Collection Baccara Band 332
Zimmer.
„Ja, und stockdunkel“, zischte sie.
„Nicht mehr lange. Wir müssen uns beeilen. Zieh dich an.“
Mari konnte gerade noch ihren lautstarken Protest unterdrücken, als er ihr die Bettdecke wegzog.
„Hast du schon gepackt?“
„Ja, aber …“
„Sehr gut. Ich bringe dein Gepäck schon mal ins Auto, während du duschst und dich anziehst.“
Mari blinzelte, als er ihre Nachttischlampe anknipste. Er trug Jeans und ein hellgraues T-Shirt, und er sah so aufgeregt wie ein kleiner Junge aus. Mit einem Mal legte sich ihre gereizte Stimmung.
Auf keinen Fall durfte er merken, wie attraktiv sie ihn fand. Er hatte ohnehin schon viel zu viel Macht über sie. „Okay. Ich hoffe nur, dass sich das alles lohnt. Ich habe viel zu wenig geschlafen.“
„Es wird sich lohnen, versprochen.“
Kurz darauf saßen sie im Auto. Unterwegs kaufte Marc zwei Becher Kaffee. Dann schlug er zu Maris Überraschung den Weg zum Hafen ein.
„Wo fahren wir hin?“, wollte sie wissen.
„Zu Colleens Boot“, sagte er und nahm ihre Hand.
„Wir fahren mit dem Boot nach Chicago?“
Aber Marc gab nur einen undefinierbaren Laut von sich, und Mari sagte nichts mehr. Es war noch dunkel, und eine leichte Brise strich über ihre Wangen. Die Luft war warm und weich. Ein wunderschöner Sommertag lag vor ihnen.
Ein paar Minuten später hatten sie die Hafenbojen hinter sich gelassen. Marc gab Gas. Nach einer Weile drosselte er den Motor und hielt nach einer bestimmten Stelle am Ufer Ausschau. Dann machte er den Motor aus, sodass nur noch das leichte Plätschern der Wellen gegen den Rumpf zu hören war.
„Wir sind da.“
„Und wo ist da ?“
„Komm.“
Er hielt ihr die Hand hin und half ihr auf den Steuersitz. Selbst setzte er sich auf die Rückenlehne und stützte die Beine zu ihren beiden Seiten auf dem Sitz ab. Eine Hand legte er auf ihre Schulter, mit der anderen strich er über ihre Wange. Mari sah zum Ufer hinüber.
In der Ferne war schwarz der Umriss einer Düne zu erkennen. „Die Silberdüne“, sagte sie leise.
„Ja.“
Eine warme Brise streichelte ihre Haut. Marc bewegte die Hand auf ihrem Hals, und Mari lehnte sich an ihn, zwischen seine Beine, und hielt sich ganz still. Man hätte denken können, sie wäre sechzehn und zum ersten Mal mit einem Jungen verabredet!
„Worauf warten wir?“, wollte sie wissen.
„Auf den Sonnenaufgang.“
Das Boot schaukelte leicht auf den Wellen, und Marc liebkoste sie auf eine Weise, die ihr gefährlich zusetzte. Langsam färbte sich der Himmel über der Düne silbern und nahm dann einen in Rosa getauchten Goldton an. Die Sonnenscheibe schob sich tiefrot über den Horizont, und die Bäume hinter der Düne schienen mit einem Mal in Flammen zu stehen. Mari stieß einen kleinen Laut aus.
„Was ist?“, fragte Marc ganz nah hinter ihr.
Mari drehte sich zu ihm um, und er stöhnte auf, als sie sich an ihm bewegte. Sie versuchte, den Kopf ein wenig von seinen Schenkeln wegzubewegen, aber er hielt sie fest.
„Ich kann das Familienzentrum sehen.“
Jetzt hatte die Sonne sich in den freien Himmel geschoben und schickte ihre warmen Strahlen über den blassblau schimmernden See.
Über der Stadt lag jetzt das goldene Licht der Morgendämmerung, und Mari stellte ihren Kaffeebecher ab, drehte sich um und kniete sich auf den Sitz. Dann küsste sie Marc.
Es war ein kurzer Kuss. Danach sah sie ihm in die Augen. Bernsteinfarbene Lichter leuchteten darin.
„Jetzt weiß ich, warum wir hier sind.“
„Ja?“
Mari nickte und strich noch einmal mit den Lippen flüchtig über seinen Mund. „Du wolltest, dass ich alles in einem neuen Licht sehe.“ Sie sah ihn ernst an. „Ich versuche es, Marc.“
Er strich mit dem Daumen ihr Kinn. „Das ist alles, was ich mir von dir wünsche.“ Dann legte er den Arm um sie und machte eine Bewegung zur Küste hin. „Das wäre doch der vollkommene Platz für einen Gedenkstein, meinst du nicht?“
„Einen Gedenkstein?“ Mari lehnte sich an ihn.
„Ja. Oder einen kleinen Brunnen. Für die Opfer von Alkohol- und Drogenmissbrauch.“
„Ja. Ein Ort, an dem man Ruhe finden kann.“
An dem man Heilung findet , dachte Mari, aber sie sprach es nicht aus.
„Ich würde diesen Ort gern stiften“, sagte Marc, und wieder drehte sie sich zu ihm um.
„Du brauchst nicht …“
„Ich weiß“, unterbrach er sie. „Du brauchst auch kein Familienzentrum zu gründen. Nicht dass beides irgendwie vergleichbar wäre. Aber ich würde es gern machen, wenn du mich
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