Collection Baccara Band 332
folgenden Frühling
Mari war noch nie so glücklich gewesen. Das winzige Baby in ihren Armen war das Schönste, was ihr je passiert war, genau wie der Mann, der neben ihr saß. Sie drückte Marcs Hand, und er wandte den Kopf halb zu ihr um und lächelte.
Vielleicht lag es an diesem traumhaften Frühlingstag oder auch an dem Ereignis, an dem sie teilnahmen. Gerade hatte der Priester das kleine Denkmal, einen von Marc in Auftrag gegebenen Brunnen am Rande der Silberdüne, gesegnet.
Mari sah sich unter den Gästen um, und ihr Blick traf sich mit dem von Eric Reyes, der ihr jetzt zunickte. Natalie war leider nicht mitgekommen.
Genau diesen Augenblick suchte Rylee Jean Kavanaugh sich aus, um ein gurgelndes Geräusch von sich zu geben. Gleichzeitig schürzte sie das Mündchen, als wollte sie saugen.
„Wahrscheinlich hat sie fürchterlichen Hunger und wird gleich aufwachen“, vermutete Marc. Dabei ließ er den Blick unwillkürlich über Maris Brüste wandern.
„Sie ist genauso schlimm wie du“, flüsterte Mari zurück und sah ihn gespielt vorwurfsvoll an.
Eine Bewegung halb in ihrem Rücken lenkte sie ab, und Marc folgte ihrem Blick.
„Ich hätte nie erwartet, dass sie kommt“, wisperte Mari.
Colleen Kavanaugh führte ihre Mutter zu einem der letzten freien Stühle in der letzten Reihe. Das Familienzentrum war vom ersten Tag an angenommen worden und sehr gut besucht. Etliche Klienten waren zu der kleinen Feier gekommen, dazu Familienmitglieder, Mitarbeiter und Leute aus der Stadt.
Pater Mike setzte seine Ansprache fort: „Zum Abschluss dieser kleinen Feier möchte ich alle, die an die Hoffnung glauben oder wieder neue Hoffnung finden wollen, bitten, nach vorn zu kommen, um etwas Salz in den Brunnen zu werfen. Salz steht für Kummer und Tränen, aber auch für Hoffnung. Hoffnung kann man nicht sehen, wir müssen sie in uns finden. Der Glaube hilft uns dabei. Wenn die Hoffnung auch manchmal schwindet, so wird sie wieder neu wachsen, wenn wir nur daran glauben. Vertrauen Sie dem Brunnen Ihre Wünsche an.“
Die Gäste standen einer nach dem anderen auf und bildeten eine Schlange. Mari drehte sich um. Brigit Kavanaugh war sitzen geblieben. Sie wirkte steif und schien sich alles andere als wohl in ihrer Haut zu fühlen.
Seit Mari Marc geheiratet hatte und zu ihm nach Chicago gezogen war, hatte das Verhältnis zwischen ihr und Brigit sich langsam verbessert. Vor viereinhalb Wochen war Rylee geboren worden, und die kleine Enkeltochter schien Brigits Herz aufgeschlossen zu haben. Manchmal erinnerte sie Mari wieder an die Frau, die sie einmal gekannt hatte. Aber noch immer stand Brigit dem Familienzentrum feindselig gegenüber. Umso erstaunlicher war es, dass sie heute hier erschienen war.
Nach einem Abschlusswort von Pater Mike und einem letzten kurzen Gebet zerstreuten sich die Besucher allmählich oder wanderten ins Zentrum, in dem noch ein kleiner Empfang vorgesehen war.
Mari stand auf. „Ich bin gleich wieder da“, sagte sie zu Marc.
Brigit und Colleen wollten gerade wieder nach Hause aufbrechen, als Mari zu ihnen trat. Sie hatte das Baby auf dem Arm, aber die freie Hand streckte sie ihrer Schwiegermutter hin.
„Brigit …“
Brigit zögerte einen kurzen Moment, dann nahm sie Maris Hand.
Mari führte sie zu dem Brunnen, vor dem eine goldene Schale mit Salz stand.
„Hier könntest du dir auch Hilfe holen und die Vergangenheit verarbeiten, damit du wieder eine Zukunft hast“, sagte sie vorsichtig. „Willst du nicht darüber nachdenken?“
Brigit kämpfte sichtlich mit sich, und einen Moment lang befürchtete Mari, dass sie einfach gehen würde. Aber dann gab sie sich einen Ruck und nahm eine Prise Salz. Ihre Hand zitterte, als sie es langsam in den Brunnen rieseln ließ. Sie bebte am ganzen Körper, und Mari nahm ihre Hand.
Später standen Mari und Marc an der Düne, die Arme umeinander gelegt, und sahen über den See. Die Sonne ging unter, und fast alle Besucher waren längst auf dem Heimweg. Das Baby hatten sie bei Colleen gelassen.
„Immer wenn ich glaube, noch mehr könnte ich dich gar nicht lieben, beweist du mir das Gegenteil“, sagte Marc.
„Mir geht es auch so.“
Marc lachte und gab ihr einen schmatzenden Kuss. „Ich bin so glücklich darüber, dass du den Mut hattest, ins kalte Wasser zu springen.“
„Wenn du bei mir bist, ist meine Angst nur halb so groß.“
„Und du bist doppelt so aufregend!“
„Macho“, warf Mari ihm vor, stellte sich auf die Zehenspitzen und
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