Collection Baccara Band 325 (German Edition)
Fantasie, nicht die Wirklichkeit, und solange ihr das klar war, konnte sie es sich doch sicher gönnen, sich einen kleinen Wunsch zu erfüllen, oder?
„Nun, wir sind seit dreiundfünfzig Jahren verheiratet. Was brauchst du sonst noch für einen Beweis?“, hörte sie ihre Großmutter. „Bei deinen Eltern war es nicht anders. Folge deinem Herzen, cara . Es wird dich niemals auf den falschen Weg führen.“
7. KAPITEL
Weinberg-Weisheit: Je tiefer die Wurzeln, desto kräftiger die Weinstöcke.
Das Abendessen bei den Romanos war eine lebhafte Angelegenheit. Es war eine Feier, im wahrsten Sinne des Wortes, da Kiaras Vater Gino endlich wieder gesund war. Beth, Kiaras Mutter, wich ihm den ganzen Abend nicht von der Seite, hielt seine Hand und strich ihm ab und an über die Wange, als könne sie ihr Glück kaum fassen.
Wyatt, für diesen Abend ganz konventionell in schlichter olivfarbener Hose und weißem Hemd, war aus irgendeinem Grund viel nervöser als am ersten Morgen seiner Ankunft auf Idyll.
Kiara schien ehrlich überrascht, als ihre Großmutter mit ihm in die Küche kam, sagte jedoch nichts, sondern warf ihm nur ein gedämpftes „Hallo“ zu, ehe sie damit fortfuhr, Teller und Schüsseln zum Esstisch zu tragen. Hatte sie vergessen, dass er dringend mit ihr reden musste?
Ein Blick auf Kiara genügte, um brennend heißes Verlangen in ihm auszulösen. Wyatt zwang sich zu einer gelassenen Haltung, aus Angst, die anderen könnten ihm sonst sofort ansehen, was er fühlte.
Kiara trug eine enge schwarze Jeans – ein sexy Kontrast zu ihren sonst so formlosen Kleidern – und eine lange, blaue Tunika mit V-Ausschnitt, die sich weich an ihre Brüste schmiegte und ihr hinreißendes Dekolleté betonte. Ihr dunkles Haar fiel ihr wie ein seidener feuriger Umhang über die Schultern. Sie hatte sogar etwas Make-up aufgelegt – Lidschatten, Rouge, Lippenstift – und ihre goldenen Ohrringe gegen lange Kristalltropfen ausgetauscht, die ein glitzerndes Lichtspiel auf ihr Gesicht warfen. Sie sah aus wie eine geheimnisvolle Märchenprinzessin.
Wyatt dachte an sie beide allein im Weinkeller – war es wirklich erst heute Morgen gewesen? Es fühlte sich an, als wäre es eine Ewigkeit her, seit er ihre zarte Haut berührt und ihre süßen Lippen geküsst hatte.
Der große Eichentisch war voll beladen mit italienischen Köstlichkeiten – eine große Auswahl Antipasti, gefüllte Pilze, Lasagne, Pasta mit Tomatensoße –, alles nach alten Familienrezepten gekocht. Zum Nachtisch gab es Tiramisu und Eis, dazu so viel Wein, wie man wollte. Wyatt fühlte sich sofort wie zu Hause, hatte er doch die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens in Europa verbracht.
Kiara war in außergewöhnlich guter Stimmung. Sie lachte viel, machte Scherze und drückte ihren Vater jedes Mal, wenn sie vom Tisch aufstand, um neuen Wein oder Tee zu holen. Sie zerzauste das Haar ihrer kleinen Cousins, neckte Maurice wegen Janet Hampton und unterhielt sich lebhaft mit Trudy, ihrer Großmutter und ihrer Mutter. Wyatt hatte sie noch nie so entspannt gesehen und wünschte, er könne ihr helfen, damit sie sich immer so fühlte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, unter welchem Stress sie als einzige Verantwortliche wegen der angespannten finanziellen Lage des Weingutes stand.
Das Essen war herausragend, die Gesellschaft noch besser. Wyatt sah sich am Tisch um. Alle hier hatten ihn willkommen geheißen wie einen lange verschollenen Verwandten.
Er fühlte sich schuldig.
Als Kiaras Vater einen Spaziergang im Weingarten vorschlug, räumten sie gemeinsam ab und gingen dann nach draußen.
Wyatt zögerte. Er wusste nicht, ob er auch hierzu eingeladen war.
„Kommen Sie, Wyatt“, forderte Großvater Romano ihn auf.
In seiner eigenen Familie ging es nicht so harmonisch zu. Seine Eltern hatten sich scheiden lassen, als er noch ein Kind war. Beide Elternteile hatten wieder geheiratet, sein Vater inzwischen zum dritten Mal. Wyatt liebte seine Brüder Eric und Scott, aber er hatte nicht viel mit ihnen gemeinsam. Seit DeSalme in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt worden war, rannten beide nur noch hinter dem großen Geld her. Nicht dass das schlecht wäre, aber Wyatt hatte sich andere Prioritäten gesetzt. Jedenfalls hatte er das gedacht. Aber alles hatte sich geändert, als seine Brüder ihn aufforderten, diese Sache für sie zu erledigen. Sie hatten angedeutet, dass er danach in die Firma einsteigen könnte. Das war etwas Neues für Wyatt gewesen. Endlich brauchte
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