Collection Baccara Band 329
überließ dem gepflegten Gentleman die geöffnete Flasche.
„Wir hätte einen anderen Termin ausmachen können“, meinte Amanda.
„Und wer hätte dann den Lachs gegessen?“
Sie kniff die Augen zusammen. Seine einfache Logik war ihr suspekt.
„Hast du Lust, dir vor dem Dinner das Haus anzusehen?“, fragte er beiläufig und scheinbar ohne Hintergedanken.
Vielleicht war sie paranoid. Vielleicht wollte Daniel sich gar nicht in ihr Leben einmischen. Vielleicht hatte sie sein Interesse total überschätzt.
„Gern.“
Der Mann in dem weißen Jackett reichte jedem ein Glas Merlot.
„Danke, Stuart.“ Daniel nahm sein Glas.
„Vielen Dank“, sagte auch Amanda.
„Dinner in einer Stunde?“
„Perfekt.“
Daniel legte die Hand an Amandas schmalen Rücken. „Lass uns oben anfangen.“
Amanda entspannte sich und ging mit ihm die Treppe hinauf. Sie strich mit den Fingerspitzen über das glänzende Geländer.
Oben angekommen, führte Daniel sie die Galerie entlang, von der aus man einen Blick auf das Wohnzimmer hatte.
„Es ist alles sehr … aufgeräumt“, bemerkte sie.
„Wieso habe ich das Gefühl, dass das kein Kompliment war?“ Ein Lächeln schwang in seiner Stimme mit.
„Ich weiß nicht“, log sie.
„Wäre dir Unordnung lieber?“, wollte er wissen.
Sie wäre es lieber, wenn das Haus eine Seele hätte. „Nun, bei mir ist es nicht so ordentlich.“
„Hast du eine Haushälterin?“
Sie blickte zu ihm auf. „Warum?“
Er wich ihrem Blick aus. „Ich habe nur überlegt, ob du vielleicht auch dafür eine ehemalige Mandantin eingestellt hast.“
Amanda widerstand dem Drang, ihm den Ellenbogen in die Rippen zu stoßen. „Ich habe keine Haushälterin.“
„Verstehe.“
Kein Vorwurf. Nichts, worüber sie mit ihm streiten könnte. Nur ein einfaches Verstehe .
„Normale Leute putzen selbst“, stellte sie fest.
Er öffnete eine Tür und schaltete das Licht ein. „Dies ist die Bibliothek.“
Auch dieser Raum war tadellos aufgeräumt. Zwischen zwei kleinen Sofas stand ein antiker Tisch. In einer Ecke lud ein bequemer Ledersessel zum Lesen ein.
Amanda fuhr mit den Fingern über die ledergebundenen Bücher.
„Shakespeare“, sagte Daniel.
Natürlich. „Hast du auch leichtere Lektüre?“
„Eine Erstausgabe von Dickens.“
„Etwas Neueres?“
„Schiffbruch mit Tiger.“
„Ich gebe auf.“ Vielleicht war es doch nicht nur Theater. Vielleicht hatte Daniel sich tatsächlich in einen Perfektionisten verwandelt. Sein Vater musste stolz sein.
„Was gibst du auf?“
„Mr Elliott?“ Stuart stand in der Tür. „Ihr Gast ist eingetroffen.“
„Danke.“ Daniel führte Amanda aus der Bibliothek hinaus auf die Galerie.
„Taylor“, grüßte er über die Brüstung. „Schön, dass Sie es einrichten konnten.“
„Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen“, erwiderte Taylor und lächelte Amanda freundlich an, als sie und Daniel die Treppe hinunterkamen.
„Amanda“, sagte er und reichte ihr die Hand. „Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht mehr an mich. Wir haben uns mal auf einer Party getroffen. Karen und Michael haben uns miteinander bekannt gemacht.“
„Im Ritz .“ Amanda erinnerte sich. Er war an jenem Abend sehr freundlich und höflich gewesen und so charmant, dass man fast vergaß, dass er ein kaltes, gefühlloses, profitgieriges Wesen war.
„Sie erinnern sich.“ Er schenkte ihr sein jungenhaftes Lächeln und hielt ihre Hand länger als nötig.
„Merlot?“, fragte Daniel.
Taylor ließ Amandas Hand widerstrebend los, sein Blick ruhte aber weiterhin auf ihr. „Sehr gern.“
Taylors Interesse an Amanda machte Daniel nervös. Er hatte den Mann nur eingeladen, damit er über die Kanzlei sprach, nicht damit er Amanda bewundernd in die Augen blickte und jedes Mal übertrieben lachte, wenn sie etwas sagte, was auch nur vage einem Scherz glich.
Noch mehr störte ihn, dass Taylor immer wieder ihre Hand tätschelte, ihren Arm berührte und sich nach ihrem Privatleben erkundigte. Aber Amanda war eine attraktive, verführerische Frau, und Daniel musste akzeptieren, dass sich auch andere Männer für sie interessierten. Es durfte nicht zulassen, dass es ihn beunruhigte.
Selbst jetzt, als Taylor aufstand und Amanda ganz beiläufig anbot, sie nach Hause zu fahren, hielt Daniel den Mund. Es war ihre Entscheidung, ob sie annehmen wollte oder nicht.
Amanda blickte zu ihm.
Er machte ein gleichgültiges Gesicht.
„Danke, aber nein“, lehnte sie das Angebot
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