Collection Baccara Band 334
blickte, in dem sein Land lag. Nein, die Arbeit im tiefen Schnee bedeutete taube Finger und steife Zehen und halb erfrorene Glieder. Also lieber schwitzen als frieren.
Der Gedanke an das, was kommen würde, ließ ihn schaudern. Ich werde wohl alt, dachte er, als das Tageslicht schwand und er ins Haus ging. Aber er war doch erst sechsunddreißig. Vielleicht lag dieses Frösteln nicht an seinem Alter, sondern einfach nur an seiner Erschöpfung. Abgesehen von den Einkaufsfahrten in die nächstgelegene Stadt Durango war Hawk seit Monaten nicht von der Ranch fort gewesen.
Und in dieser langen Zeit hatte er auch keine weibliche Gesellschaft gehabt, außer der von Brenda und Carol. Aber diese beiden waren nicht gerade das, was Hawk sich unter „weiblicher Gesellschaft“ vorstellte. Denn Carol war die Frau seines Viehtreibers Ted. Obwohl sehr nett und sehr hübsch, war sie … na ja, eben Teds Ehefrau. Und Brenda, die neunzehnjährige Tochter seines Vorarbeiters Jack, war sogar noch hübscher, aber viel zu jung. Außerdem entwickelte sie sich zu einer Plage.
Brenda hatte alljährlich ihre Sommerferien auf der Ranch verbracht, seit ihr Vater für Hawk arbeitete. Das war Hawk recht gewesen, doch vor einem Jahr hatte das Mädchen angefangen, ihm hinterherzulaufen. Brenda hing ständig in seiner Nähe herum, und ihre Seitenblicke, die offenbar sexy sein sollten, gingen ihm allmählich auf die Nerven.
Er war nicht an Brenda interessiert. Sie war noch ein Kind, verflixt. Hawk hatte diesbezügliche Bemerkungen fallen lassen, wohlüberlegte feine Hinweise, um das Mädchen nicht zu kränken. Die Folge seines Taktgefühls war, dass Brenda hemmungslos weitermachte. Und sie beließ es nicht bei intimen Blicken, sondern berührte ihn ab und zu, wobei sie die Körperkontakte wie rein zufällig erscheinen ließ.
Als Hawk nicht mehr wusste, was er tun könnte, außer ihr eine gehörige Abfuhr zu erteilen, hatte er sich schließlich an Jack gewandt. Vorsichtig, als tappte er über ein Minenfeld, begann er mit einer Frage, die er für sehr geschickt hielt: „Sag mal, Jack, wie sieht es eigentlich mit Brendas Zukunftsplänen aus?“
„Ach, du weißt ja, wie die jungen Leute sind“, antwortete Jack ausweichend. „Die wollen alles. Sie können sich nur nicht entscheiden.“
Hawk seufzte. Das half ihm nicht weiter. „Es ist über ein Jahr her, dass sie ihren Highschool-Abschluss gemacht hat. Ich dachte, sie wollte studieren.“
„Jetzt sagt sie, dass sie sich nicht mehr sicher ist, ob sie aufs College gehen soll.“ Jack warf ihm einen prüfenden Blick zu. „Wieso fragst du? Stört sie mit ihrer Herumgammelei den Ranch-Betrieb?“
Auf diese Frage hin atmete Hawk tief durch und entgegnete dann stockend: „Tja … sie steht einem manchmal im Weg.“
Jack nickte. „Ja, das habe ich bemerkt. Ich wollte schon längst mit ihr darüber reden, aber du kennst ja die Mädels. Sie werden immer so theatralisch und gefühlsduselig.“
„Stimmt“, bestätigte Hawk, obwohl er eigentlich nichts über Mädchen wusste. Er kannte nur Frauen und wusste, wie emotional sie sein konnten. Was die theatralischen anging, gab er sich die größte Mühe, sie zu meiden.
„Ich werde mit ihr sprechen“, versprach Jack. Er stieß einen schweren Seufzer aus, dann grinste er Hawk an. „Vielleicht kann ich sie ja dazu überreden, den Winter bei ihrer Mutter zu verbringen. Schließlich hat sie bei ihr gelebt, bis sie ihren Schulabschluss machte.“
Hawk blickte nachdenklich vor sich hin. Er wusste, dass Jack und seine Frau sich nicht freundschaftlich voneinander getrennt hatten. Er wusste auch, dass ihre gemeinsame Tochter Brenda, die immer nur während des Sommers bei ihrem Vater gewesen war, gleich nach dem Empfang ihres Abschlusszeugnisses ihre Siebensachen gepackt hatte und abgehauen war. Ihrer Mutter hatte sie erklärt, sie wolle nun eigenständig leben, frei sein …
Super Idee, dachte Hawk. Wenn Eigenständigkeit und Freiheit für Brenda bedeutete, bei ihrem Dad zu leben und den Rancher zu nerven, dann hatte sie das prima hingekriegt.
„Klär das bitte, Jack“, sagte Hawk und fügte im Stillen hinzu, dass Jack gut daran täte, die Angelegenheit schnell zu regeln. „Vielleicht hilft ein vertrauliches Vater-Tochter-Gespräch.“
„Ich werd’s versuchen.“ Danach wandte Jack sich zum Gehen.
„Einen Moment, da wäre noch etwas“, stoppte Hawk seinen Vorarbeiter. „Ich möchte für zwei Wochen auf Fronturlaub gehen. Kannst du solange das
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