Collection Baccara Band 0315
Minuten lang hemmungslos geweint hatte, putzte sie sich die Nase und trocknete sich die Augen, um sich um das Abendessen zu kümmern. Sie musste an ihr Baby denken und richtig essen.
Während sie die Zutaten für einen Hackbraten aus dem Kühlschrank holte, fragte sie sich, was Brett wohl aß. Vielleicht kochte Chastity für ihn. Oder er ging ins Nugget und saß allein in „ihrer“ Nische …
Er hatte heute in der Praxis wirklich müde ausgesehen.
Sie hoffte, dass es ihm gut ging. Sie vermisste ihn.
Aber das war nichts Neues.
Sie hatte ihn monatelang vermisste. Der einzige Unterschied war, dass er jetzt wirklich weg war.
Nadine servierte Brett das Essen, das er bestellt hatte.
Er nahm ein Steakmesser zur Hand. „Noch einen Whiskey.“
„Es geht mich zwar nichts an, aber es ist dein dritter.“
„Stimmt. Es geht dich nichts an. Bring mir den Whiskey.“
„Und wenn du zu einem Notfall gerufen wirst?“
Brett blickte auf sein Steak, dann wieder zu Nadine, die an seinem Tisch stand und keine Anstalten machte zu gehen. Was ist nur aus den guten alten Zeiten geworden, fragte er sich. Als eine Kellnerin noch das getan hat, was ein Gast ihr gesagt hat. „Du hast gewonnen, Nadine. Kein Whiskey. Aber jetzt verzieh dich endlich und lass mich in Ruhe mein Steak essen.“
„Zeig nicht mit dem Steakmesser auf mich“, knurrte sie, verschwand aber in Richtung Küche.
Brett aß. Dann legte er Geld auf den Tisch, einschließlich eines wesentlich höheren Trinkgelds, als eine penetrante Kellnerin wie Nadine verdient hatte. Er konnte es nicht abwarten, ins St. Thomas zu kommen und sich richtig zu betrinken.
Was er dann aber doch nicht tat. Nadine hatte recht. Er könnte zu einem Notfall gerufen werden und würde es sich nie verzeihen, wegen Trunkenheit einem Patienten nicht helfen zu können.
Er ging zurück ins Sierra Star und verbrachte den Rest des Abends damit, sehnsüchtig auf einen Anruf von Angie zu warten – schaffte es aber nicht, den Hörer zu nehmen und sie anzurufen.
Am Freitag, in der Praxis, wagte er es, seine Noch-Ehefrau nach ihrem Befinden zu fragen.
„Ganz gut.“
„Wenn du etwas brauchst …“
„Nein, danke, Brett. Es ist alles okay.“ Dann ging sie in eines der Behandlungszimmer, um einem Patienten eine Spritze zu verabreichen.
Er sah ihr nach und dachte, dass dies endlich ein Ende haben musste. Sie mussten sich aussprechen.
Aber sie taten es nicht. Sie wohnte weiter allein im Haus, er in der Pension seiner Mutter. Diese Nacht und auch Samstagnacht.
In der Stadt brodelte die Gerüchteküche. Da niemand etwas Genaues wusste, kursierten die abenteuerlichsten Geschichten. Dass Brett eine andere Frau hatte, dass Angie einen anderen Mann hatte. Dass sie die Stadt verlassen wollte und er nicht. Dass er ihre Familie leid war und Angie vor die Wahl gestellt hatte – die Dellazolas oder er.
Ihn störte das Gerede nicht. Okay, die Geschichte, Angie hätte einen anderen Mann, ärgerte ihn doch etwas. Da er aber wusste, dass es nicht stimmte, schaffte er es, das Gerede zu ignorieren. Er lebte schon lange genug in dieser Gegend, um vor dem Tratsch die Ohren zu verschließen.
Am Sonntag war er so frustriert, dass er nicht einmal das Bett verlassen wollte. Warum sollte er aufstehen?
Um neun kam er zu dem Schluss, dass Aufstehen besser war, als einfach nur herumzuliegen. Er duschte. Rasierte sich. Eilte die Treppe hinunter, um zu frühstücken.
Er war allein im Frühstücksraum. Die derzeitigen Gäste waren Frühaufsteher. Seine Mutter schenkte ihm Kaffee ein und servierte ihm ein Frühstück. Er nahm die Zeitung und las gerade die Schlagzeile auf der Titelseite, als Chastity sich zu ihm setzte.
Langsam ließ er sie Zeitung sinken. „Was ist los, Ma?“
„Du“, sagte sie. „Du machst mich krank.“
Mist. Das konnte er gar nicht gebrauchen – ausgerechnet Chastity. Eine der bewundernswertesten Qualitäten seiner Mutter war, dass sie sich aus Dingen heraushielt, die sie nichts angingen. „Lass mich in Ruhe“, sagte er leise und hob die Zeitung wieder.
Sie riss ihm die Zeitung aus der Hand, knüllte sie zusammen und warf sie auf das Sideboard. „Komm in die Küche. Ich muss mit dir reden.“
Am Sonntag besuchte Angie die Frühmesse. Ihre Mom war dort und Tris, Clarice, Dani und natürlich auch Aunt Stella. Sie saßen alle zusammen.
Anschließend verlor niemand ein Wort darüber, dass Angie in der Bank geblieben war, während alle zur Kommunion gingen. Angie war froh darüber.
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