Collection Baccara Band 0320
die Augen, als sie den Duft von Edwards Pfeifentabak wahrnahm. Oh Gott. Sie konnte es nicht. Nicht jetzt. Sie musste unbedingt allein sein. Zumindest so lange, bis sie sich wieder im Griff hatte.
Als sie schwankte, hielt David sie an den Schultern fest, um sie zu stützen. „Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja.“ Von wegen – gar nichts war in Ordnung. Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie schniefte und war entsetzt, dass noch mehr Tränen folgten.
„Es sieht nicht danach aus.“ Er sah ihr bleiches Gesicht. „Was ist los?“ Er sehnte sich danach, sie an sich zu ziehen und in den Armen zu halten, doch angesichts ihrer vorherigen Unstimmigkeit war er nicht sicher, dass sie es zulassen würde.
Sie schüttelte den Kopf. Wie könnte sie davon sprechen, wie sehr sie Edward vermisste? David zeigte keinen Schmerz über den Tod seines Vaters. Sie konnte nicht sagen, ob er überhaupt trauerte. Was auch immer er fühlte, was auch immer in ihm vorging, er wollte es nicht mit ihr teilen.
„Tanya, was ist los?“ Er suchte ihren Blick, wünschte, sie würde mit ihm reden.
„Nichts.“ Verzweifelt kämpfte sie gegen die Tränen an.
Er runzelte die Stirn und wischte mit dem Daumen eine Träne fort. „Das stimmt nicht.“
Seine sanfte Berührung vermochte sie zu beruhigen. Sie sehnte sich danach, von ihm in die Arme geschlossen zu werden, doch sie wich zurück. „Es ist … nur der Duft von dem Pfeifentabak deines Vaters, der mich aus der Bahn geworfen hat.“ Sie holte tief Luft und fühlte sich schon etwas besser.
Er hatte nicht einmal den Geruch wahrgenommen, geschweige denn, ihn mit seinem Vater in Verbindung gebracht. Tanya dagegen hatte er zum Weinen gebracht. „Du zitterst am ganzen Körper.“
„Es ist schon gut.“
„Wirklich?“ Sie war immer noch kreidebleich und sah aus, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen. Unter den Augen hatte sie dunkle Ränder. Der Tod seines Vaters nahm sie schrecklich mit. „Lass uns morgen die Bücher ansehen“, schlug er vor. „Du siehst aus, als könntest du eine Pause gebrauchen.“
„Mit mir ist alles in Ordnung“, log sie. Wenn sie nicht bald wegkam, würde sie anfangen, wie ein Schlosshund zu heulen. „Ich weiß, dass dies etwas ist, was nicht länger hinausgeschoben werden sollte.“
„Die Bücher können warten.“
Tanya zögerte. Die letzten Tage waren stressig gewesen, und sie hatte nicht gut geschlafen. Die nächtlichen Träume wurden immer intensiver. Da war das Gesicht von jemandem, einem Mädchen, wie sie meinte, doch sie war sich nicht sicher. Wenn sie morgens aufstand, war sie erschöpft, als wäre sie gerade erst ins Bett gegangen. Hinzu kam der Druck, mit ihrer Trauer und mit David fertig zu werden. So langsam wurde es etwas viel.
Doch sie wagte nicht, in Davids Gegenwart Schwäche zu zeigen. Er zweifelte bereits daran, dass sie die Plantage leiten konnte. „Okay. Ich öffne die entsprechenden Dateien auf dem Computer und lasse dich dann allein, damit du sie durchsehen kannst“, schlug sie vor. Das würde ihr Gelegenheit geben, sich in ihr Zimmer zurückzuziehen und sich zu sammeln.
„Wenn du meinst“, erwiderte David und beobachtete sie.
Tanya lächelte ihn höflich an und ging dann um den Schreibtisch herum. Sie fuhr den Computer hoch, und kurz darauf erschien auf dem Monitor der gesuchte Ordner. „Hier findest du alles, was mit der Plantage zu tun hat. Wenn du Fragen hast, dann können wir sie uns jederzeit gemeinsam ansehen.“ Sie ging zur Tür und blickte zurück zu ihm. „Ich bin in meinem Zimmer, wenn du mich brauchst.“
Ohne seine Antwort abzuwarten, floh sie durch die Tür in die Sicherheit ihres Zimmers. Dort warf sie sich aufs Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf.
3. KAPITEL
David betrat das Esszimmer und nahm an dem großen Eichentisch Platz. Er wunderte sich, dass Tanya noch nicht zum Abendessen erschienen war. Eines hatte er über sie seit seiner Rückkehr gelernt: Sie war überpünktlich. Er zog eine Grimasse. Ohne Zweifel war sein Vater dafür verantwortlich. Seine Mutter hatte darauf bestanden, dass er und sein Vater pünktlich zum Essen erschienen. Nach ihrem Tod hatte sein Vater strikt an der Regel festgehalten.
War das ein Versuch seines Vaters gewesen, das Andenken an seine Mutter lebendig zu halten? David schüttelte den Kopf. Es war lächerlich, seinen Vater analysieren zu wollen. Sosehr er sich auch bemühte, er konnte den gefühllosen Mann, der ihn erzogen hatte, nicht gleichsetzen mit dem
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