Collection Baccara Band 325 (German Edition)
magst, das kannst du noch gar nicht entscheiden, denn du kennst ihn nicht richtig. Er ist wirklich ein netter Kerl, sonst hätte ich mich vor all den Jahren bestimmt nicht in ihn verliebt.“ Dare war stets ein sehr fürsorglicher und liebevoller Mensch gewesen. „Wie ist es denn heute mit euch beiden gelaufen?“
AJ zuckte die Schultern. „Wir mögen uns immer noch nicht. Und ich will nicht, dass er es erfährt. Bitte verrate es ihm nicht, Mom.“
Sie schwieg einen Augenblick. Im Moment wollte sie ihn nicht weiter bedrängen. „In Ordnung, aber ich hoffe, dass du es ihm eines Tages selbst sagst.“ Sie ging um den Tisch herum und legte AJ eine Hand auf die Schulter. „Es gibt da noch etwas, was du nicht vergessen solltest.“
„Und was?“
„Dare ist ein kluger Mann. Gut möglich, dass er die Wahrheit herausfindet, ohne dass einer von uns es ihm verrät.“
Erstaunt sah AJ sie an. „Wie denn?“
Sie lächelte. „Du siehst ihm und seinen vier Brüdern sehr ähnlich. Bisher ist ihm das anscheinend noch nicht aufgefallen, aber das kann schnell passieren. Außerdem weiß er, dass ich vor zehn Jahren weggezogen bin, genau in dem Jahr, in dem du geboren bist.“
AJ nickte. „Hat er dir gestern irgendwelche Fragen gestellt?“
„Nein. Wahrscheinlich denkt er, ich hätte deinen Vater in L. A. kennengelernt. Wie gesagt, es ist gut möglich, dass er die richtigen Schlüsse zieht.“
Darüber dachte AJ angestrengt nach. „Wir dürfen nicht zulassen, dass er es herausfindet.“
Es widerstrebte ihr, ihn zu belügen, selbst wenn es aus den besten Absichten heraus geschah. „Es ist allein deine Entscheidung. Ich halte mein Wort und schweige, wenn du es so willst.“
„Ja, ich will es so.“
AJ ließ sich die Erleichterung deutlich ansehen. Seine Lippen zitterten, und Shelly ahnte, dass es ihm schwerfiel, die Tränen zurückzuhalten. Er war innerlich zerrissen. Einerseits wollte er aller Welt zeigen, dass er einen Vater hatte, andererseits weigerte er sich, Dare als Vater anzuerkennen.
Stolz und stur, dachte sie. Ein typischer Westmoreland.
Auch sie kämpfte mit den Tränen. Es würde für Dare nicht leicht werden, die Liebe seines Sohns zu gewinnen.
Spätabends, als AJ schon im Bett war, bekam Shelly einen Anruf von Dare.
„Hast du es ihm gesagt?“
Sie lehnte sich an die Spüle in der Küche. „Ja, das habe ich.“
Schweigen.
„Und wie hat er es aufgenommen?“
Seufzend stieß sie die Luft aus. „Wie erwartet. Er will dich nicht wissen lassen, dass du sein Vater bist.“ Als er nichts erwiderte, fuhr sie fort: „Nimm’s nicht persönlich, wahrscheinlich ist er im Moment nur ziemlich durcheinander. Ich auch. Heute Abend hat er mir verraten, wieso er aufgehört hat, mir Fragen über seinen Vater zu stellen.“
„Was hat er gesagt?“
„Anscheinend hat ein Freund von ihm von seiner Mutter erzählt bekommen, sein Vater sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und später herausgefunden, dass er irgendwo mit einer neuen Familie lebt. Deshalb hat AJ geglaubt, ich hätte ihn belogen. Da er mich nicht als Lügnerin hinstellen wollte, hat er das Thema nie wieder erwähnt.“ Es fiel ihr schwer, die Tränen zurückzuhalten. „Vielleicht hätte er schon vor Jahren gern mehr über dich gewusst und hat nur nicht gefragt, um mich nicht in Verlegenheit zu bringen, indem ich mich in Lügen verstricke.“
Schluchzend blinzelte sie, um nicht zu weinen. „Oh Dare, ich habe immer gedacht, ich würde die richtigen Entscheidungen für ihn treffen, doch jetzt kommt es mir vor, als wäre alles falsch gewesen.“
„Das renkt sich schon wieder ein, Shelly, du wirst sehen. Vielleicht dauert es noch ein paar Monate, aber irgendwann wird AJ mich als seinen Vater akzeptieren.“
Es kam ihr vor, als würde seine Wut auf sie nachlassen. Auch er hatte vor zehn Jahren eine ganze Reihe von Fehlern gemacht. Im Grunde hatte er ebenfalls Schuld, nicht nur sie. Nur zusammen konnten sie es schaffen, für ihren Sohn eine Lösung zu finden. Sie seufzte. Er klang sich seiner Sache so sicher. „Dann kommen wir jetzt also zum zweiten Schritt deines Plans?“
„Es ist unser Plan, Shelly, unser gemeinsamer.“
Nachdem AJ am nächsten Morgen zur Schule gefahren war, klopfte es leise bei Shelly an der Tür, gerade als sie aufgestanden war, um sich in der Küche einen Kaffee zu kochen. Es war ihr freier Tag, und während der letzten halben Stunde hatte sie am Computer gesessen und Rechnungen bezahlt.
Sie durchquerte das
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