Collection Baccara Band 0320
beinahe getan?
4. KAPITEL
Tanya zog ihr Nachthemd an und fiel praktisch ins Bett. Trotz ihrer bleiernen Erschöpfung fand sie keine Ruhe. Im Gegenteil. Ihre Gedanken kreisten unaufhörlich darum, was gerade geschehen war.
Das zweite Mal in ihrem Leben hatte sie sich David an den Hals geworfen. Wie könnte sie ihm jemals ihr Verhalten erklären?
Du warst verzweifelt. Es fühlte sich gut an, umarmt zu werden, und er hat dir nur Trost gespendet .
Ja, aber was als tröstliche Geste begann, hatte sich zu etwas Intimem gesteigert. Wäre sie bei Verstand gewesen, hätte sie sich nie von ihm küssen lassen.
Und ganz bestimmt hätte sie seinen Kuss nicht erwidert.
Du machst dir etwas vor. Du wolltest von ihm geküsst werden .
Ihr Herz schlug schneller, als ihr Verstand die Wahrheit flüsterte. Sie hatte es wirklich gewollt. Und zwar viel mehr als einen Kuss.
Sie hatte mit ihm schlafen wollen und wollte es immer noch. Ein tiefer Seufzer kam über ihre Lippen. Und wenn sie mit David geschlafen hätte, was dann? Er lebte sein Leben in Atlanta und hatte klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er nur hier war, um die Bedingungen in Edwards Testament einzuhalten. Nach dem Jahr würde er Cottonwood verlassen.
Sie verlassen.
Könnte sie das noch einmal verkraften? Sich mit David einzulassen wäre ein schwerer Fehler. Emotionaler Selbstmord.
Er hatte ihr einmal wehgetan. Sicher, sie war erst siebzehn gewesen. Jung und naiv. Trotzdem hatte es wehgetan, erst leidenschaftlich geküsst zu werden und dann zu erleben, wie er sich umdrehte und ohne eine Erklärung oder Entschuldigung ging und für fünf lange Jahre aus ihrem Leben verschwand.
Fünf Jahre, in denen sie von ganzem Herzen gehofft hatte, er würde zurückkehren.
Sie ballte die Hände zu Fäusten. Warum schlug sie sich diesen Mann nicht endlich aus dem Kopf?
Sie drehte sich auf die Seite und starrte aus dem Fenster. Gib es endlich zu, sagte sie sich, du bist in ihn verliebt. Seit dem Kuss vor fünf Jahren träumte sie davon, dass David nach Hause kommen, Frieden mit seinem Vater schließen und dann zugeben würde, dass sie ihm nicht gleichgültig war.
So wie David sie geküsst hatte, vermutete sie, dass er sich tatsächlich zu ihr hingezogen fühlte. Sie seufzte.
Was sollte sie tun? Die Reißleine ziehen?
Tanya rollte sich auf den Rücken und starrte abwesend an die Decke. Sie musste einen Weg finden, mit ihren Gefühlen für David umzugehen. Aber eins nach dem anderen.
Morgen früh würde sie sich erst einmal für ihr Verhalten entschuldigen. Das konnte doch nicht so schwer sein, oder?
Sie würde ihm sagen, dass es ein Fehler war, dass sie verzweifelt gewesen war. Dann musste sie nur noch den Rest des Tages überstehen. Den Tag darauf würde sie zu einer Konferenz nach Washington reisen. Die Reise war seit Monaten geplant, obwohl ihr davor gegraut hatte, Cottonwood zu verlassen.
Jetzt war sie froh, dass sie Edward versprochen hatte, an der Konferenz teilzunehmen. Sie musste Abstand zu David gewinnen und sich selbst Zeit geben, über ihre Gefühle nachzudenken. Bis sie zurückkehrte, wäre dann vergessen, was zwischen ihnen geschehen war.
Vergessen?
Wirklich?
Aufgewühlt drehte Tanya sich um und schlug mit der Faust ins Kissen. Würde sie jemals vergessen, wie es sich anfühlte, in Davids Armen zu liegen? Wie es sich anfühlte, von ihm geküsst zu werden? Von ihm berührt zu werden?
Sie schloss die Augen und versuchte, das Bild von seiner Hand an ihrem Körper, seinem Mund an ihrer Brust zu verdrängen. Stattdessen verspürte sie tief in sich ein Verlangen, das so heftig war, dass sie leise stöhnte und das Gesicht im Kissen verbarg.
Ein Schrei durchdrang die Stille ihres Zimmers, und Tanya richtete sich kerzengerade auf. Ihr Herz schlug wie wild, als sie sich umsah. Sie war allein in ihrem Bett, allein in ihrem Zimmer.
Der Schrei war von ihr gekommen.
Sie rang um Atem und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. Sie war schweißgebadet, das Nachthemd klebte an ihr.
Wieder ein Traum! Doch blitzartig waren die Bilder wieder verschwunden. Einfach so. Sie presste die Hände an ihre Schläfen und wiegte in ihrem Bett vor und zurück.
Was passierte nur mit ihr? Warum hatte sie diese quälenden Träume? Und warum kamen sie immer häufiger? Den ersten Traum hatte sie vor einigen Monaten gehabt. Er hatte sie zwar beunruhigt, doch sie hatte ihn auf den Stress zurückgeführt, unter dem sie stand.
Aber kurz darauf hatte sie wieder einen gehabt, noch
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