Collection Baccara Band 332
nicht sehen“, rief Ryan so laut, dass er problemlos oben zu verstehen war.
„Was soll das? Bist du Maris Gefängniswärter oder was?“, gab Marc erzürnt zurück.
„Ich tue nur, worum sie mich gebeten hat, Kavanaugh. Sie will niemanden sehen, das betrifft auch dich.“
Es hätte Mari nicht überrascht, wenn es zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen den beiden gekommen wäre. Aber dann hörte sie die Tür zufallen, und alles war wieder ruhig.
Mari stellte ihr Cello auf die Seite und setzte sich auf die Bettkante. Jetzt erst fiel ihr auf, dass ihr Gesicht tränenfeucht war. Sie stellte sich Marcs Gesicht vor. Er war ein so schöner Mann.
Was würde ihr Baby wohl von ihm erben? Seine Augen? Seinen Humor? Seinen Mut?
Allein der Gedanke daran, dass sie ihn in ihrem Kind wiedererkennen würde, tat weh. Und sie schlang die Arme um den Bauch, als könnte sie so Trost finden. Tränen strömten ihr über die Wangen.
Als Mari am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich genauso schlecht wie am Abend. Sie hätte Marc nicht an der Tür stehen lassen sollen wie einen unerwünschten Vertreter. Das hatte er nicht verdient. Am besten rief sie ihn später an und fragte ihn, wie es Brigit ging. Bestimmt machte er sich große Sorgen um sie, auch wenn es nur ein leichter Herzanfall gewesen war. Aber konnte man wissen, ob sie ab jetzt ihre Medikamente nahm?
Am Nachmittag hatte sie einen Routinetermin bei der Frauenärztin, dann musste sie noch einiges mit Eric und Natalie besprechen, damit für die Eröffnung des Familienzentrums Ende August alles bereit war. Schade, dass Brigit Kavanaugh darauf so ablehnend reagiert hatte, aber davon ließ sie sich nicht beirren.
Die ärztliche Untersuchung dauerte nicht lang. Es war alles in Ordnung, und die Übelkeit würde irgendwann von selbst vergehen.
„Wenn Sie wollen, kann der Vater Ihres Kindes nächstes Mal gern zum Ultraschall mitkommen“, meinte die Ärztin, als Mari sich verabschiedete. „Bis dahin müssten wir eigentlich schon sehen können, was es wird. Vorausgesetzt natürlich, Sie wollen es wissen.“
Vor der Tür kamen Mari die Tränen, und sie wischte sie verärgert fort. Da entdeckte sie Brigit Kavanaugh und blieb abrupt stehen. Brigit zögerte.
„Brigit … Geht es Ihnen gut?“, brachte Mari schließlich heraus, als sie wieder sprechen konnte. Sie sah Marcs Mutter forschend an. Niemand hätte ihr angesehen, dass sie noch vor zwei Tagen einen Herzanfall gehabt hatte. Sie sah aus wie das blühende Leben.
„Ja“, antwortete Brigit steif. „Ich bin gestern Morgen entlassen worden. Alles bestens, sagen die Ärzte.“
„Gott sei Dank.“
„Und Sie waren bei Dr. Carol?“, fragte Brigit und sah vom Sprechzimmerschild an der Tür auf Maris Bauch.
„Ja.“
„Colleen hat mir von Ihrem Projekt erzählt.“
Maris Mund war trocken. „Ich … ja. Wollen wir uns setzen?“
Brigit drückte das Kreuz durch und straffte die Schultern. „Danke, das ist nicht nötig. Es geht mir gut. Ich befürchte keinen neuen Anfall.“
Mari lächelte. „Ehrlich gesagt, ich hatte mehr an mich gedacht“, fügte sie hinzu.
„Ja, natürlich“, sagte Brigit schnell. Sie gingen die paar Schritte zur nächsten Bank. „Atmen Sie tief durch. Sie sind weiß wie die Wand.“
Mari befolgte Brigits Rat und versuchte verzweifelt, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen.
„Ich nehme an, Sie hätten dieses Familienzentrum nicht zufällig auch in San Francisco gründen können?“, wollte Brigit wissen.
Mari sah sie an. „Ich habe mir Harbor Town nicht ausgesucht, um Sie zu ärgern oder zu verletzen. Das Zentrum soll Gutes bewirken und ein Ort des Heilens werden, kein Stein des Anstoßes.“
Brigit schien wenig überzeugt, und Mari seufzte. Sie wusste einfach nicht, wie sie dieser Frau beikommen sollte. „Ich weiß, dass Sie das anders sehen“, meinte sie ruhig. „Aber vielleicht glauben Sie mir irgendwann, dass ich Ihnen weder schaden noch Sie verletzen will.“
Darauf gab Brigit keine Antwort. Stattdessen sagte sie: „Ich habe gehört, dass Sie am Wochenende mit Marc in Chicago waren.“
Mari erwiderte ihren Blick, ruhig und gelassen. „Ja.“
„Er scheint Sie ja unbedingt haben zu wollen, ganz gleich, was ich dazu sage. Aber so war er immer.“ Brigit hatte den Blick auf die gegenüberliegende Wand geheftet. „Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann bekommt er es auch – Sie waren die einzige Ausnahme. Selbst als sein Vater starb und all
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