Collection Baccara Band 0320
nicht vor mir.“
Sarah schwieg. Sie blinzelte ein paarmal und bemühte sich offensichtlich, nicht zu weinen.
Innerlich fluchte Harris. Er beherrschte ganze sechs Sprachen fließend. Wie konnte er trotzdem so ungeschickt kommunizieren?
„Ich kann jetzt nicht damit umgehen, Harris“, erwiderte Sarah schließlich. „Ich hatte einen langen Tag. Mein Magic 8 Ball ist hinter meinem Schreibtisch stecken geblieben, ich habe Dessous aus Leder gekauft. Ich hatte verrückten Sex. Und … du reist ab.“
Er zog sie in seine Arme, drückte sie fest an sich und hauchte Küsse auf ihren Haaransatz. „Es tut mir leid.“
„Ich weiß, dass du ein Problem mit Beziehungen hast. Ich weiß, dass du glaubst, sie hätten nur mit Besessenheit zu tun. Aber ich dachte, ich hätte dir gezeigt, dass das Leben anders sein kann.“
„Es geht nicht direkt um dich“, entgegnete er vorsichtig.
„Sondern?“
„Ich habe vor langer Zeit begriffen, dass man die Gefühle anderer nicht kontrollieren kann.“
„Ich glaube, dass du nicht einmal weißt, was du selbst fühlst.“
„Doch, das tue ich. Ich weiß nur nicht, wie ich es ausdrücken soll.“
„Sag mir, was du fühlst.“
„Niemals.“
„Harris, ich gebe auf.“ Seufzend kletterte sie aus dem Bett.
Harris schaute ihr nach und wusste, dass es vorbei war. Er musste sich ändern. Denn ansonsten würde er niemals den flüchtigen Traum festhalten können, der ihn manchmal mitten in der Nacht aufwachen ließ.
9. KAPITEL
„Sarah, warte.“
Tatsächlich blieb Sarah stehen, drehte sich aber nicht um. Sie war verunsichert und kurz davor, in Tränen auszubrechen. Gerade hatte sie ihre Seele vor Harris entblößt, und er hatte es nicht einmal gemerkt.
„Warum sollte ich?“, fragte sie. Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt. Wie sollte sie ihm begreiflich machen, was sie haben könnten? Denn eins wusste sie genau: Der Mann, der im November die meiste Zeit in ihrem Haus und mit ihrer Familie verbracht hatte, könnte wirklich ihr Partner fürs Leben sein.
Sie hörte das Rascheln der Laken und Schritte auf dem Teppich. Noch ehe Harris ihre Schultern berührte, spürte sie seine Wärme an ihrem Rücken. Sie wollte sich an ihn lehnen. Es wieder genießen, sich von ihm beschützt zu fühlen – so wie vorhin, als sie in seinen Armen gelegen hatte.
Doch sie gab nicht nach. Ihre Illusionen hatten sie an diesen Punkt geführt, und damit war es vorbei. Sie glaubte nicht mehr an Märchen. Märchen waren für Mädchen, die tagelang aus dem Fenster schauten und auf den Prinz warteten, der sie rettete. Sie aber brauchte darauf nicht zu warten. Harris hatte es ihr eben deutlich zu verstehen gegeben.
„Ich wünschte, ich wüsste, wie ich für dich alles wieder in Ordnung bringen kann“, sagte er.
Für mich? dachte Sarah. Wie wäre es damit, es für sie beide zu tun? Sie schaute ihn über die Schulter an. „Was willst du in Ordnung bringen? Es gibt keine magischen Worte, die ich von dir hören will, damit es mir besser geht.“
„Was willst du dann von mir?“, fragte er.
Seine Verwirrung war offensichtlich. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Sie hatten schon einmal darüber gesprochen: Er konnte sie nicht glücklich machen. Das konnte sie nur selbst. Und sie war sich nicht einmal sicher, wie sie ihn glücklich machen könnte. Sie wandte sich zu ihm um.
Noch nie hatte er so einsam gewirkt. Er stand da, nackt und stolz. Ein harter Kerl, der niemanden brauchte. Sarah sah ihre Chance auf eine Zukunft mit ihm schwinden.
Sie wusste, dass er nicht einlenken und sie in seine Seele schauen lassen würde. Dabei war es nur das, was sie wollte. Sie konnte spüren, dass sich unter der harten Schale ein sensibler Mann verbarg. Ein Mann, der etwas mehr Licht in seinem Leben brauchte.
„Ich weiß es nicht“, gab sie zurück. „Mir kommt es so vor, als ob du mich jedes Mal wegschubst, wenn ich dem wahren Harris ein Stück näher gekommen bin. Ich will nicht mehr um jeden Krümel betteln. Ich verdiene etwas Besseres. Und du auch.“
Er presste die Lippen zusammen. „Nein, das tue ich nicht.“
Sie hatte ihn nie so wütend gesehen. Nicht einmal, als er entdeckt hatte, dass Ray bei ihr zu Hause Spaghetti gekocht hatte. „Warum nicht, Harris? Jeder hat ein Recht auf Glück.“
„Glück ist nur eine Illusion. In der Wirklichkeit gibt es höchstens Zufriedenheit.“
„Ich werde mich auf keine Wortklaubereien mit dir einlassen. Wir haben eine Chance auf etwas Besonderes. Ich weiß, dass
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