Collection Baccara Band 332
dass es noch Wasser auf ihre Mühlen ist.“
„Hoffentlich nicht!“, gab Colleen mit einem kleinen Seufzer zurück.
„Es könnte alte Wunden aufreißen“, gab Mari zu bedenken.
„Aber du versuchst, Wunden zu heilen . Es geht um die Zukunft, nicht darum, in alten Verletzungen herumzustochern.“
„Sie wird nicht die Einzige sein, die sich gegen das Projekt sperrt.“
„Jeder hat ein Recht auf seine Meinung. Das heißt ja nicht, dass Meinungen sich nicht ändern können. Irgendwann werden alle merken, dass nur Gutes aus dem Zentrum entstehen kann.“
Mari war leichter ums Herz geworden. „Danke, Colleen.“
Ein paar Minuten später brach Colleen auf. „Ich muss das Essen für die Kinder machen, bevor Onkel Marc sie mit Pizza und Pommes vollstopft.“
„Ist er so schlimm?“
„Nein, eigentlich nicht. Zumindest würde es einen Apfel und Milch dazu geben.“ Colleen kramte nach ihrem Autoschlüssel. „Er hat mir erzählt, dass ihr übers Wochenende nach Chicago fahrt.“
„Ach?“ Mari war vorsichtig.
„Ja.“ Colleen zwinkerte ihr zu. „Ich halte das für eine brillante Idee.“
„Echt?“
„Man bekommt nicht oft eine zweite Chance im Leben. Also nutzt sie.“
„Colleen, ich wollte es gestern schon ansprechen, aber irgendwie habe ich es nicht geschafft. Es … es tut mir leid mit deinem Mann.“
„Dafür musst du dich nicht entschuldigen.“ Colleen lächelte. „Darin und ich hatten einige wunderschöne Jahre zusammen, und ich denke gern daran zurück. Ich würde mich freuen, wenn es mit dir und Marc klappt.“
„Mal sehen“, gab Mari zurück. „Die Zukunft macht mir manchmal Angst.“
„Dann musst du das Glück erst recht am Schopf packen.“
Mari dachte noch eine Weile darüber nach, was Colleen gesagt hatte. Aus ihrem Mund klang es so einfach und klar.
Aber das war es nicht.
Es war noch nicht lange her, dass Marc sich hatte scheiden lassen. Sich jetzt gleich wieder in eine Beziehung zu stürzen, hatte er nicht vorgehabt. Und jetzt war sie schwanger, weil sie einen Abend lang jede Vernunft in den Wind geschlagen hatte. Was, wenn er sich über das Kind nicht freute? Es war eine Sache, dass er mit ihr zusammen sein wollte, eine ganz andere, dass auf einmal auch noch ein Baby eine Rolle spielte.
Mari schloss die Büroräume ab und ging aus einem Impuls heraus in Richtung Dünen. Lange sah sie nur auf den weiten blauen See hinaus. Der Wind zerrte an ihren Haaren, und sie sah wieder vor sich, wie sie und Marc hier oben auf der Silberdüne gestanden hatten.
Aber sie dachte schon wieder viel zu viel nach. Sie sollte den Sprung ins kalte Wasser wagen. Mehr als schiefgehen konnte es nicht. Trotzdem …
Mari lenkte sich mit der Planung und Ausarbeitung eines Konzepts für ihr Familienzentrum ab. Das hinderte sie daran, sich allzu viele Sorgen zu machen: um Marc und das Baby, um ihr Verhältnis zu ihrem Bruder, um Brigits Feindseligkeit und vieles andere.
Am Donnerstagabend brachte sie endlich den Mut auf, Ryan von ihrem geplanten Wochenendausflug mit Marc zu erzählen.
„Das klingt ernst“, meinte er.
„Ich glaube, das ist es auch.“
„Wie ernst?“, wollte Ryan wissen. Sehr angetan schien er von dem Vorhaben nicht zu sein.
„Das weiß ich noch nicht. Aber du kannst mir vertrauen.“
„Dir schon, aber Marc nicht. Wie soll das gut gehen? Wir tragen viel zu viele Altlasten mit uns herum, Mari. Du hast etwas Besseres verdient.“
„Aber ich will es so.“
Ryan versteifte sich. „Marcs Vater hat Mom und Dad umgebracht. Wie kannst du da an eine Zukunft mit ihm denken?“
„Es war ein Unfall!“
„Es war kaltblütiger Mord !“, fuhr Ryan sie an.
Ein paar Sekunden lang betrachtete Mari ihn sprachlos. „Wie lange willst du das noch durchhalten, Ryan? Deine Wut bringt Mom und Dad auch nicht zurück“, sagte sie schließlich.
„Aber wenigstens ehre ich ihr Andenken“, entgegnete Ryan und warf sein Geschirrtuch auf die Ablage. „Das kann man von dir nicht behaupten! Wieso musst du ausgerechnet mit Marc Kavanaugh ins Bett steigen?“
Mari machte sich gar nicht erst die Mühe, darauf zu antworten.
In dieser Nacht bekam sie nur wenig Schlaf. Schon nach wenigen Stunden wurde sie von einem Geräusch an ihrem Fenster geweckt. Sie fuhr hoch.
„Pst, ich bin es.“
„Marc Kavanaugh! Du hast mich zu Tode erschreckt. Wie kannst du nur? Wenn das so weitergeht, lasse ich die Ulme fällen, das sage ich dir.“
„Es ist Freitagmorgen“, flüsterte er und kletterte ins
Weitere Kostenlose Bücher