Collection Baccara Band 0320
nicht sicher, wie es weitergehen sollte. In zwei Tagen könnte er abreisen.
Seine Arbeit in Orlando war beendet, aber er wollte bei Sarah bleiben. Zugleich wusste er, dass er den unausweichlichen Abschied nicht unnötig hinausschieben sollte. Er hatte sich nur deshalb auf eine Affäre mit ihr eingelassen, weil der Termin für das Ende von vornherein festgestanden hatte.
Diese Nacht hatte ihn allerdings unschlüssig werden lassen. Das sexy Outfit, mit dem Sarah ihn überrascht hatte. Bei dem Anblick hatte er sich kaum beherrschen können. Niemals hätte er sich vorstellen können, dass Sarah den Mut haben könnte, sich so etwas Erotisches zu kaufen und anzuziehen. Und sie hatte dabei so süß ausgesehen. Ihre zögerlichen Schritte und ihr zweifelnder Blick – einfach herzerweichend.
Sie verdiente einen Mann, der sich zu ihr und ihrer Familie bekannte. Der bereit war, ihr die Kinder zu schenken, von denen sie träumte. Ein Mann, der ihr für immer sein Herz schenkte. Keinen Mann wie Harris Davidson.
Bedauern überkam ihn. Am liebsten wäre er aufgestanden, um Abstand zu gewinnen. Aber er hatte vorhin die Verletzlichkeit in ihrem Blick bemerkt und wollte diesen Ausdruck kein weiteres Mal in ihren Augen sehen. Nicht jetzt.
Er schmiegte sein Gesicht an ihr weiches lockiges Haar und atmete tief ein. Mit geschlossenen Augen nahm er den Duft in sich auf, um sich später daran erinnern zu können.
Unvermittelt fragte Sarah nun: „Hast du nächste Woche Zeit, mit mir das Obdachlosenasyl zu besuchen?“
„Ich habe meine Arbeit hier bis Freitag erledigt“, antwortete er.
Als sie die Fingernägel in seine Brust krallte, griff er nach ihrer Hand. „Ich dachte, du würdest bis Thanksgiving bleiben“, meinte sie. „Das sind noch zwei Wochen.“
„Die Dinge liefen besser, als ich erwartet hatte.“
„Reist du ab?“
„Vielleicht.“
„Würdest du bleiben, wenn ich dich darum bitten würde?“
Harris war sich nicht sicher. Er hasste es, keine Kontrolle zu haben. Doch genau das war der Fall, wenn er in Sarahs Nähe war. Das Schweigen zog sich in die Länge. Schließlich rückte Sarah von ihm ab und hüllte sich in das Laken ein.
Unbeabsichtigt hatte er es offenbar geschafft: Er hatte ihr das Gefühl gegeben, klein und wertlos zu sein. Er schaute sie nicht an. Wollte den verletzten Blick nicht sehen, für den er verantwortlich war.
„Wann wirst du es wissen?“, fragte sie mit ausdrucksloser Stimme.
Verdammt, er konnte manchmal so mies sein!
„Wir verschicken morgen die Räumungsbescheide an die Mieter“, erwiderte er. „Wenn es keine Komplikationen gibt, sollte ich es Freitag wissen.“
„Was genau machst du eigentlich?“
„Ich schätze den Wiederverkaufswert gewerblicher Immobilien. Ich führe Übernahmeverhandlungen und nehme Umstrukturierungen vor, damit an dem Standort maximaler Profit erwirtschaftet werden kann.“
„Warum vertreibst du die alten Geschäfte?“
Harris wollte nicht über seinen Job reden. Auch nicht daran denken. Immerhin versuchte er hier, die wichtigste Entscheidung seines Lebens zu treffen. Eine, zu der er in der Vergangenheit nie fähig gewesen war. Eine Entscheidung, die diese Frau betraf. Diese Frau, die mittlerweile so weit von ihm entfernt saß, wie es auf dem Kingsize-Bett überhaupt möglich war.
„Sie sind Leergewicht“, erklärte er knapp.
„Leergewicht?“
„Einige passen nicht zum neuen Image, andere machen einfach keine Gewinne.“
„Und deshalb wirfst du sie hinaus?“
„Ich will jetzt nicht über meine Arbeit sprechen.“ Er rieb sich die Schläfen. Kopfschmerzen kündigten sich an. Hatten so die Probleme seines Vaters angefangen? Hatte er solch einen leichten Schmerz als Vorwand benutzt, sein Zimmer nicht mehr zu verlassen?
Harris erinnerte sich an seine Schulzeit, während der sein Dad sich immer wieder tagelang in seinem Schlafzimmer eingeschlossen hatte. Immer mit Kopfschmerzen. Und wenn schon, dachte Harris. Er jedenfalls würde dieser Schwäche nicht zum Opfer fallen, die seinen Vater beherrschte.
Er drehte Sarahs Gesicht zu sich herum. Als er ihr Kinn anheben wollte, riss sie den Kopf weg.
„Rede mit mir, Sarah“, bat er sie.
„Ich fürchte, ich kann gerade über nichts reden.“
Harris war sich darüber im Klaren, dass er ihr etwas geben musste. Nein, falsch. Er würde etwas für sie aufgeben müssen: die Mauer, die er errichtet hatte, damit niemand ihn verletzen konnte. Die Mauer um sein Herz. „Schätzchen, verschließ dich
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