Collection Baccara Band 325 (German Edition)
sein, nicht bloß verstaucht.“
„Nun, es wäre nicht unmöglich. Janet, wahrscheinlich sind Sie ziemlich müde von der Führung und den Weinproben. Bella Notte war nicht das erste Weingut, das Sie heute besichtigt haben, oder?“
„Das dritte.“
„Ich kenne das. Wenn ich zu Weinproben gehe, neige ich dazu, immer mehr zu trinken, als ich vertrage.“ Wyatt lachte verschwörerisch. „Aber Sie wirken so energisch und schaffen es bestimmt, aufzuhören, bevor Sie einen Schwips bekommen.“
„Aber sicher“, bestätigte sie.
Dass das „ch“ mehr wie ein „sch“ klang, sagte Kiara, dass Miss Jane Hampton längst einen sitzen hatte.
„Das ist gut, denn mit einem Schwips kann man mit solch eindrucksvollen Absätzen leicht fallen und sich den Knöchel verstauchen.“
„Ja, sie mögen ein kleines bisschen zu hoch sein“, sagte Miss Hampton kokett.
Ein bisschen? Das waren sicher zwölf Zentimeter! Kiara biss sich auf die Zunge, um nicht mit ihrer Meinung herauszuplatzen.
„Wir werden selbstverständlich die Kosten für die Behandlung Ihres Fußes übernehmen. Außerdem möchten wir Sie einladen, zusammen mit ein paar Freunden hierher zurückzukommen. Umsonst, versteht sich. Am besten im Herbst, dann sind die Weingärten am schönsten.“
War das sein Ernst? Er machte Angebote im Namen von Bella Notte? Kiara war pikiert, musste aber zugleich zugeben, dass sie genau das gleiche getan hätte. Außerdem hatte sie ihm gestattet, die Sache zu regeln.
„Sind Sie Single?“ Miss Hampton kicherte wie ein Teenager. „Oh, die Frage war unpassend.“
„War sie nicht“, versicherte Wyatt ihr. „Und ja, ich bin Single.“
„Ich auch“, hauchte sie.
„Wenn das kein Zufall ist.“ Wyatt lächelte sanft. „Vielleicht können wir uns einmal privat treffen.“
Ernsthaft? Er fragte sie nach einem Date? Eifersucht nagte an Kiara. Vor knapp zehn Minuten hätte er noch fast mit ihr geschlafen, und jetzt fragte er eine andere, die noch dazu im Begriff war, Bella Notte zu verklagen, nach einem Date?
„Wie wäre es heute?“, gurrte Janet.
„Lassen Sie uns abwarten, wie es Ihrem Knöchel geht.“
Kiara biss die Zähne zusammen. Sie war kurz davor, eine boshafte Bemerkung zu machen, als die Frau sagte: „Wissen Sie, Bella Notte kann ja nichts dazu, wenn eine streunende Katze irgendwo aus dem Dunkeln springt. Ich meine, das hätte überall passieren können.“
„Das stimmt“, pflichtete Wyatt ihr bei.
„Wenn Sie sich nur um meine Arztrechnung kümmern würden, ist eine Klage, denke ich, nicht nötig.“
„In dem Moment, als ich Sie das erste Mal sah, wusste ich, dass Sie einen Sinn für Gerechtigkeit haben.“
„Oh, danke!“
Kiara hielt sich eine Hand vor den Mund. War diese Frau sich Wyatts offensichtlicher Masche tatsächlich nicht bewusst?
Sei doch einfach froh, dass sie ihn nicht durchschaut.
In diesem Moment kam Maurice herein, gefolgt von Dr. Foster. Während der Arzt sich um seine Patientin kümmerte, hielt Wyatt ununterbrochen ihre Hand.
Die Arme vor der Brust verschränkt, beobachtete Kiara das Ganze. Wyatt war schon beeindruckend genug, aber er übertraf sich nachgerade selbst darin, Frauen zu dem zu verleiten, was er wollte. So wie er sie dazu gebracht hatte, sich da unten im Keller das Kleid auszuziehen.
Kiaras Wangen glühten vor Scham. Noch immer konnte sie nicht glauben, was sie da getan hatte. Was war nur in sie gefahren?
Dabei war sie doch eine Skeptikerin, eine Wissenschaftlerin, die nichts glaubte, ehe es nicht bewiesen war. Ihr Talent, die Dinge ganz objektiv und nicht von Romantik umweht zu betrachten, hatte die Kellerei vor dem Bankrott gerettet. Und genau deswegen hatte die Familie, nachdem ihr Vater so schwer erkrankt war, entschieden, dass sie das Gut leiten sollte und nicht Maurice, obwohl der viel älter war. Ihr Cousin war sehr wütend darüber gewesen, aber außer seiner eigenen Frau hatten alle für Kiara gestimmt.
Sie nahm ihren Job sehr ernst, aber sie musste sich auch ihre Schwäche im Umgang mit Menschen eingestehen. Ihr wäre es nie gelungen, eine drohende Klage abzuwenden, so wie Wyatt es gerade geschafft hatte. Sie war zu direkt. Sie kam gleich zum Punkt und teilte ihre Meinung mit. „Barsch“ hatte man sie schon öfter genannt.
Inzwischen war der Arzt mit seiner Untersuchung fertig. Er hatte eine Verstauchung diagnostiziert. Irgendwie schmeichelte Wyatt mit süßen Worten Miss Hampton eine schriftliche Erklärung ab, in der sie auf eine Klage
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