Collection Baccara Band 325 (German Edition)
keine schlechte Idee, ihm ein paar zu übertragen. Auch das war eine Möglichkeit, ihn davon abzuhalten, auf dumme Gedanken zu kommen.
„Reicht das für heute?“ AJ legte den Lappen, mit dem er den Lack poliert hatte, zurück in den Eimer.
„Ja, das ist genug. Aber sieh zu, dass du morgen pünktlich bist.“
Unwillig verzog der Junge das Gesicht, während er sich seine Schultasche über die Schulter hängte. „Wie oft muss ich denn noch herkommen?“
„Bis ich davon überzeugt bin, dass du deine Lektion gelernt hast.“
AJs Blick verfinsterte sich. „Gefällt mir nicht.“
„Was dir gefällt oder nicht, spielt hier keine Rolle. Wer das Gesetz bricht, wird bestraft. Merk dir das. Ich schlage vor, du fährst jetzt nach Hause, bevor deine Mutter sich Sorgen macht.“ Er folgte ihm ins Gebäude.
„Das macht sie sowieso ständig.“
Dare unterdrückte ein Grinsen. „Kann man ihr nicht verübeln. So sind Mütter. Meine vier Brüder und ich haben unserer Mutter auch viel Kummer bereitet, als wir noch Jungs waren.“
Erstaunt sah AJ ihn an. „Sie haben vier Brüder?“
„Ja.“ Er lächelte. „Vier Brüder und eine Schwester. Ich bin der Älteste.“
„Bei uns gibt es nur mich und meine Mom.“
Sie standen an der Tür. „Um deine Frage zu beantworten, wie oft du noch herkommen musst: Eine Woche reicht bestimmt, damit du es dir in Zukunft zweimal überlegst, bevor du Autos mit Kieselsteinen bewirfst.“ Nachdenklich rieb er sich das Kinn. „Es sei denn, ich höre, dass du dich wieder geprügelt hast. Wie gesagt, so etwas lasse ich nicht durchgehen.“
Wütend erwiderte AJ seinen Blick. „Dann werde ich dafür sorgen, dass Sie es nicht erfahren.“
Ohne ihm noch eine Gelegenheit zur Erwiderung zu geben, rannte der Junge zu seinem Fahrrad und fuhr davon.
„Au! Das tut weh!“
„Lass es dir eine Lehre sein.“ Wütend beugte Shelly sich über ihren Sohn und betupfte dessen geplatzte Lippe mit einem Desinfektionsmittel. „Wenn du dich noch einmal prügelst, werde ich dir eine Strafe verpassen, die du dein ganzes Leben nicht vergisst.“
„Aber er hat angefangen!“
Shelly richtete sich auf und erwiderte ungerührt seinen Blick. „Dann geh nächstes Mal einfach weg.“
„Dann halten mich alle für einen Feigling. Ich hab’s dir gleich gesagt, dass ich es hier hassen werde. Keiner mag mich. In L. A. hatte ich wenigstens Freunde.“
„Die Jungs, mit denen du da herumgezogen bist, waren keine Freunde, AJ. Ein echter Freund überredet dich nicht dazu, verbotene Dinge zu tun. Sollen sie dich doch für einen Feigling halten. Für mich bist du einer der mutigsten Menschen, die ich kenne.“
AJ zuckte mit den Schultern. „Bei dir ist das was anderes, Mom. Aber ich will nicht, dass die Jungs in der Schule denken, mich können alle herumschubsen.“
„Du bist ganz bestimmt kein Feigling. Dafür bist du deinem Vater viel zu ähnlich.“ Damit wandte sie sich ab und ging in die Küche. Bewusst hatte sie die Angel ausgeworfen, jetzt musste AJ nur noch anbeißen. Sie hörte, wie er hinter ihr tief durchatmete und ihr folgte.
„Wieso hast du ihn erwähnt?“
Über die Schulter warf sie ihm einen kurzen Blick zu. „Wen denn?“
„Meinen Vater.“
Shelly lehnte sich an den Küchenschrank. „Weil du gesagt hast, du willst dich nicht herumschubsen lassen, da musste ich an ihn denken. Du bist ihm so ähnlich, und er ist einer der mutigsten Männer, die ich kenne.“
AJ lächelte. „Was macht er denn? Ist er Pilot oder so?“
Auch sie musste lächeln. Bei ihrem Sohn drehte sich alles um Flugzeuge und Raumschiffe. „Nein.“ Sie atmete durch. „Ich glaube, es ist Zeit, dass wir uns über deinen Vater unterhalten. Seit wir hierhergezogen sind, habe ich viel nachgedacht, und du musst mir bei einer Entscheidung helfen.“
„Bei was für einer Entscheidung?“
„Ob ich ihm von dir erzählen soll.“
Erstaunt riss er die Augen auf. „Du weißt, wo er ist?“
„AJ, ich wusste immer, wo er ist. Ich habe dir doch erklärt, wenn du mit ihm in Kontakt treten möchtest, ist das jederzeit möglich.“
Verunsichert senkte er den Blick. „Ich dachte, du sagst das nur, um mich zu beruhigen. Die Mom von Nick Banner hat ihm gesagt, sein Dad sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als er noch ein Baby war. Aber eines Tages hat Nicks Grandpa ihm erzählt, dass sein Dad irgendwo mit seiner neuen Familie lebt und nichts mit ihm zu tun haben will.“
Am liebsten hätte sie ihren Sohn an sich
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