Collection Baccara Band 0319
vorbeigehen wollte, packte er sie und zog sie an sich. Sie konnte nicht widerstehen – sie schlang die Arme um ihn und genoss seine Umarmung, die nichts Erotisches an sich hatte. Sie hielten sich einfach gegenseitig fest.
„Ich wünschte, ich könnte dir geben, was du brauchst“, flüsterte er in ihr Haar.
Sie konnte kein Wort herausbringen. Denn damit war alles gesagt.
Da er uneingeladen aufgetaucht war, hielt Adam es nur für angemessen, sich an der täglichen Arbeit zu beteiligen. Als Katys Vater – Gabe, wie Adam ihn neuerdings nennen sollte – ihn einlud, mit hinauszureiten, um Zäune zu reparieren, willigte Adam gerne ein. Die Arbeit war anstrengend, doch es tat ihm gut, an der frischen Luft zu sein. Seit Beccas Tod hatte er sich zu einem echten Stubenhocker entwickelt. Es war an der Zeit, ein neues Leben zu beginnen.
Sie hatten schon eine ganze Reihe kaputter Zaunpfähle ersetzt, als Katys Mutter zu ihnen geritten kam und den Lunch brachte – dick mit Roastbeef belegte Sandwiches, eine Plastikschüssel voll Kartoffelsalat und kalte Limonade. Sie setzten sich und begannen zu essen. Adam war so ausgehungert, dass er zwei Sandwiches und einen riesigen Berg Salat verschlang.
„Gibt es in El Paso nichts zu essen?“, fragte Gabe ironisch.
„Wenn man nur am Schreibtisch arbeitet, bekommt man nicht solchen Appetit“, gab Adam zu.
„Stimmt, hier draußen verdient man sich seinen Hunger. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste tagein tagaus drinnen sitzen …“ Gabe schüttelte den Kopf. „Die Arbeit unter freiem Himmel ist mein Leben.“
„Hatten Sie nie den Wunsch, etwas anderes zu machen?“
„Niemals. Ich kenne dieses Land in und auswendig.“
„Es ist wirklich wunderschön.“
Gabe wies nach Osten. „Dort drüben hinter dem Zaun liegen zehn Morgen bestes Weideland. Früher gab es dort eine Pferdefarm, aber sie ging letzten Herbst pleite. Der Besitz wird nun zwangsversteigert.“
„Es wundert mich, dass niemand ihn kaufen wollte.“
„Die Zeiten sind schlecht. Eigentlich wollte ich es kaufen und die Ostweide erweitern, aber bei der Wirtschaftskrise ist es mir zu riskant. Für ein junges Paar wäre es allerdings ideal, um dort ein Haus zu bauen, eine Familie zu gründen und vielleicht ein oder zwei Pferde zu halten.“
Adam überlegte, ob Gabe wohl von Katy sprach. Hatte sie womöglich jemanden kennengelernt? Nein, das hätte sie ihm sicher erzählt. Aber sie würde wohl kaum für immer Single bleiben. Sie würde einen guten Mann finden. Einen der ihr alles gab, was er nicht konnte. Was sie verdiente .
„Soviel ich weiß, bekommt ihr bald die DNA-Ergebnisse“, fuhr Gabe fort, zerknüllte die Tüte seines Sandwiches und verstaute sie im Lunchbeutel. „Was wollt ihr tun, falls es Katys Baby ist?“
Eine heikle Frage. Bisher hatten sie es vermieden, über Adams Beziehung zu Katy zu sprechen. Doch irgendwann musste es ja kommen. „Ich versichere Ihnen, dass ich für Katy und das Baby sorgen werde. Es wird ihnen an nichts fehlen.“
„Wissen Sie, das Ganze macht irgendwie Sinn“, entgegnete Gabe. „Da Sie sich in eine meiner Töchter verliebt haben, ist es vielleicht nur natürlich, dass Sie sich auch in die andere verlieben.“
Liebe? Glaubte er – glaubte er etwa, Adam würde Katy heiraten ? „Katy und ich … wir haben eine etwas anders geartete Beziehung.“
„Telefoniert ihr deshalb fast jeden Abend stundenlang miteinander?“
„Gabe …“
„Und deshalb können Sie auch die Augen nicht vor ihr lassen?“
„Ohne Ihnen oder Katy zu nahe treten zu wollen, Sir, aber ich möchte niemanden heiraten.“
„Haben Sie etwas gegen die Ehe? Ich weiß, dass Becca ziemlich schwierig sein konnte, aber …“
„Becca war eine gute Ehefrau. Aber an dem Tag ihrer Beerdigung schwor ich mir, nie wieder zu heiraten.“
Gabe trank einen Schluck Wasser und dachte kurz nach: „Also wollen Sie Ihr Leben lieber allein verbringen? Klingt ziemlich traurig.“
Nicht allein. Er würde sein Kind haben. „So sehe ich es nicht.“
Gabe zuckte mit den Schultern. „Wir sollten uns wieder an die Arbeit machen. Wir haben bis zum Abendessen noch viel zu tun.“
Adam wollte nicht, dass Gabe oder Katys Mutter sich der Illusion hingaben, er würde Katy auf einem weißen Pferd entführen und mit ihr in den Sonnenuntergang reiten. Sie würden sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass er und Katy nur gute Freunde waren.
10. KAPITEL
Um drei Uhr nachmittags war Katy so müde, dass sie sich
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