Collection Baccara Band 325 (German Edition)
viel.“
„Was denn?“
„Serotonin zum Beispiel, das Glückshormon.“
„Ich kann dir die chemische Bezeichnung dafür nennen.“
„Erinnere mich daran, mit dir nicht über wissenschaftliche Dinge zu diskutieren.“
„Während du Sherlock Holmes gelesen hast, habe ich Biologiebücher verschlungen.“
„Du bist komisch.“
„Ich habe gelesen, dass Pessimisten realistischer sind als Optimisten.“
„Deswegen sind sie wohl so pessimistisch.“
Kiara schnaubte verächtlich. „Ich bin mein Leben lang von Optimisten umgeben gewesen. Kannst du dir vorstellen, wie anstrengend es ist, wenn zwanzig Leute versuchen, dich aufzuheitern, während du eigentlich nur besorgt grübeln und schmollen willst?“
„Ich lass dich grübeln und schmollen, solange du willst, nur nicht heute. Heute geht es nur um eines: Spaß zu haben. Entspannen. Alles loslassen. Wenn du deinen Kopf freibekommst, wird deine Kreativität zurückkommen.“
„Ich bin nicht kreativ, ich bin Wissenschaftlerin. Ich arbeite mit harten Fakten.
„Auch Wissenschaftler sind kreativ. War Einstein nicht sogar berühmt für sein Zitat, dass die Fantasie mächtiger ist als alles andere?“
Da hatte er nicht ganz unrecht. Sie hatte sich so lange aller Fantasie, allen spontanen Launen enthalten, dass sie sich viele kreative Wege verbaut hatte. Immer hatte sie sich bemüht, vernünftig zu sein und mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben, was inmitten des Romano-Clans nicht leicht gewesen war.
„Schließ die Augen“, sagte er. „Lass mich deine Sorgen vertreiben, wenigstens für heute.“
Kiara tat, was er sagte. Sie schloss die Augen und atmete tief durch.
Gleich darauf prickelte ihre Haut unter Wyatts Händen. Er ließ seine Finger über ihren Nacken gleiten und knetete sanft ihre verspannten Muskeln.
„Wann hat dich das letzte Mal jemand massiert?“, fragte er. „Hier sind lauter Knoten.“
„Ich hatte noch nie eine Massage.“
„Machst du Witze?“
„Keine Zeit.“
„Jetzt aber.“
„Außerdem war ich nie wild darauf, von Fremden angefasst zu werden.“
„Das muss dein Liebesleben ziemlich ruiniert haben.“
„Welches Liebesleben?“
„Eben.“
Sie spürte, wie sich ihre Schultern unter Wyatts Berührungen entspannten. Irgendwie schaffte er es, dass Frauen sich in seiner Gegenwart wohlfühlten. Das war beunruhigend. Zudem war es schon ewig her, dass ein Mann sie so zärtlich berührt hatte, sodass sie diese Empfindung in sich aufsaugte wie eine Blume das Sonnenlicht.
Er ließ seine Finger höher zu ihrem Nacken wandern und fuhr mit festen, rhythmischen Strichen über die Verhärtungen dort, bis sie sich lösten. Kiara seufzte genüsslich. Das fühlte sich großartig an.
Er massierte ihren Haaransatz und ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten. Es fühlte sich so gut an, dass sie erneut leise aufstöhnend ihren Rücken gegen seine streichenden, knetenden, liebkosenden Finger wölbte. Abgesehen von Sex hatte sie noch nie etwas so Intimes mit einem Mann erlebt.
„So ist es gut“, murmelte er. „Genau so. Lass deine Sorgen fallen. Lass sie los, Kiara, lass los.“
Und genau das würde sie tun! Wenigstens für ein paar Minuten. Sie konnte – nein, sie wollte – an nichts anderes denken als an den Druck seiner Hände, die Wärme der Sonne und den Geruch des Meeres. Es war überwältigend. Etwas, woran sie sich noch erinnern könnte, wenn Wyatt längst aus ihrem Leben verschwunden war.
Und er würde wieder verschwinden. Er war ein Praktikant. Sie waren sich kein bisschen ähnlich, und Kiara wusste auch, dass es nicht besonders leicht war, mit ihr auszukommen. Sie hatte sich zwar vorgestellt, dass sie vielleicht einmal heiraten würde – jemanden, der so war wie sie. Einen Wissenschaftler, der genauso wie sie in seiner Arbeit aufging. Einen sachlichen, bedächtigen Mann, der mit ihr in eine Art Gleichschritt fallen würde.
Seit sie Wyatt kannte, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie das wirklich wollte. Ihre Fantasie zeigte ihr eine ganz andere Zukunft. Mit einem Mann, der überhaupt nicht so war wie sie. Der so anders war, dass er sie ganz und gar faszinierte. Der das Yin zu ihrem Yang war. Ihre andere Hälfte, mit der sie sich vollkommen fühlte. Der …
Woran zum Teufel dachte sie denn da? Das war lauter romantisches Zeug. Typisch Romano. All das, wogegen sie ihr ganzes Leben lang angekämpft hatte.
Aber warum hältst du es für einen Mythos, für ein Märchen, flüsterte eine Stimme in ihrem Hinterkopf.
Weitere Kostenlose Bücher