Collection Baccara Band 0321
…“
Nicola biss sich auf die Lippe. Sie hatte noch keinen Plan gehabt, wie sie Abe beibringen sollte, dass sie ausziehen würde, aber sie hatte beschlossen, dass ein Umzug unbedingt notwendig war. Es war zu schwierig, vierundzwanzig Stunden am Tag ihre Schwangerschaft vor Abe geheim zu halten. Eigentlich hatte sie auf die feige Variante gesetzt. Eine E-Mail vielleicht.
„Vielen Dank. Ich komme morgen und bringe die Kaution. Bis dann.“ Sie trennte die Verbindung und wandte sich wieder der Rede zu. „Ich denke, die Gruppe wird besonders deine Meinung über Steuererleichterungen für Kleinunternehmen interessieren und …“
„Warum zum Teufel willst du ausziehen?“, unterbrach Abe. „Und wann wolltest du es mir sagen? Nach dem Auszug? Per E-Mail?“
Nicola zuckte zusammen. Manchmal war es sehr unangenehm, dass Abe sie so leicht durchschaute. „Ich ziehe aus, weil es nicht nötig ist, dass ich noch länger in Crofthaven bleibe. Wenn du dich erinnerst, bin ich ursprünglich eingezogen, weil wir sechzehn Stunden am Tag gearbeitet haben und ich im Wagen schlafen wollte, statt nach Hause zu fahren.“
Sie sah, dass er den Mund öffnete, und fuhr schnell fort: „Jetzt liegen die Dinge anders. Wir haben nicht mehr so viel zu tun.“
„Ich dachte, du magst Crofthaven.“
Das Herz wurde ihr schwer. Wie könnte sie ein Haus, das so eine lange Familiengeschichte hatte, nicht lieben? Ihr längster Aufenthalt in einer Pflegefamilie hatte gerade mal achtzehn Monate gedauert. „Natürlich tue ich das. Die Geschichte des Hauses, die Eleganz. Und in der Weihnachtszeit ist es besonders schön dort.“
„Warum hast du es dann so eilig, hier auszuziehen?“ Abe betrachtete sie.
„Ich denke, es ist nicht angebracht, wenn ich jetzt nach der Wahl noch in Crofthaven bleibe. Es scheint mir irgendwie falsch.“
Er winkte ab. „Crofthaven ist riesig. Und es ist ja nicht so, als würden wir ein Schlafzimmer teilen.“ Abes Augen funkelten hitzig und herausfordernd.
Ihr wurde heiß, als ihr eine Flut von Bildern durch den Kopf schoss. Stimmt, dachte sie. Sie und Abe hatten nicht viel Zeit in ihrem oder seinem Bett verbracht. Meistens hatten sie sich sehr spontan geliebt. Mehr als einmal hatten sie hemmungslosen Sex in seinem Büro gehabt, einmal auch in seiner Limousine. Sie nahm ihre Wasserflasche und trank einen großen, kühlenden Schluck.
Sie war dankbar, dass der Wagen in dem Moment vor dem Hotel hielt, in dem sich der Interessenverband traf. „Oh, wir sind schon da.“ Sie sammelte ihre Unterlagen zusammen.
Abe legte seine Hand auf ihre. „Nic, was ist los? Du bist nicht du selbst.“
Ihr Herz pochte laut in ihrer Brust, und sie rief sich in Erinnerung, dass Abe zwar wie in einem Buch in ihr lesen konnte, dass er aber keine Röntgenaugen hatte und nicht in ihren Bauch sehen konnte. „Wir haben einfach eine neue Phase des Projekts erreicht. Der Wahlkampf ist vorbei, und du machst dich bereit für deinen Umzug nach Washington. Und ich nehme mir Zeit, um über meine Möglichkeiten nachzudenken.“ Na also, dachte sie, das klang doch ruhig und geschäftsmäßig.
Abe sah sie einen langen Moment an, dann lachte er und schüttelte den Kopf. „Quatsch.“ Er führte ihre Hand an seine Lippen. „Du läufst weg. Und ich frage mich, warum.“
Sie hielt den Atem an. Du willst es nicht wissen. Glaub mir, du willst es nicht wissen. „Das Einzige, was uns im Moment davonläuft, ist die Zeit.“ Sie entzog sich seinem Griff und tippte auf ihre Uhr. „Wir müssen zu dem Meeting.“
Nicola eilte ins Hotel, um sich zu vergewissern, dass für Abes Ankunft alles vorbereitet war, und kehrte dann mit einem Repräsentanten der Vereinigung zurück, der Abe begrüßte und in den Saal begleitete, wo er sprechen würde.
Kaum trat Abe durch die Tür, unterbrach der Redner am Podium seine Rede. „Ladys and Gentlemen, unser neuer Senator. Abraham Danforth.“
Die Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen und brachen in Beifall aus. Nicola verspürte eine Welle des Stolzes in Anbetracht der gewonnenen Popularität Abrahams. Er hatte hart gearbeitet und sich den Respekt der Menschen verdient.
„Das könnte mir zu Kopf steigen“, murmelte Abe ihr zu, als er lächelte und winkte. „Wenn du mich nicht immer wieder zurück auf den Boden holen würdest.“
Auch wenn sie wusste, dass es das Beste war, packte Nicola ihre Sachen am nächsten Morgen nur ungern. Am vergangenen Abend war sie so müde gewesen, dass sie vollkommen
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