Collection Baccara Band 332
dringende Bedürfnis, etwas räumliche Distanz zwischen Travis und sich zu bringen, und ging in die Küche. Er war der Adoptivvater ihrer Tochter, der Mann, der zusammen mit seiner verstorbenen Frau das kleine Mädchen aufgezogen hatte, das sie vor so vielen Jahren zur Adoption hatte freigeben müssen. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war eine Gefährdung ihrer Beziehung zu Jessie, die noch im Anfangsstadium steckte, indem sie Travis anschmachtete. „Ich schalte den Kaffeeautomaten ein.“
„Kann ich dir helfen?“
Abrupt blieb Fin stehen und drehte sich dann langsam zu ihm um. Auch wenn er auf der anderen Seite des Wohnzimmers stand, ließ seine Anwesenheit den Raum kleiner erscheinen, als er in Wirklichkeit war. Sie konnte nur ahnen, wie winzig die Küche wirken würde, sobald Travis näher käme. Außerdem musste sie einen Moment allein sein, um ihr inneres Gleichgewicht wiederherzustellen.
„Nein.“ Um ihre hastige Antwort abzumildern, lächelte sie. „Auch wenn ich beim besten Willen nicht als Hausfrau bezeichnet werden kann, einen Kaffee koche ich ohne größere Probleme.“ Sie deutete auf das weiße Velourssofa. „Es dauert nur ein paar Minuten. Mach es dir doch schon mal gemütlich.“
„Das werde ich.“
Sein Grinsen verursachte eine Hitzewelle, die von ihren Haarspitzen bis zu den Fußsohlen reichte. Als wäre sie am Boden festgenagelt, blieb Fin stehen und beobachtete, wie er seinen Cowboyhut absetzte und das Sakko auszog und es über einen Sessel warf.
Jahrelang hatte ihre Mutter sich abgemüht, ihr gutes Benehmen beizubringen, alles umsonst. Sie drehte sich um und ging in die Küche.
Richtig wäre gewesen, ihm höflich Hut und Jacke abzunehmen und beides in der Garderobe aufzuhängen. Doch als Travis die Manschetten seines Hemdes aufknöpfte und die Ärmel hochkrempelte und dabei seine braun gebrannten und muskulösen Arme zum Vorschein kamen, entschied Fin schnell, dass sie sich jetzt besser zurückziehen sollte.
Allein die Erinnerung daran, wie diese starken Arme sie gehalten hatten, als sie sich in jener Nacht in der Scheune von der Leidenschaft hatten mitreißen lassen, reichte, um ihren Pulsschlag aus dem Takt zu bringen und ihre Atmung zu beschleunigen. Alles in dieser Nacht war wundervoll gewesen, pure Magie, und sie hatte sich im vergangenen Monat sehr angestrengt, zu vergessen, dass es sie je gegeben hatte.
„Reiß dich zusammen“, murmelte sie, als sie merkte, wie ihre Hand zitterte, als sie den Kaffeeautomaten einschalten wollte.
„Hast du etwas gesagt?“, rief Travis aus dem Wohnzimmer.
„Nein, ich habe nur mit mir selbst gesprochen.“ Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um die überwältigenden Erinnerungen zu verdrängen.
Was war nur los mit ihr? Sie war die Herausgeberin eines der Topmodemagazine, stand in der Chefetage ihren Mann, und schaffte es, dass sogar die couragierteste Praktikantin schnell in Deckung ging, sobald sie nur eine Augenbraue hochzog. In Travis’ Gegenwart schien sie jedoch ständig daran erinnert zu werden, dass sie vor allem eine Frau war, die ihre weiblichen Bedürfnisse für eine Karriere in der Verlagswelt ignoriert hatte.
Allerdings hatte sie in den letzten Monaten langsam begriffen, dass ihre Karriere nicht annähernd so befriedigend war, wie sie einst gedacht hatte. Seit sie erfahren hatte, dass Jessica Clayton ihre Tochter war, und seit sie Travis kannte, war ihr immer deutlicher bewusst geworden, was sie für ihr Ziel, Charisma zum bedeutendsten Modemagazin der Welt zu machen, aufgegeben hatte.
Als junges Mädchen hatte sie davon geträumt, Ehefrau und Mutter zu sein, doch dieser Traum wurde jäh zerstört, als Patrick sie zwang, ihr Baby wegzugeben, und ihr verbot, Jessies Vater wiederzusehen. Sie hatte ihm weder verziehen, dass er ihr verzweifeltes Flehen ignorierte, das Kind behalten zu dürfen, noch war sie jemals über den Verlust hinweggekommen. Nachdem sie aus dem Kloster in Kanada zurückgekehrt war, in das ihre Eltern sie geschickt hatten, um sie und ihren „beschämenden“ Zustand vor Freunden und Geschäftspartnern geheim zu halten, hatte sie sich in die Ausbildung gestürzt und später in ihre berufliche Karriere, um den Schmerz zu lindern.
Es hatte nicht funktioniert. Fin seufzte. Alles, was sie erreicht hatte, war, dass sie mit fast vierzig Jahren allein und kinderlos und ein hoffnungsloser Workaholic war.
„Alles in Ordnung?“
Beim Klang von Travis’ Stimme zuckte sie zusammen. Sie
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