Collection Baccara Band 329
andere vergessen ließen. Doch egal, was sich ihr Körper wünschte – sie musste sich hiermit begnügen.
Eigentlich war Moe ein hervorragender Grund, um wieder etwas mit Tanner anzufangen. Mia könnte einfach der Statue die Schuld dafür geben, wenn sie nicht stark genug war, um zu widerstehen. Den Weg dafür hatte sie ja vorhin geebnet, als sie Moes Einfluss auf die Libido der Menschen in seiner Nähe erläutert hatte. Tanners betroffene Miene war eine Genugtuung gewesen.
Ihr Stolz hielt Mia davon ab, ehrlich zu sagen, dass ihm in sexueller Hinsicht kein anderer Mann das Wasser reichen konnte. Sie besaß zu viel Selbstachtung, um ihn einfach wieder in ihrem Leben – und ihrem Körper – willkommen zu heißen.
Er hat mit dir Schluss gemacht und dir das Herz gebrochen, rief sie sich in Erinnerung. Es ist falsch, diesen Mann zu begehren. Und absolut unangebracht, dass du mehr über ihn wissen willst: Hat er geheiratet und Kinder bekommen? War sein Vater stolz auf ihn? Hatten sich seine hohen Erwartungen an die Armee erfüllt?
Mia wusste noch, mit welcher Sehnsucht in der Stimme Tanner von der Karriere seines Vaters erzählt hatte. Es war ihm unendlich wichtig gewesen, in den Augen des pensionierten Majors zu bestehen. Sogar damals schon hatte Mia bezweifelt, dass er dieses Ziel jemals erreichen konnte. Sie war Mr Crawford nur ein einziges Mal begegnet, doch dieses Treffen hatte gereicht, um die Spannungen zwischen Vater und Sohn zu spüren.
Sie fragte sich, ob Tanner immer noch gern die Stücke von William Shakespeare las und ob er jemals nach Baltimore gereist war, um den Poe Toaster zu sehen. So wurde jene mysteriöse, schwarz gekleidete Gestalt genannt, die seit dem 19. Januar 1949 alljährlich am Geburtstag des Schriftstellers Edgar Allan Poe drei Rosen und eine Flasche Cognac auf dessen Grab legte. Seit 2010 war der Poe Toaster nicht mehr erschienen.
Nur zu gern hätte Mia mit Tanner darüber gesprochen, doch sie hielt es für besser, ihm keine Fragen zu stellen. Er sollte glauben, dass er ihr nichts mehr bedeutete. Schließlich hatte sie damals an der Uni gesagt, sie sei genau wie er für die Trennung.
Trotzdem, überlegte Mia. Warum hat er die Armee verlassen? Sie dachte an die feinen Linien um seine Augen, die man erst auf den zweiten Blick sah.
Er wirkt angestrengt, irgendwie gehetzt. Womöglich hat er bei seinen Einsätzen Dinge erlebt, die ich mir überhaupt nicht vorstellen kann. Jedenfalls tut es weh, ihn so verändert zu sehen.
Nicht verändert hatte sich hingegen Tanners Talent, ihre Lust zu wecken. Mia brauchte ihn nur anzuschauen, und schon verspürte sie ein merkwürdiges Gefühl in der Magengrube. Die Mischung aus Zuneigung und Begehren, die Tanner in ihr auslöste, hatte sie bei keinem anderen Mann erlebt. Nach all der Zeit, die seit dem Studium verstrichen war, hätten diese intensiven Gefühle eigentlich Vergangenheit sein sollen. Und doch reichte ein Blick von Tanner, um Mia an all das zu erinnern, was früher zwischen ihnen gewesen war: das körperliche Verlangen, die Atemlosigkeit kurz vor dem Kuss und der perfekte Moment, in dem ihre beiden Körper miteinander verschmolzen.
Es ist ungerecht, dachte sie missmutig. Offensichtlich hat Tanner unsere Beziehung komplett abgehakt. Und eigentlich habe ich das doch auch getan.
Ich bin erfolgreich in einem Beruf, den ich liebe. Ich habe ein hübsches kleines Häuschen in Savannah gekauft und selbst renoviert. Bis vor ein paar Stunden hatte ich sogar einen Freund … Zugegeben, Harlan war nicht der Richtige. Aber es kann doch wohl nicht sein, dass der einzige Mann, den ich auf dieser Welt wirklich will, der im Nebenzimmer ist!
Mia trocknete sich schnell ab, zog sich an und atmete tief durch, bevor sie die Tür öffnete. Ein Tablett stand auf ihrem Bett. Sie fühlte, wie Tanners Blick über ihren Körper glitt.
„Ich hab uns ein paar Sandwiches und Pommes frites kommen lassen“, sagte er. „Hoffentlich ist etwas für dich dabei.“
Sie nahm einen Teller hoch und merkte überrascht, wie hungrig sie war.
Kein Wunder, ich habe ja auch jede Menge Kalorien dabei verbraucht, mich nach Tanner zu verzehren.
„Weder Senf noch Gurken für dich, richtig?“, fragte er.
„Äh … Richtig. Dank dir.“ Mia staunte, dass er sich daran erinnerte.
„Alles in Ordnung mit der Dusche?“ Tanner steckte sich ein paar Pommes in den Mund.
Ertappt sah sie ihn an.
Weiß er es? Ich habe doch nicht mal gestöhnt!
„Ja“, antwortete sie
Weitere Kostenlose Bücher