Collection Baccara Band 334
hatte sie sogar schon Delilahs mütterliche Fantasie angeregt, und Delilah schwärmte ihrem Sohn vor, was für eine liebenswerte Person und Super-Nanny Grace war. Heute am Altar hätten sie beide ein sehr schönes Bild abgegeben.
Die Tatsache, dass Blake selbst schon ähnliche Gedanken gekommen waren, ließ seine Wut jetzt nur heftiger brodeln.
„Sag Grace bitte, dass ich sie in der Bücherei erwarte.“
Im Moment war Delilah zu müde, um nach dem Grund zu fragen. „Das mache ich“, rief sie ihrem Sohn, schon auf der Treppe, zu. „Aber halte sie bitte nicht so lange auf. Grace wird genauso fertig wie ich sein.“
Sie wird gleich noch viel fertiger sein, dachte Blake, während er durch die Halle zur mit Eichenholz vertäfelten Bibliothek stapfte. Das warme, indirekte Licht, das ihn dort umfing, stand in krassem Gegensatz zu seiner düsteren Stimmung. Erneut überflog er den Bericht, den er vor zwei Stunden erhalten hatte, und konnte immer noch nicht fassen, was darin stand.
Gleich darauf tauchte Grace im Türrahmen auf. „Hallo, Blake! Delilah sagte, dass du mich sprechen willst.“
Er musterte die schlanke Blondine argwöhnisch, weil er sie plötzlich in einem ganz anderen Licht sah. Grace hatte sich schon umgezogen und das lilafarbene schulterfreie Kleid gegen Jeans und eine sportliche weiße Bluse getauscht. Sie trug auch nicht mehr die elegante Hochsteckfrisur, sondern ließ ihr hellblondes Haar offen über die Schultern fallen.
„Entschuldige meine nasse Bluse“, sagte sie mit einem warmen Lächeln, begleitet von einem Funkeln in ihren großen bernsteinfarbenen Augen. „Ich habe Molly gerade gebadet, sie hat mich ganz schön nass gespritzt.“
Als Blake nicht reagierte, sondern nur stocksteif dastand, fragte sie ihn leicht verunsichert: „Worüber wolltest du mit mir sprechen? Stimmt etwas nicht?“
Er antwortete mit einer Gegenfrage. „Hast du den Mann bemerkt, der auf der Feier auftauchte, kurz bevor Alex und Julie aufbrachen?“
„Du meinst den Mann in dem braunen Anzug?“ Sie nickte stirnrunzelnd. „Ja, ich habe mich schon gefragt, wer das wohl war. Er passte so gar nicht zu den anderen Hochzeitsgästen.“
„Sein Name ist Del Jamison.“
Offensichtlich dachte Grace darüber nach, ob sie den Namen kannte, kam aber zu keinem Ergebnis.
„Jamison ist Privatdetektiv“, erklärte Blake unwirsch. „Alex und ich haben ihn damit beauftragt, Mollys Mutter zu suchen.“
Sie kann sich wirklich gut verstellen, dachte er, denn Graces Blick flackerte nur kurz. Zu Blakes Genugtuung konnte sie jedoch nicht verhindern, dass sie erblasste.
„Ach ja, er hatte eine Spur in Südamerika verfolgt, nicht wahr?“
„Richtig, aber danach führte ihn eine andere Spur nach Kalifornien.“
Jetzt konnte Grace ihre Angst nicht mehr verbergen. „Kalifornien?“, fragte sie atemlos.
„Ich werde den Bericht des Privatdetektivs zusammenfassen.“ Blake schlug einen kühlen, sachlichen Ton an. „Jamison hat herausgefunden, dass die Frau, die angeblich bei einem Busunfall ums Leben gekommen ist, überhaupt nicht darin verwickelt war. Sie starb erst ungefähr ein Jahr später.“
Mit dieser Frau hatte Blake eine kurze Affäre gehabt. Bis heute konnte er sich jedoch nicht erklären, warum sie ohne ein Abschiedswort ganz plötzlich aus seinem Leben verschwunden war. Aber er wusste jetzt, dass es eine Verbindung zwischen ihr und der charmanten Blondine mit den sanften Augen gab, die sich das Vertrauen seiner Mutter erschlichen hatte. Noch schlimmer fand er, dass Grace auch ihn sehr beeindruckt hatte.
„Ich verstehe nicht, warum du ausgerechnet mir das alles erzählst, Blake.“
Er musste sich sehr zusammenreißen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. „Laut Jamisons Bericht hat diese Frau ein paar Wochen vor ihrem Tod ein Mädchen geboren.“
Molly ist meine Tochter, schoss es ihm wieder durch den Kopf, während er sich drohend dicht vor Grace aufbaute. „Kurz vor ihrem Tod wurde sie im Krankenhaus noch von einer Freundin besucht.“ Nach einer bedeutungsvollen Pause fügte er hinzu: „Diese Freundin hatte auffallend blondes Haar.“
„Blake!“ Graces bernsteinfarbene Augen, von denen er sich schon vorgestellt hatte, wie sie vor Lust erglühen würden, blickten ihn angstvoll an. „Hör mir zu!“
„Nein, Grace, oder wie immer du heißt.“ Seine Stimme bekam einen zornigen Unterton. „Du hörst mir jetzt zu. Ich weiß nicht, was du vorhattest, wie du uns erpressen wolltest, aber das Spiel ist
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