Collection Baccara Band 325 (German Edition)
Tomatensoße und gebackenem Käse wehte ihnen entgegen. Ihre Großmutter arbeitete offensichtlich gerade daran, die Gäste mit ihren Kochkünsten einzuwickeln. Das konnte sie gut. Sie brauchten niemanden wie Wyatt Jordan. Ihre leidenschaftliche Familie – mit ihrer Vorliebe für gutes Essen und guten Wein – deckte schon alles ab.
Kiara warf Wyatt einen Seitenblick zu. Er lächelte so selbstverständlich, wie andere Männer ihre T-Shirts trugen – lässig, sanft. Aber sie wusste, wie er von einem Moment zum anderen dieses Lächeln von sanft auf verrucht umschalten konnte.
Der Mann war ein Widerspruch in sich. Wie ein Puzzle, das ihren analytisch denkenden Geist herausforderte. Ein Teil von ihm bestand aus dem Nichtsnutz – die zerrissene Jeans, die abgelatschten Turnschuhe, das zerzauste Haar. Aber unter dieser Maske hatte sie noch viel mehr entdeckt. Sein sonnengebräunter Körper war schlank und nicht zu muskulös, und er strahlte ein Selbstbewusstsein aus, als läge ihm die Welt zu Füßen. Etwas, das eigentlich nicht zu jemandem passte, der bloß als Praktikant arbeitete.
Er nahm seine Brille ab und steckte sie in die Brusttasche seines Poloshirts, dann öffnete er die Tür, eine Hand an Kiaras Rücken gelegt. Sie sah zu ihm auf, und erst jetzt bemerkte sie seine unverschämt langen Wimpern. Ihr Herz machte einen gewaltigen Satz.
Nein.
Ihr Magen zog sich zusammen, als sie daran dachte, dass sie vorhin fast mit ihm geschlafen hätte.
Wyatt zwinkerte ihr zu. Glaubte er etwa, das da unten im Keller hätte irgendetwas bedeutet? Hatte es nicht. Bei nächster Gelegenheit würde sie das klarstellen.
Um ihre Unabhängigkeit zu demonstrieren, entzog Kiara sich seiner Hand. Sie brauchte niemanden, der ihr den Weg wies.
Wyatt schaute leicht amüsiert, als fände er ihre Stacheligkeit höchst entzückend.
Sie runzelte die Stirn. Das gehörte doch alles zu seiner Masche! Wie er sich verhielt, wenn er in der Nähe von Frauen war, so charmant und entwaffnend … Sein ganzes Auftreten, liebenswert und frech zugleich …
Aber nicht mit ihr. Sie würde nicht darauf hereinfallen. Im Moment hoffte sie allerdings, dass sein hübsches Gesicht ihren verletzten Gast beschwichtigen konnte.
Die prozesssüchtige Dame saß in dem Rollstuhl, den verletzten Fuß auf einem Stuhl hochgelegt und auf Kissen gebettet, der andere steckte noch in dem feuerroten Stiletto. Sämtliche Romanos waren um die Frau versammelt. Großmutter rechts, Großvater links, Trudy hinter dem Rollstuhl.
Die Dame war etwa Mitte dreißig, mit spitzer Nase und einem schmalen Mund, den sie fest zusammenpresste, selbst als Kiaras Großmutter ihr ein Stück hausgemachte Lasagne anbot.
„So etwas esse ich nicht“, sagte sie pikiert. „Ich achte sehr auf meine Gesundheit.“
Deshalb, dachte Kiara wenig mitfühlend, trägst du auch derart hohe Hacken, wenn du ein Weingut besichtigst. Sie schluckte die Worte hinunter, ehe sie sie aussprechen konnte.
Ihre Großmutter zog sich betrübt zurück. Niemals hatte jemand ihre Lasagne verschmäht.
„Selbstverständlich“, sagte Wyatt leise. „Man sieht es Ihnen an. Sie sind hervorragend in Form.“
„Und wer sind Sie?“, fragte die Dame misstrauisch.
„Ich bin Wyatt Jordan.“ Er streckte ihr seine Hand entgegen.
Sie sah ihn mit affektiertem Lächeln an, als wäre er ihr Anwalt, der eben zugesagt hatte, ihren Fall zu übernehmen. Hoffnungsvoll ergriff sie seine Hand. „Janet Hampton. Miss Janet Hampton.“
„Janet.“ Wyatt umfing ihre Hand mit seinen beiden und sah dabei aus wie ein aalglatter Diplomat. „Es tut uns ausgesprochen leid, dass dieser unglückliche Zwischenfall Ihnen derartige Unannehmlichkeiten beschert hat.“
Kiaras Großvater warf ihr einen scharfen Blick zu, der eindeutig fragte: Wer ist der Kerl ?
Sie zuckte die Schultern und gab ihm stumm zu verstehen: Lass ihn nur machen .
„Na ja“, meinte die Frau. „Dieses verfilzte Tier sollte nicht da herumlaufen, wo der Wein gelagert wird.“
„Da haben Sie natürlich vollkommen recht. Ich hoffe, Sie können Bella Notte diese Unachtsamkeit verzeihen.“ Wyatt, die Hände noch immer um die der Frau gelegt, zog sich mit dem Fuß einen Stuhl heran und setzte sich dicht neben den Rollstuhl. Er richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf Miss Hampton, als drehe sich seine Welt einzig und allein um sie.
Er würde einen großartigen Politiker abgeben.
„So etwas ist gefährlich“, plapperte die Frau. „Mein Knöchel könnte gebrochen
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