Collection Baccara Band 335 (German Edition)
Züge waren markant, die Augen braun und das Haar fast schwarz. Er war ein attraktiver Typ, das konnte sie nicht abstreiten. Vermutlich war er zu Hause gewesen, bevor er zu ihr gekommen war, denn er trug statt des Anzugs eine verwaschene Jeans und ein blaues Arbeitshemd. Die Ärmel hatte er hochgerollt, und der Kragen stand offen. Abby riskierte einen Blick auf seine muskulösen Unterarme und die bronzefarbene Haut am Halsansatz.
Sie wünschte, sie hätte sich ebenfalls umgezogen, aber sie war zu müde gewesen, um mehr zu tun, als den Blazer abzulegen.
Angesichts der maskulinen Kraft, die er ausstrahlte, kam sie sich plötzlich schwach und zerbrechlich vor. Sie musste sich erst wieder ins Gedächtnis rufen, dass Leo trotz seines guten Aussehens nichts anderes war als ein langweiliger Karrieretyp.
„Ich habe dein Auto gesehen und an der Haustür geklopft. Als du nicht geantwortet hast, bin ich zur Hintertür gegangen. Sie stand offen. Auf meine Rufe kam keine Reaktion, da habe ich mir Sorgen gemacht und bin hineingegangen. Tut mir leid.“ Er brach ab und schluckte trocken. „Aber jetzt habe ich dich ja gefunden. Ich bin froh, dass alles in Ordnung ist.“
Es schmeichelte ihr, dass er sich ihretwegen sorgte, obwohl das albern war, denn eigentlich lag ihr ja nichts an ihm. Im Gegenteil. Je weniger sie ihm bedeutete, desto besser.
„Hast du schon gegessen?“, fragte er.
Männer, dachte Abby halb amüsiert, halb verächtlich. Es geht ihnen immer nur um zwei Dinge. Sex oder Essen.
Sie schüttelte den Kopf.
„Wir könnten in die Stadt fahren.“
„Ich war heute ziemlich viel unterwegs und bin sehr müde. Vielleicht reden wir nur einfach. Und dann kannst du wieder gehen.“
„Du willst mich so schnell wie möglich loswerden“, sagte er im Ton einer Feststellung und wirkte enttäuscht.
„Ich dachte, ich hätte bereits klargestellt, dass zwischen uns nichts läuft.“
„Außer gutem Sex und einem Baby.“
Dazu wusste sie nichts zu sagen.
„Damit haben wir doch ziemlich viel gemeinsam“, setzte er nach. „Oder findest du nicht?“
„Das ist aber nicht annähernd genug“, sagte sie kühl.
„Na schön. Lass uns heute Abend Waffenstillstand halten. Hast du ein Bier? Es war ein langer Tag.“
„Das kannst du laut sagen.“
Sein Handy klingelte. Er warf ihr einen entschuldigenden Blick zu, nahm es aus der Tasche, drückte den Antwortknopf und hielt es sich ans Ohr. „Tut mir leid, ich kann jetzt nicht reden, Connor. Ja, ich bin bei ihr. Und nein, wir sind noch nicht dazu gekommen. Zum Teufel, nein!“
Verärgert beendete er das Gespräch und steckte das Handy zurück in die Hosentasche.
„Du hast deinem Bruder von uns erzählt?“, fragte Abby erstaunt.
„Ja. Er mag dich. Genau wie ich. Er hat mich mit religiösen Phrasen traktiert. Er hält es für ein Wunder.“ Er hielt inne und blickte sie aufmerksam an. „Sonst habe ich es niemandem gesagt. Noch nicht.“
„Stehst du ihm nahe?“
„Jedenfalls nah genug, um ihm von dir zu erzählen. Wir haben eine Menge zusammen durchgemacht.“
„Die Ranch Little Spur gehört euch beiden gemeinsam, richtig?“
„Wir hielten es für eine gute Investition. Weder Connor noch ich können täglich hier sein, aber wir wissen ein wenig darüber, wie man eine Ranch führt. Die körperliche Arbeit tut gut, wenn man den ganzen Tag im Büro gesessen hat. So baut man Spannungen am besten ab.“
„Ich bin auch sehr gern hier draußen.“
„Jetzt haben wir schon drei Dinge gemeinsam.“
Ihr Pferd Mac kam gemächlich auf ihn zugetrottet und stupste ihn an die Schulter.
Leo tätschelte dem Wallach den Hals. „Vier. Wie du siehst, können Pferde mich gut leiden.“
Ohne ein Wort drehte Abby sich um und ging auf das Wohnhaus zu. Mac trottete langsam neben ihr her, und auch Coco, die unweit von ihnen gegrast hatte, gesellte sich dazu. Leo folgte ihnen mit langen Schritten. Er holte sie mühelos ein. An den Stufen zur Veranda hielt Abby inne. „Ich muss die Pferde noch in den Stall bringen.“
„Das kann ich doch machen“, erbot er sich.
„Sie lassen sich nur von mir führen. Besonders die Stute ist da ziemlich heikel“, wandte sie ein.
„Ich muss dir ein Geständnis machen. Seit einer Weile besteche ich deine Pferde mit Leckerchen aus Melasse und Weizenschrot. Immer wenn ich sie in der Nähe des Zauns sehe.“
„Wie bitte?“, empörte sie sich.
„Geh doch schon rein“, sagte er und machte eine entschuldigende Geste. „Ich komme gleich
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