Collection Baccara Band 0320
er sich nun ihr gegenüber im Vorteil sah, war er nicht so leicht bereit, nachzulassen.
Sarah schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr und strich ihren geblümten Rock glatt. Sie sieht nach Frühling aus, dachte Harris bei sich.
„Ich möchte nicht zu spät zu meinem Termin kommen“, sagte sie.
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Sie haben immer noch zehn Minuten.“
„Ich … Verdammt. Ja, Sie machen mich nervös“, gab sie zu.
Jetzt kommen wir endlich auf den Punkt, dachte er. Obwohl sie zunächst anders als andere Frauen auf ihn gewirkt hatte, war sie es im Grunde nicht. Er hatte zwar nicht all ihre Geheimnisse entdeckt, sondern nur an der Oberfläche gekratzt. Aber er wusste, er könnte herausfinden, wie sie tickte. „Das ist das Letzte, was ich möchte.“
„Dann hören Sie auf, meine Beine anzustarren.“
Ihr Temperament war zurück. Er mochte Sarahs Facetten. „Ich kann es nicht ändern.“
In diesem Moment öffnete Ray die Tür. „Tut mir leid. Jemand hat mich nach dem Weg gefragt.“
Harris nickte.
Daraufhin stieg Sarah aus. Ihre Bewegungen waren geschmeidig und voll weiblicher Anmut. Sie gefiel ihm – mehr sogar, als er sich selbst eingestehen mochte. Er hatte sich zu lange nur mit seiner Arbeit beschäftigt. Vielleicht erklärte das die Lust, die ihn sofort gepackt hatte, als Sarah im Wagen Platz genommen hatte und er dabei einen Blick auf ihren Po erheischt hatte.
Harris redete sich ein, dass es gut war, dass sie nun ging. Er musste einen klaren Kopf bekommen und sich wieder aufs Geschäft konzentrieren.
„Danke fürs Mitnehmen“, sagte sie.
„Gern geschehen.“
Sie biss sich auf die Unterlippe, bevor sie eine Visitenkarte aus ihrer Handtasche nahm. „Hier ist meine Karte. Besuchen Sie mich in meinem Restaurant, damit ich mich mit einem Essen revanchieren kann.“
„Das ist nicht nötig“, wehrte Harris ab.
„Für mich schon. Ich mag es nicht, jemandem etwas schuldig zu bleiben.“ Sie reichte auch Ray eine Karte. „Bitte kommen Sie irgendwann einmal vorbei.“
Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich einfach um und ging. Die beiden Männer schauten ihr nach. Harris war beunruhigt, wie schon lange nicht mehr. Sarah erschütterte seine Selbstsicherheit, und er wusste nur eins ganz genau: Auf keinen Fall würde er ihr Restaurant aufsuchen.
2. KAPITEL
Zwei Tage später dachte Sarah immer noch an Harris. Ihr Restaurant Taste of Home war bekannt für seine warme Atmosphäre, gutes Essen und freundliche Bedienung. Trotzdem kam sie nur sehr schwer zurecht.
Mr Tucker hatte die Aufstockung ihres Kredits abgelehnt. Gerüchten zufolge war ihre kleine Einkaufsmeile verkauft worden und vom Abriss bedroht, weil die neuen Besitzer eins der neuerdings so beliebten offenen Einkaufszentren errichten wollten. Also ehrlich, dachte Sarah, wer will in Florida schon unter freiem Himmel einkaufen? Entweder war es heiß, oder es regnete.
Bei all ihren Belastungen konnte sie keine zusätzlichen Schwierigkeiten gebrauchen. Früher hatte sie sich stets gewünscht, nur Ehefrau und Mutter zu sein. Ihre Geschwister aufzuziehen war eine Herausforderung gewesen. Nachdem die beiden nun beinahe flügge waren, erkannte sie, dass sie sich nach etwas anderem sehnte. Sie musste bloß noch herausfinden, was das war.
Ihre Gedanken schweiften wieder zu Harris. Sie konnte nicht aufhören, an ihn zu denken – obwohl die finanziellen Sorgen sie nicht zur Ruhe kommen ließen.
Im Herzen von Orlandos Themenpark-Viertel gelegen, hatte ihr Restaurant es schwer, mit den großen Ketten zu konkurrieren. Die Einheimischen kämpften sich nur ungern durch das Touristengedränge, und die Touristen wiederum zögerten, ihr eine Chance zu geben. Was sich allerdings in der letzten Zeit gebessert hatte, weil die Empfangsmitarbeiter einiger Hotels ihren Gästen das Taste of Home empfahlen. Sarah hatte die Hotelangestellten mit Gratisessen geködert, und das zahlte sich aus.
Die Zahl der Gäste an diesem Abend war überschaubar, aber für Oktober zufriedenstellend. Sarah hätte sich freuen sollen. Stattdessen fragte sie sich, warum Harris Davidson ihre Einladung nicht angenommen hatte.
Zwar redete sie sich ein, dass für einen Mann momentan gar kein Platz in ihrem Leben war. Aber das schien in diesem Fall keine Rolle zu spielen. Sie mochte Harris. Bei ihm fühlte sie sich ganz als Frau.
Sarah saß in ihrem Büro im hinteren Teil des Restaurants neben der Küche. Es war ein kleiner Raum, der früher
Weitere Kostenlose Bücher