Collection Baccara Band 0320
„Ich habe keine andere Wahl.“
„Und Tanya?“ Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben.
„Sie wird die Plantage weiterhin leiten.“
Ruths Gesichtszüge entspannten sich. „Gut.“ Sie wollte das Esszimmer verlassen, drehte sich aber an der Tür noch einmal zu ihm um. „Wissen Sie, jeder hier mag Tanya sehr. Sie kam als verängstigtes junges Mädchen, und ich kann nur ahnen, wie schrecklich es gewesen sein muss, sich nicht an die Vergangenheit erinnern zu können. Trotz des Unfalls, bei dem sie das Gedächtnis verloren hat, hat es nicht lange gedauert, bis sie die Plantage zusammen mit Edward geführt hat. Ihr Vater hatte großen Respekt vor ihr.“
Voller Bewunderung fuhr sie fort: „Dieses letzte Jahr hat sie besonders viel geleistet. Abgesehen davon, dass sie die Farm leitete, hat sie Ihren Vater, nachdem der Krebs diagnostiziert worden war, zu jedem Arzttermin gefahren. Als sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, hat sie ihn gepflegt und jede Nacht bei ihm gesessen. Er hat sie wie eine Tochter geliebt.“
David nahm den Krug mit dem Eistee und füllte sein Glas. Seine lässige Haltung ließ nicht ahnen, wie angespannt er in Wirklichkeit innerlich war. „Ich weiß.“
Ruth kniff die Augen zusammen. „Wissen Sie es wirklich, David?“ Sie sah aus, als wäre sie nicht sicher, ob sie ihm glauben sollte. „Tanya ist ein ganz besonderer Mensch. Ihr Vater hat das auch erkannt. Deshalb hat er sie bei sich aufgenommen. Er sah ihr Potenzial, wollte es fördern.“
Davids innere Anspannung wuchs. Sein Vater hatte Tanyas Potenzial gesehen, das seines Sohnes aber nicht. David verdrängte die Enttäuschung. Trotz der Verbitterung über seinen Vater musste er sich bei Tanya entschuldigen.
„Keiner von uns möchte, dass die junge Frau noch einmal verletzt wird“, sagte Ruth. „Sie hat weiß Gott genug durchgemacht.“
„Ich will ihr nicht wehtun.“
Sie bedachte ihn mit einem scharfen Blick. „Vielleicht nicht, aber ich erinnere mich, dass sie Sie einmal sehr vergöttert hat.“
„Das ist lange her. Sie war noch ein Kind.“
Ruth schwieg einen Moment, dann wurde ihr Blick weicher. „Die Zeit verändert nicht alles.“
Damit verließ sie den Raum, und David begann zu essen. Ruths letzte Bemerkung ging ihm immer wieder durch den Kopf. Sie täuscht sich, sagte er sich. Sie musste sich täuschen. Wenn nicht, dann würde es noch schwerer werden, sich nicht mit Tanya einzulassen. Fast unmöglich. Verdammt, jedes Mal, wenn sie zusammen waren, wollte er sie berühren.
Er schob seinen Teller weg und leerte sein Glas. Was war der wirkliche Grund, warum Tanya nicht zum Essen gekommen war? Hatte sie keinen Hunger? Oder war sie krank?
Er beschloss, nach ihr zu sehen, stand auf und ging zu der Treppe, die zu den Schlafzimmern in der zweiten Etage des Hauses führte.
Die Quartiere der Angestellten befanden sich im hinteren Teil des Hauses im Erdgeschoss. Die erste Etage war für Gäste reserviert, und die Etage darüber bewohnte die Familie. Oben lief er den Flur entlang zu ihrem Zimmer, das in der entgegengesetzten Richtung seines eigenen lag. Vor Tanyas Tür blieb er stehen.
„Tanya?“ Er klopfte zaghaft und wartete auf Antwort. Als sich nichts rührte, griff er nach der Türklinke, dann zögerte er.
Sollte er hineingehen? Besser nicht. Es war möglich, dass sie schlief. Wenn das so war und er noch einmal klopfte, dann würde er sie wecken.
Und wenn sie krank war? Er dachte an all die Monate, die sie sich um seinen Vater gekümmert hatte. Wenn sie sich nicht wohlfühlte und Hilfe brauchte, dann hatte sie es verdient, dass jemand nach ihr schaute.
Und so klopfte er erneut, auch wenn es klüger wäre es zu gehen.
Verwundert über das Klopfen hielt Tanya den Atem an. Sie hatte Ruth gesagt, dass sie nicht gestört werden wollte. Wer konnte es sein?
David?
Oh Gott, er durfte sie nicht so sehen. Wenn der Mann merkte, dass sie nicht stark genug war, mit ihrer Trauer umzugehen, könnte er auch meinen, dass sie nicht in der Lage war, die Plantage zu leiten. Und dann hätten sie wieder diese Diskussion.
Sie versuchte, sich ganz still zu verhalten, und presste das Gesicht ins Kissen, um ihre Schluchzer zu dämpfen. Warum konnte sie nicht aufhören zu weinen? Erst hatte sie sich in den Schlaf geweint, und als sie vorhin erwachte, flossen sofort wieder die Tränen. Der Kummer war so groß, dass er ihr fast das Herz zerriss. Sie war es leid, immer stark sein zu müssen.
Als die Klinke gedrückt und
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