Collection Baccara Band 325 (German Edition)
ist quasi der Antrieb.“
Kiara starrte auf das Fahrrad. Was würde er tun, wenn sie sich umdrehen, in ihr sicheres Labor flüchten und ihr Versprechen einfach nicht einhalten würde? „Deine Beine sind kräftiger, geh du nach hinten.“
„Ich weiß ja nicht“, meinte Wyatt und betrachtete ihre Beine. „Du hast ein paar unglaublich hübsche Beine.“
Verfall nicht seinem Charme. Sei nicht wie jede andere Frau auf diesem Planeten. Widersteh ihm. Widersteh ihm.
„Ich hab’s mir überlegt, ich sitze vorne! Ich lenke!“
„Gute Wahl.“ Er hob das Tandem aus dem Ständer, und sie stiegen beide auf. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sie sich daran gewöhnt hatten, gemeinsam zu treten, aber als sie erst den Rhythmus gefunden hatten, fuhr das Tandem sich fast wie von selbst.
„Wo geht’s lang?“, rief sie über ihre Schulter zu Wyatt. Sie genoss den Wind in ihrem Haar. Genoss diesen herrlichen Junimorgen.
Verfall bloß nicht dieser Romantik. Seiner Romantik. Wage es nicht.
„Zum Hafen.“
„Fahren wir zum Festland?“
„Ich werde meine Geheimnisse nicht ausplaudern.“
„Du quälst gern Leute, was?“
„Ist das ein Problem?“
„Wie soll ich lenken, wenn ich nicht weiß, wohin wir fahren?“
„Das genau ist die Überraschung. Du bestimmst nicht wirklich.“
Fest umschloss Kiara die Lenkradgriffe. „Blödmann.“
„Verspann dich nicht wieder.“
„Woher weißt du das?“
„Ich bin hinter dir. Ich sehe, wie du die Schultern anspannst.“
„Erinnere mich auf dem Rückweg daran, dass ich dann hinten sitze.“
„Du? Hinten? Niemals.“
„Wieso?“
„Wenn ich vorne sitze, kann ich mir deinen hübschen Hintern nicht mehr angucken. Was glaubst du, woher ich die Kraft nehme, immer weiter in die Pedale zu treten?“
„Das ist unfair. Ich will deinen Hintern sehen.“
„Den kannst du dir auf dem Boot angucken.“
„Dann gehen wir also aufs Wasser.“
„Ja, Irene Adler, super gefolgert! Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass wir zum Hafen fahren.“
„Wer ist Irene Adler?“
„Liest du keine Romane?“
„Nein.“
„Überhaupt keine Belletristik?“
„Nein, das ist langweilig.“
„Ich weiß jetzt, was ich mit dir anstelle! Ich werde dich kidnappen und umprogrammieren.“
„Weshalb?“
„Ich glaube, dein Gehirn ist so auf die Weinherstellung fokussiert, dass es schon anfängt zu gären.“
„Du bist bloß neidisch.“
„Worauf?“
„Auf meine unglaubliche Konzentrationsfähigkeit.“
Sein Lachen schallte durch die Straßen des ganzen Dorfes. Kiara musste zugeben, dass sie das Tandemfahren zu früh verurteilt hatte. Sie hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt.
Am Hafen angekommen, dirigierte Wyatt Kiara zu einem Kiosk, an dem man Segelboote mieten konnte.
„Gehen wir segeln?“ Es war Jahre her, seit sie das zuletzt gemacht hatte.
„Genau.“
„Kannst du segeln?“
„Kann ich.“
Natürlich konnte er segeln. Das passte zu ihm, vermutlich war er ein hervorragender Segler.
Ihre Vermutungen bestätigten sich, kaum dass sie mit dem Boot hinausfuhren.
Es wehte eine frische, aber nicht zu kühle Brise, und die Sonnenstrahlen glitzerten und funkelten auf dem Wasser. Es war ein perfekter Morgen zum Segeln. Sanfte Wellen kräuselten das Meer, und über den Himmel zogen nur ein paar vereinzelte Wattewölkchen. Die einzigen Geräusche waren das Flattern des Segels im Wind, die Takelage, die gegen den Mast schlug, und das Geschrei der Möwen vom Hafen her. Erst als sie Idyll schon eine Weile hinter sich gelassen hatten, wurde Kiara bewusst, dass sie nun ganz allein waren, ohne andere Menschen, ohne Störungen.
Nur sie beide.
Sie erschauerte vor Entzücken.
„Kalt?“, fragte Wyatt.
„Nein.“
„Komm her.“
„Warum?“
„Komm her, und setz dich.“ Er klopfte auf den Platz neben sich. „Ich helfe dir, dich zu entspannen.“
„Klingt beunruhigend.“
„Macht Entspannung dir Angst?“
„Ehrlich? Ja.“
Noch einmal klopfte er auf den Platz neben sich. „Nun komm.“
Etwas steif rückte sie zu ihm hinüber. „Was hast du vor?“
„Du wirst es lieben, versprochen.“
„Was lieben?“
„Warst du immer schon so misstrauisch.“
War sie das? Vielleicht.
„Ich beiße nicht, ich schwöre.“ Er machte eine kurze Pause. „Außer, du möchtest das.“
„Genau das hat der große, böse Wolf zu Rotkäppchen gesagt.“
„Ich dachte, du glaubst nicht an Märchen.“
„Tu ich auch nicht.“
„Du verpasst so
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