Collection Baccara Band 325 (German Edition)
benutzt, und er behauptet immer, nur ein Westmoreland könne damit Fische aus dem See ziehen“, sagte er, ohne nachzudenken.
„Das erklärt vieles.“
Dare wandte sich um. „Was denn?“
„Na ja, wieso ich heute so gut war. Ich bin ein Westmoreland.“
Einen Moment lang hielt Dare vor Anspannung den Atem an und wartete ab, dass der Junge aufhörte, auf seine Sneakers zu starren.
Schließlich gab AJ sich einen Ruck, richtete sich auf und sah ihm in die Augen.
„Inwiefern bist du ein Westmoreland?“ Dare kannte die Antwort, doch er sehnte sich fast verzweifelt danach, dass AJ es endlich aussprach.
Der Junge räusperte sich. „Ich … ich weiß nicht genau, wie ich dir das erklären soll. Zuerst musst du wissen, dass meine Mom es dir schon früher sagen wollte, aber ich habe sie gebeten, es nicht zu tun, also sei ihr bitte nicht böse. Du musst mir versprechen, dass du nicht auf meine Mom sauer bist.“
Dare nickte. Im Moment würde er AJ alles versprechen. „In Ordnung, ich werde nicht ärgerlich auf deine Mom sein. Und jetzt sag mir, was du damit meinst, dass du ein Westmoreland bist.“
AJ schob die Hände in die Taschen. „Vielleicht setzt du dich lieber erst mal hin.“
Dare fiel auf, wie nervös der Junge auf einmal war, und er nahm am Küchentisch Platz. „Und nun lass hören.“
AJ zögerte, dann sah er ihm in die Augen. „Ich heiße zwar Brockman mit Nachnamen, aber eigentlich bin ich ein Westmoreland, weil … weil ich dein Sohn bin.“
Einen Moment bekam Dare keine Luft mehr. Überraschend für ihn war nicht das, was AJ sagte, sondern die Unsicherheit im Blick des Jungen. Shelly hatte recht. Er war sich nicht sicher, ob er ihn akzeptieren würde. „Du bist mein Sohn?“
„Ja. Deshalb haben wir denselben Vornamen.“ Wieder sah AJ auf seine Schuhe. „Und das ist auch der Grund, wieso ich dir ein bisschen ähnlich sehe. Anscheinend ist dir das noch nicht aufgefallen, und ich könnte es verstehen, wenn du mich nicht willst.“
Dare erhob sich, ging zu AJ und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der Junge blickte hoch und sah ihm in die Augen. In dem Moment stand für ihn fest, dass er alles in seiner Macht Stehende tun würde, um seinem Sohn die Gewissheit zu geben, dass er ihn akzeptierte und liebte.
Er wählte seine Worte sehr sorgsam, aber jedes kam tief aus seinem Herzen: „Mit dem, was du da gerade gesagt hast, machst du mich zum glücklichsten Menschen der Welt. Der Gedanke, dass Shelly mir einen Sohn geschenkt hat, macht mich so froh, dass es mich überwältigt.“
„Heißt das, du nimmst mich als deinen Sohn an?“
Dare spürte den forschenden Blick des Jungen. Er war außer sich vor Glück. „Von nun an bist du ein fester Teil meines Lebens und wirst es immer bleiben.“
Erleichtert lächelte AJ. „Wirklich?“
„Wirklich.“
„Und wird mein Name jetzt in Westmoreland geändert?“
Dare verkniff sich ein Grinsen. „Willst du denn Westmoreland heißen?“
„Ja, das will ich.“ AJ nickte begeistert.
„Mir würde das auch gefallen. Lass uns deine Mutter fragen, was sie davon hält, okay?“
„Einverstanden.“
Lange sahen sie sich an, während ihnen bewusst wurde, was sich in diesem Moment alles geändert hatte.
Schließlich fragte AJ leise: „Und darf ich dich jetzt Dad nennen?“
Vor Rührung bekam Dare kein Wort heraus. Diesen Augenblick würde er bis ans Ende seines Lebens nicht vergessen. Väterlicher Stolz lag in seinem Lächeln, und die Liebe, die er für seinen Sohn empfand, wärmte ihn tief aus dem Inneren.
„Ja, du darfst mich Dad nennen.“ Er zog AJ in die Arme, und während er den Moment auskostete, kämpfte er die Tränen zurück. „Es wäre mir eine Ehre, wenn du mich so nennst“, brachte er mit belegter Stimme hervor und seufzte. Er hatte geglaubt, seine Mission sei hiermit erfüllt, aber das stimmte nicht. Er hatte jetzt seinen Sohn, dadurch wurde ihm noch stärker bewusst, wie sehr er die Mutter dieses Jungen begehrte, liebte und brauchte. Seine Mission war erst beendet, wenn Shelly ebenfalls auf Dauer zu seinem Leben gehörte.
Noch am selben Abend rief Dare seine Eltern und seine Geschwister an, um ihnen die wundervolle Neuigkeit zu berichten. Sie wollten alle auch mit AJ reden und hießen ihn in ihrer Familie willkommen.
Nach dem Dinner überlegten sie beide beim Abwaschen, wann sie das nächste Mal in die Berghütte fahren konnten, und er schlug vor, dass sie Shelly dazu einluden.
„Sie wird nicht mitkommen.“
Sein Sohn
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