Collection Baccara Band 331
Kuss ihren IQ halbierte und dass er dazu noch einen eigenen Fahrstuhl besaß, lenkte ihre Gedanken in eine gefährliche Richtung.
Die Fahrstuhltür schloss sich, der Portier blieb zurück. Aubrey stand mit dem Gesicht zur Tür, es half aber nicht, dass sie Liam den Rücken zudrehte. Im unteren Bereich war die Kabine mit dunklem Holz vertäfelt, doch die obere Hälfte war verspiegelt. Egal wohin sie schaute, sie blickte ihm immer in die Augen. Nervös sah sie zu Boden.
„Man gewöhnt sich daran.“
Sie hob den Blick und zog fragend die Augenbrauen hoch.
„An die Spiegel.“
Die Tür öffnete sich zu einer kleinen mit Teppichboden ausgelegten Diele mit zwei Wohnungstüren. Der Fahrstuhl war demnach nicht exklusiv für ihn. Also wäre doch ein Stromausfall nötig, um Privatsphäre zu sichern – was natürlich keine Rolle spielte, denn sie und Liam würden weder im Fahrstuhl noch sonst irgendwo Sex haben.
Er wandte sich zur Tür rechts und ließ ihr den Vortritt in seine Wohnung. Die fast bürgerliche Einrichtung verblüffte sie. Eine Junggesellenwohnung hätte sie sich mehr wie … nun, wie eine Junggesellenbude vorgestellt. Schwarzes Leder, Chrom, Fell vor dem Kamin. Sein Heim zeigte nichts von diesen Macho-Attributen. Alles war klassisch und entsprach ihrem eigenen Geschmack. An den Wänden hingen Landschaftsbilder. Weinberge.
Der Mann überraschte sie schon wieder.
„Sag mir, wieso drei Frauen mich angesehen haben, als wäre ich ein bemitleidenswerter Depp.“ Liam legte den schweren Rahmen über die Lehnen eines Sessels.
„Das hat dir gar nicht gefallen, nicht wahr? Warte, lass mich das machen.“
Sie trat zu ihm, um ihm zu helfen, das Gemälde auszupacken. Als sie beide nach dem Klebeband griffen, berührten sich ihre Finger. Er meinte, Funken sprühen zu fühlen, es war ein Wunder, dass sie nicht das Verpackungsmaterial entzündeten.
„Vorsichtig“, sagte sie, als er das Band abriss. „Du wirst es doch wieder einpacken wollen, bevor du es zu deiner Mutter bringst.“ Behutsam entfernte sie das restliche Papier und legte es auf den Boden neben den Sessel, dann neigte sie den Kopf und betrachtete das Gemälde. „Sag mir, was du siehst.“
„Eine purpurfarbene Blüte mit einer weißen Mitte, umgeben von grünen Ranken.“
Aubrey trat näher. Ihre Schulter streifte seine. Mit ihren hohen Schuhen war sie fast so groß wie er.
„Konzentrier dich auf die Rankenwindungen.“
Blauviolette Augen. Glattes, hellbraunes Haar. Zarte Haut. Ihr Duft stieg ihm in die Nase. Rosen? Gardenien? Eine Erinnerung an heiße Sommerabende auf The Tides , dem Anwesen seiner Großeltern in den Hamptons. Wenn der Kuss im Taxi sie genauso aufgewühlt hatte wie ihn, so zeigte sie es nicht.
Das Sonnenlicht fiel durch das Fenster. Er zog das Jackett aus und warf es über das Sofa. Dann lenkte er seine Aufmerksamkeit von der Frau, die seine Hormone in Wallung brachte, auf das Gemälde. „Kurven. Die Ranken sind kurvenreich.“
„Erinnern sie dich an irgendetwas?“
„Ja. Pflanzen.“
Sie strich mit einer Fingerspitze die dickste Linie entlang. „Sieh genauer hin.“
Er kam sich dumm vor – weder ein vertrautes noch ein willkommenes Gefühl. „Hügel, Täler …“ Und dann machte es klick, und er konnte kaum verstehen, wieso ihm das nicht früher aufgefallen war. „Der Körper einer Frau. Liegend.“
„Sehr gut.“
Ihr anerkennendes Lächeln erfüllte ihn mit begehrlicher Wärme.
„Und jetzt sieh dir die Blüte an. Betrachte den Tau am Rand und die Triebe, die die Blume umranken.“
Plötzlich verstand er die Botschaft. „Ich habe meiner Mutter einen pornografischen Schinken gekauft.“
Aubrey lachte leise. „Nein, es ist erotisch, an dem Gemälde ist nichts Schmutziges.“
„Wenn es das symbolisiert, woran ich denke, kann ich es ihr unmöglich schenken.“
„Gilda Raines’ Kunst steht für Urinstinkte, Geburt, Weiblichkeit und Sinnlichkeit. Wie du schon sagtest, für den unwissenden Betrachter ist es lediglich eine Blume, aber für jemanden, der in die Tiefe geht, ist es die Wiege des Lebens.“
„Es ist …“
Sie hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Mach es nicht hässlich. Es ist ein wunderschönes Gemälde. Deine Mutter wird es lieben.“
So wie Aubrey es betrachtete, die Lippen leicht geöffnet, die Wangen gerötet, genau so hatte sie ihn angesehen, doch das war, bevor sie Namen und Telefonnummern austauschten. Die Luft im Raum wurde dicker. Er strich sich durchs Haar. Es
Weitere Kostenlose Bücher