
„Ein paar Stunden.“
„Und sie braucht keinen Tierarzt?“
„Nein. Es ist ihr zehntes Fohlen. Sie lässt sich gern Zeit. Sie wird gebären, wenn sie so weit ist.“
„Wie heißt sie?“
„Jasmine, aber ihr offizieller Name ist …“
„Egal. Ich nenne sie Jasmine.“
Während sie die Stute weiter beobachteten, stand das Tier zweimal auf und hob den Schwanz, dann legte es sich wieder hin. Die Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu zwei Stunden, und immer noch hatte es nicht den Anschein, als würde sie bald abfohlen.
Imogenes Beine verkrampften sich, also setzte sie sich auf ihren Hintern, zog die Knie an und legte die Arme darauf. Die Späne waren zumindest sauber und rochen nach frisch geschlagenem Holz. Sie sah zu Raf, der immer noch hockte, und war überrascht, dass seine Schenkel diese Position so lange aushielten. Auch wenn er sehr muskulöse Oberschenkel hatte. Und wunderbar männliche Arme. Seine Hände waren groß, die Finger lang und schlank. Sie erbebte, als sie daran dachte, wie aufregend er sie mit diesen Fingern verwöhnt hatte.
„Ist dir kalt?“
„Nein. Alles in Ordnung.“
„Möchtest du lieber zurück ins Haus? Es ist spät.“
Sie wollte nicht einen Moment von ihm getrennt sein, auch wenn es bedeutete, auf dem Stallboden zu sitzen und auf Jasmine zu warten, die entschlossen schien, sich Zeit zu lassen. „Auf keinen Fall. Ich will die Geburt nicht verpassen.“
„Hast du noch nie die Geburt eines Fohlens gesehen?“
„Nein. Ich habe noch keine Geburt erlebt.“
„Es ist etwas, was man nicht verpassen sollte. Es ist wirklich ein Wunder, und wir haben im Leben nicht oft die Chance, dieses Wunder zu erleben.“
„Ich bin bereit zu warten.“ Auf die Stute zu warten. Darauf zu warten, noch einmal von Raf geküsst zu werden. Das und noch viel mehr. Vielleicht würde sie eines Tages sogar seine geheimnisvolle Seele verstehen.
Die Stute schnaubte, als glaubte sie, dass
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