Collection Baccara Band 0320
oder nicht. Er wusste, dass er ihr etwas bedeutete. Und das war ihr teuer zu stehen gekommen.
Im Hintergrund lief eine CD der Dave Matthews Band. Sarah trank einen Schluck Wein. Einige Minuten lang betrachtete Harris sie still. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. In seinem Kopf herrschte völliges Chaos, ein innerer Aufruhr, den er seit der ersten Begegnung mit ihr nicht hatte zähmen können. Wenn er nur Ordnung in seine Gedanken bringen könnte, würde sich eine Lösung von selbst ergeben. Das glaubte er jedenfalls. Zugleich verspürte er in sich ein verzweifeltes Sehnen, das ihn zu Sarah trieb. Vielleicht war es das, was sein Vater mit jeder neuen Liebesaffäre erlebt hatte.
„Sarah?“ Er wollte sich nicht mehr verstecken, nicht einmal vor sich selbst.
Sie bewegte sich auf dem Sofa und stand auf. Der Raum wurde nur von den Lichtblitzen der Raketen erhellt. Harris wusste, dass er froh sein sollte, dass er die Leere in ihrem Blick nicht sehen konnte. Aber er war es nicht. Die Sarah, die er kennengelernt hatte, verdiente einen anderen Mann als ihn. Jemanden, der glücklich über ihre Zuneigung war. Nicht jemanden, der davor davonlief.
Vorsichtig ging er auf sie zu. Er wusste nicht, wie er sie trösten sollte. Doch er würde es versuchen. Er würde sie in den Arm nehmen und ihr seine Hilfe anbieten bei dem, was immer sie beschäftigte. Und wenn er das Problem war – verdammt, dann würde er gehen und sie künftig in Ruhe lassen.
„Bleib stehen“, flüsterte sie heiser.
Er erstarrte.
Sarah schwieg einen Moment. Nippte noch einmal an ihrem Wein. „Ich habe mir ein Glas Wein eingeschenkt. Ich hoffe, du hast nichts dagegen.“
„Nein. Ich habe mich etwas verspätet.“
„Das ist okay. Ich habe gekniffen.“
Fragend zog er eine Braue hoch. Erst dann fiel ihm ein, dass Sarah es im Dunkeln nicht sehen konnte. „Was heißt das?“
„Ich wollte mehr so sein wie die Frauen, mit denen du sonst schläfst, aber … Es tut mir leid.“
„Was?“
„Diese ganze Verführungsarie. Ich habe es probiert, wirklich. Doch es fühlte sich sonderbar an.“
„Was ist an uns beiden sonderbar?“ Harris machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Er musste sie berühren. Sie halten. Wenn er jetzt die falsche Entscheidung traf, würde sie gehen. Und er wollte, dass sie blieb. Er wollte, dass sie ihn niemals verließ. Aber er war sich nicht sicher, ob er das Recht hatte, sie zu bitten, bei ihm zu bleiben. Und wenn es auch nur für diese Nacht war.
„Nichts“, antwortete sie. „Ich hatte nur das Gefühl, dass ich versuchte, jemand anders zu sein.“
„Tu das nicht.“ Er blieb stehen, als sie nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten.
Ihr blumiger Duft umgab ihn, reizte seine Sinne. Er berührte ihre Lippen. Sie zitterten unter seiner Berührung. Zärtlich strich er mit dem Daumen über ihre Unterlippe, bis Sarah den Kopf drehte und einen Kuss auf seine Handfläche drückte.
„Willst du mich?“, fragte er.
„Ja“, flüsterte sie.
„Dann nimm mich, und mach mit mir, was du willst.“
Sie lachte. Ihm wurde sofort leichter ums Herz. Er weigerte sich, heute Nacht noch mehr zu grübeln. Heute Nacht sollte es nur um Sarah und ihre Bedürfnisse gehen. Das war das einzige Gebiet, auf dem er sich für sie geeignet fühlte. Er hob sie auf seine Arme und trug sie in Richtung Schlafzimmer.
Erstaunt sagte sie: „Ich dachte, ich hätte das Kommando.“
Jetzt konnte er das Funkeln in ihren Augen erkennen. Er küsste sie auf den Mund. „Das hast du. Ich stellte mir nur gerade vor, ich wäre dein edler Ritter.“
„Oh, Harris. Das bist du.“
Sie streichelte seine Wange, berührte seine Bartstoppeln. Kurz überlegte Harris, ob er sich für sie rasieren sollte. Um sicherzugehen, dass er keine Spuren auf ihrer zarten Haut hinterließ. Doch da wurde ihm etwas bewusst: Er wollte ein Zeichen hinterlassen. Er wollte der Welt zeigen, dass sie ihm gehörte.
Sarah kann dir nie gehören, mahnte er sich im Stillen.
„Aber nur in deinen Augen“, meinte er.
„Sind das nicht die einzigen, die zählen?“
„Heute Nacht, ja.“ Er küsste sie erneut. Es schien ihm ewig her zu sein, dass er sie geschmeckt hatte. Dass er sich an ihr berauscht hatte, bis das Blut in seinen Adern pulsierte und er sein Verlangen nicht mehr zügeln konnte. Dass er ihre weiche Haut gespürt und die sensible Stelle hinter ihrem Ohr gekitzelt hatte.
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit er zu Hause gewesen war. Rasch verdrängte er
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