Collection Baccara Band 324 (German Edition)
einzuläuten. Diesmal hatte Summer jedoch einfach keine rechte Lust dazu. „Ja, danke, Shane.“
Nachdem ihr Onkel gegangen war, starrte sie auf ihren Computerbildschirm. Sie wünschte, sie könnte sich Scarlet anvertrauen, doch ihre Schwester war in letzter Zeit distanziert – mal abgesehen davon, dass sie sich nur noch selten zu Hause aufhielt.
Summer hatte irgendwie den Verdacht, dass das Verhalten ihrer Schwester etwas mit Summers Trennung von John und ihrer Affäre mit Zeke zu tun hatte. Allerdings hatte Scarlet nie eine diesbezügliche Bemerkung gemacht.
Als Summer an diesem Abend nach Hause kam, war sie immer noch trübsinnig. Wie üblich war Scarlet nicht da, doch hörte Summer sie heimkommen, als sie schon im Bett lag.
Es war drei Tage her, seit sie zuletzt etwas von Zeke gehört hatte. Summer war klar, dass es überhaupt keinen Grund gab, mit einem Anruf von ihm zu rechnen. Trotzdem wünschte sie sich idiotischerweise nichts sehnlicher, als seine Stimme zu hören.
Nachdem sie sich eine Weile schlaflos im Bett herumgewälzt hatte, gab sie es in den frühen Morgenstunden auf und setzte sich auf die Couch im Wohnzimmer. Von dort betrachtete sie die Lichter der Stadt, die einen sanften Schein im Zimmer verbreiteten.
Sie war so durcheinander. Heute hatte sie mit ihrer Beförderung einen weiteren Meilenstein in ihrem Fünfjahresplan erreicht. Sie sollte sich freuen, aber das konnte sie nicht. Sie hätte dieses Ereignis eigentlich mit John feiern sollen. Aber das tat sie nicht.
Sie erinnerte sich an Zekes Worte: Man kann sein Leben nicht planen.
Sie dachte über das, was er gesagt hatte, nach und fragte sich, ob sie das versucht hatte. Hatte sie ihr Leben hübsch ordentlich nach einem genauen Plan führen wollen, wo doch das Leben voller unvorhersehbarer Dinge war?
Immerhin hatte sie erkannt, dass sie John nur deshalb hatte heiraten wollen, weil er scheinbar so gut in ihren langfristigen Plan passte. Vielleicht war er nicht der einzige Aspekt ihres Lebens, den sie infrage stellen sollte. Vielleicht war der Versuch, bei The Buzz aufzusteigen, so etwas wie ein Reflex geworden, den sie gar nicht mehr hinterfragt hatte.
Hatte Zeke auch in diesem Punkt recht? Manchmal stehen Pläne dem im Weg, was man wirklich will.
Aber was wollte sie wirklich? Sie fürchtete sich beinah davor, sich dieser Frage zu stellen und womöglich eine unangenehme Antwort darauf zu finden. Trotzdem zwang sie sich dazu.
Was wollte sie?
Wie Zeke ganz richtig festgestellt hatte, war sie nicht mehr dieselbe wie noch vor einem Monat. Verschwunden waren die etwas biederen Kostüme, die Perlenketten und flachen Absätze. Heute, zum Beispiel, war sie in einem flaschengrünen Top mit V-Ausschnitt zur Arbeit gegangen. Dazu hatte sie einen knappen Blazer getragen, der ihre Brüste hervorhob, außerdem eine tief auf den Hüften sitzende Hose und schwarze Pumps. Ein elegantes, nicht zu übertriebenes Outfit. Dank einiger Einkäufe nach Feierabend ähnelte ihr Stil nicht dem Scarlets, aber auch nicht mehr der im konservativen Retrostil gekleideten Frau, die sie während ihrer Beziehung mit John gewesen war.
Würde bitte mal die echte Summer Elliott aufstehen und sich melden? dachte sie ironisch.
Sie schloss die Augen und dachte an die Veränderungen, die sie innerhalb des letzten Monats durchlaufen hatte. Sie hatte sich geöffnet und sich ihre geheimsten Sehnsüchte eingestanden.
Lass die Göttin in dir frei …
Sie dachte an das, was sie wirklich wollte, und erkannte plötzlich, dass es weder der Beruf der Reporterin war noch ein Job bei The Buzz . Nicht einmal ein Job bei EPH. Zeke zu interviewen hatte ihr Spaß gemacht, doch was sie wirklich glücklich machte, war die Fotografie. Sie liebte es, die Welt um sich herum mit der Kamera einzufangen.
Die Fotografie hatte sie nur deshalb nicht ernsthaft weiterverfolgt, weil … nun, ganz einfach aus Angst. Aus Angst, nie gut genug zu sein, nie mehr als ein mittelmäßiger Amateur sein zu können. Und aus Furcht vor den Erwartungen ihrer Familie. Sie war stets davon ausgegangen, obwohl es nie deutlich ausgesprochen wurde, dass man von ihr erwartete, dass sie bei EPH arbeitete, wie jeder andere in der Familie auch.
Jetzt fragte sie sich, ob sie sich nicht unter Wert verkauft hatte. Wo würde Granddad denn heute stehen, wenn er zu viel Angst davor gehabt hätte, im Zeitungswesen keinen Erfolg zu haben? Wenn er sich mit den beschränkten Arbeitsmöglichkeiten für einen Sohn irischer
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