Collection Baccara Band 0321
verspüre, weiß ich, dass etwas richtig ist.“
„Liebe?“
„Vielleicht. Es ist undefinierbar, aber ich erkenne es dann schon.“ Damit stand CJ auf, ging zur Wohnungstür und öffnete sie.
Widerwillig folgte Tad ihr. „Du schuldest mir ein Essen. Ich hole dich um sechs ab.“
„Muss das wirklich sein?“
„Verdammt, ja. Liebe wird überschätzt, und das werde ich dir beweisen.“
Er senkte den Kopf und gab ihr einen flüchtigen Kuss, bevor er ihre Wohnung verließ.
5. KAPITEL
Weihnachten war noch nie CJs liebste Zeit des Jahres gewesen. Zu den Feiertagen hatte ihre Mom immer versucht, sie in eine perfekte kleine Familie zu verwandeln. Das hatte die Abwesenheit ihres Vaters jedoch nur umso offensichtlicher gemacht. CJ wusste, dass ihre Mom für alle immer nur das Beste gewollt hatte. Manchmal fragte sie sich, ob sie selbst genauso geworden war. Schließlich gab CJ sich die größte Mühe, sich jedem als ein Bild der Perfektion zu präsentieren und nicht als ein echtes menschliches Wesen mit Fehlern und Schwächen.
Tad hatte ihr um sechs Uhr einen Wagen und ein Dutzend langstieliger weißer Rosen geschickt. Bei leichtem Schneefall stand sie nun auf der Straße, der kalte Wind drang durch ihre Kleidung, und der Blumenstrauß in ihren Armen verströmte seinen süßen Duft. Im Stillen rang sie mit sich, ob sie in die Limousine einsteigen sollte oder nicht.
Tad machte ihr Angst. Mehr, als sie von einem alten Schulfreund erwartet hätte. Als ob ich besonders viele Freunde aus der guten alten Zeit hätte, dachte sie trocken.
„Sind Sie okay, Ma’am?“, fragte der Chauffeur.
Sie hasste es, mit Ma’am angeredet zu werden. Um Himmels willen, sie war noch nicht einmal dreißig. Viel zu jung, um so angesprochen zu werden. Allerdings fühlte sie sich heute tatsächlich alt, und sie war misstrauisch. Sehr misstrauisch. Verdammt, viel zu misstrauisch für eine Frau ihres Alters. Eigentlich hätte sie in der Lage sein sollen, die Anziehung zum anderen Geschlecht zu genießen. Stattdessen fürchtete sie sich davor.
Aber die Angst machte auch einen Teil des Reizes aus. Unwillkürlich vernahm sie in ihrem Kopf eine erotische Musik. Und ihr gesamter Körper pulsierte im Rhythmus dieser sexy Klänge. Diesen langsamen, sinnlichen Rhythmus hatte sie lange Zeit ignoriert. Doch heute Abend wollte sie ihn nicht mehr ignorieren – und genau deshalb zögerte sie, in den Wagen zu steigen.
„Nein“, antwortete sie dem jungen Mann. „Ich bin nicht okay.“
Sie drehte sich um und kehrte ins Gebäude zurück. Der Concierge des Apartmenthauses musterte sie neugierig, als sie in den Fahrstuhl trat. Der Lift bewegte sich quälend langsam nach oben. Es schien ewig zu dauern, bis sie endlich ihr kleines Refugium erreichte.
CJ steckte den Schlüssel ins Schloss und fällte einen Entschluss. Sie würde nicht wieder auf das Karussell aufspringen, das im Fall Marcus fast zu ihrer Zerstörung geführt hatte. Wenn Tad zu widerstehen sie die Beförderung kosten sollte, dann war es eben so. Ihr Seelenfrieden bedeutete ihr mehr als ihr Job. Jedenfalls im Moment. Sie hatte schon einmal von vorn anfangen müssen, und sie hatte es geschafft.
In ihrer Wohnung war es nach der Kälte auf der Straße einladend warm. CJ zog sich Jeans und ein Thermoshirt an und machte Feuer im Kamin. Als sie in den goldgerahmten Spiegel über dem Sims schaute, erkannte sie sich selbst kaum wieder. Auf der Suche nach sich selbst hatte sie sich stark verändert. Sie hatte geglaubt zu wissen, wer sie war. Doch ein Windhauch aus der Vergangenheit hatte ihre gesamte Selbstwahrnehmung ins Wanken gebracht. Jetzt erblickte sie eine Frau, die kaum dem Bild in ihrem Kopf ähnelte – und das tat weh.
Sie legte eine Weihnachts-CD ein und schaltete die Lichterkette am Baum ein, um ihre trübe Stimmung aufzuhellen. Aber nicht einmal eine Tasse Apfel-Zimt-Tee half. Ohne nachzudenken, kletterte CJ auf den Küchentresen und öffnete das Fach über dem Kühlschrank.
Dort stand ein ungeöffneter Karton mit Keksen. Warum sie die gefüllten Gebäckröllchen so liebte, wusste sie nicht. Sie hatten keinen Nährwert. Schmeckten im Grunde nicht einmal besonders gut. CJ nahm die Schachtel zusammen mit einer Flasche Baileys heraus und setzte sich damit ins Wohnzimmer. Ein Abend allein mit einer Flasche Likör und Süßkram – gut, dass ihre Mutter das nicht mehr miterleben musste.
Fast eine Dreiviertelstunde lang kreisten ihre Gedanken um den Job, ihre Vergangenheit, Tad,
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