Collection Baccara Band 0320
als Vorratskammer gedient hatte. Sie war nicht fähig gewesen, das geräumigere Büro zu benutzen, das einst ihrem Vater gehört hatte. Ihre Geschwister und sie hatten beschlossen, es so zu lassen, wie es bei seinem Tod gewesen war. Es mochte sonderbar klingen, doch sie glaubte dort die Anwesenheit ihrer Eltern spüren zu können. Sie konnte das Personal in der Küche hantieren hören, und das Klimpern von Kochgeschirr hatte sie schon immer beruhigt.
Wenn sie manchmal von ihrem Leben frustriert war, verbrachte sie Stunden in der Küche und backte. Backen war das, was sie am liebsten tat. Der Traum ihrer Eltern war jedoch ein kleines gemütliches Restaurant gewesen – keine Bäckerei.
Ihr Schreibtisch stieß zu beiden Seiten des Raums gegen die Wände, den schäbigen Stuhl hatte sie vom Sperrmüll gerettet. Im Hintergrund lief leise Musik von der mexikanischen Sängerin Lhasa.
Sarah konnte genug Spanisch, um zu verstehen, dass der Song von Liebeskummer handelte. Vielleicht waren es aber auch nicht ihre Sprachkenntnisse aus der Schule, die ihr halfen – vielleicht war es ihre Intuition. Liebeskummer hörte sich in jeder Sprache gleich an.
Das war Teil ihres Problems. Ihr ganzes Leben lang hatte sie davon geträumt, die wahre Liebe zu finden. Leider war sie bisher immer an Männer geraten, die mit Liebe nichts anfangen konnten. Paul war zwar anders gewesen. Aber er hatte seine eigene Familie gründen und keine schon fertige übernehmen wollen.
Sarah griff nach dem Magic 8 Ball auf ihrem Schreibtisch und schüttelte ihn träge. Natürlich glaubte sie nicht, dass die Kugel hellseherische Fähigkeiten besaß – schließlich war es ein Spielzeug. Allerdings beruhigte es sie manchmal, so zu tun.
Sie hätte erleichtert sein sollen, dass Harris nicht im Restaurant aufgetaucht war. Sie hätte froh sein sollen, dass dieser Mann, der nicht annähernd ihrem Mr Right entsprach, nicht vorbeikam. Sie hätte es sein sollen. Doch sie war es nicht.
„Werde ich Harris wiedersehen?“, fragte sie und schüttelte die schwarze Kugel. Wenn ihr Bruder sie dabei sehen könnte, würde er eine Woche lang nicht aufhören zu lachen.
Die Zeichen stehen auf Ja, war auf der Unterseite der Kugel zu lesen.
„Wo zum Teufel ist er?“
„Wer?“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihr.
Sarah sprang auf, wirbelte herum und sah Harris an der Türschwelle stehen. Verdammt, hatte sie sein Bild durch die Kraft ihrer Gedanken heraufbeschworen?
Verblüfft sagte sie: „Ihretwegen hätte ich fast einen Herzinfarkt bekommen.“ Sie presste eine Hand an die Brust.
„Entschuldigung“, erwiderte er. Aber das Funkeln in seinem Blick verriet, dass er ihren Schreck genoss.
„Was machen Sie hier hinten?“, fragte sie.
„Ihr Bruder hat mich hergeschickt, als ich mich nach Ihnen erkundigte.“
„Oh, Sie hätten dem Kellner bloß zu sagen brauchen, dass ich Sie eingeladen habe.“
Harris kam näher und blieb erst stehen, als sie nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren. Es war eigentlich lächerlich, doch Sarah bildete sich ein, seine Wärme zu spüren. Er roch nach einem teuren Eau de Cologne und trug wieder einen schicken Designeranzug.
„Ich bin nicht wegen eines Gratisessens hier“, erklärte er leise.
Sarah betrachtete ihn eingehend. Die Bartstoppeln auf seinem kantigen Kinn und seinen Wangen ließen sein Gesicht dunkler erscheinen und reizten sie, es zu berühren. Sofort ballte sie die Hände, um dem Impuls nicht nachzugeben.
„Nicht?“, gab sie zurück.
Er schüttelte den Kopf. Von ihrer CD erklang der Titel Amado Mio. Mein Geliebter. Warum hatte sie nicht die Stopptaste gedrückt, als Harris eingetreten war? In der Nähe dieses Mannes spanische Liebeslieder zu hören war keine gute Idee.
„Warum sind Sie hier?“, wollte sie wissen.
Als er mit einem Finger über ihre Wange strich, erschauerte Sarah. Die Berührung war nur ganz leicht, versetzte aber ihre Sinne in Aufruhr. Ein Teil erwachte tief in ihrem Innern, der seit Jahren schlummerte. Es war jedoch kein sanftes Erwachen – vielmehr loderten diese verborgenen Gefühle schlagartig auf.
Harris konterte: „Was glauben Sie?“
Sie konnte es sich nicht vorstellen. Seit Harris sie berührte, war sie zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Mittlerweile ließ er seine Hand an ihrem Schlüsselbein ruhen, dicht an ihrem Puls, der viel zu schnell pochte.
„Oh, ich möchte nicht raten.“
„Na los, Sarah. Kommen Sie mir auf halbem Weg entgegen.“
„Das
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