Collection Baccara Band 334
aufgewühlt, und Blake suchte verzweifelt nach Antworten auf die vielen offenen Fragen. Vermutlich hatte er ihre Cousine geliebt.
Die Wut, die Grace gerade noch erfüllt hatte, ließ sofort nach und verwandelte sich in eine traurige Mattigkeit. „Okay“, flüsterte sie. „Ich werde dir alles sagen, was ich kann.“
Ein kurzes Nicken, schon war Blake an der polierten Holztür und öffnete sie mit der Schlüsselkarte.
Obwohl Grace die Suite bereits kannte, war sie erneut überwältigt, als sie eintrat. Die breite Fensterfront, die vom Boden bis zur Decke reichte, bot dem Betrachter einen grandiosen Blick über die Stadt. Am Tag reichte die Sicht über die moderne City bis hin zur Kuppel des altehrwürdigen Kapitol-Gebäudes und zum Oklahoma River mit den bunten Touristenbooten.
An einem klaren Sommerabend wie diesem fand Grace die Aussicht noch beeindruckender. Die modernen Bürotürme erschienen ihr wie sanft glühende Säulen, die sich zum Himmel reckten. Dazwischen wand sich der Fluss, gesäumt von hohen, mit Lichtern bekränzten Bäumen. Aber es war die monumentale Bronzestatue auf dem in Flutlicht getauchten Kapitol-Gelände, die Graces Aufmerksamkeit fesselte.
Zwar war Grace in Texas aufgewachsen, sie kannte als Geschichtslehrerin aber auch die historischen Wurzeln des Nachbarstaates. Außerdem hatte ihr Delilah, die im Spendenkomitee für die Statue gesessen hatte, weitere interessante Informationen gegeben.
Grace musste an ihren Besuch in Oklahoma in ihren ersten Semesterferien denken. Hope und ich, nein, Anne und ich, wir waren von der Stadt und dem Museum sehr beeindruckt. Kurz darauf hat die arme Anne dann Jack Petrie kennengelernt.
Seufzend wandte Grace sich vom Anblick des Denkmals ab. Sie musste die Vergangenheit ruhen lassen, durfte nicht mehr an Annes unglückliches Schicksal denken.
„Blake, ich kann dir leider nichts über Annes Vergangenheit erzählen“, begann sie unvermittelt. „Ich habe geschworen, dass sie ihr Geheimnis mit ins Grab nimmt. Aber ich versichere dir, dass du der einzige Mann seit vielen Jahren warst, zu dem sie Vertrauen gefasst hatte.“
„Glaubst du wirklich, dass ich mich damit zufriedengebe?“
„Du hast keine andere Wahl.“
„Das werden wir sehen.“
Nach diesen Worten entledigte Blake sich lässig seiner Fliege und seiner Smokingjacke. Der Kummerbund über seiner Hose betonte seine schmale Taille. Mit seinem Aussehen kann er es mit den meisten Hollywood-Stars aufnehmen, ging es Grace durch den Kopf.
Dann erinnerte sie sich schmunzelnd daran, wie Delilah ihr erzählt hatte, dass ihre beiden Söhne schon auf dem College ausgesprochen eitel gewesen waren und daher alle möglichen Sportarten getrieben hatten. Das Resultat konnte sich durchaus sehen lassen. Die Zwillinge hatten immer noch eine super Figur mit schlanken Hüften, einem kräftigen Brustkorb und muskulösen Schultern.
Im Moment kam Grace Blakes breite Brust aber wieder bedrohlich nah, was sie sehr nervös machte.
„Wie viele Cousinen magst du schätzungsweise haben?“, wollte Blake auf einmal wissen. „Was meinst du, wie lange Jamison braucht, um sie alle zu überprüfen?“
„Nicht lange“, konterte sie. „Er wird nur nichts finden außer Annes Geburtsurkunde, ihrer Fahrerlaubnis und ein paar Fotos in den Highschool-Jahrbüchern. Dafür hat sie gesorgt.“
„Aber ein Mensch kann nicht sein ganzes Leben nach der Highschool ausradieren.“
„Oh doch, das geht.“
Jetzt setzte sich Grace auf das schwarze Wildledersofa vor der Fensterfront und Blake über Eck auf das Gegenstück.
„Es ist weder leicht noch billig“, fuhr Grace fort und musste an ihr geplündertes Bankkonto denken. „Aber mit einem Freund, der einen Freund hat, der einen noch viel clevereren Freund hat, der es versteht, sich in jedes Computersystem einzuloggen, ist es machbar.“
Natürlich erklärte sie Blake nicht, wie und wo der Hacker sogar den Eintrag der Eheschließung zwischen Hope Patricia Templeton und Jack David Petrie gelöscht hatte.
Wieder überkam Grace tiefe Trauer. Ihre Cousine hatte daran geglaubt, dass Petrie sein Eheversprechen ernst meinte, sie lieben, achten und für sie sorgen würde. Aber schon nach ein paar Monaten hatte er ihr die Kreditkarte abgenommen und das Bankkonto gesperrt. Sie durfte auch nicht arbeiten, ja sollte noch nicht einmal wählen gehen.
Mehrere Jahre hatte sie wie eine Sklavin an seiner Seite gelebt, finanziell abhängig, seelisch und sexuell misshandelt und völlig
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