Collection Baccara Band 335 (German Edition)
diese Bar gegangen, um einen wilden Cowboy aufzureißen?“
„Hör auf damit.“
„Wer sagt denn, dass nur Cowboys wild sind?“
„Leo, das ist nicht witzig. Du warst bis eben so nett und vernünftig.“
„Nett und vernünftig scheint bei dir nicht zu funktionieren. Du bist möglicherweise nicht die einzige Person hier, deren Nerven bloß liegen. Ich habe auch gewisse Grenzen überschritten …“ Er brach ab und holte tief Luft. „Schon gut. Vergiss es. Seit der Nacht mit dir habe ich keine andere Verabredung gehabt. Willst du wissen, warum ich in der Stadt übernachtet habe? Nun, ich werde es dir sagen. Ich hätte mich sonst die ganze Zeit gefragt, ob du allein hier bist oder ob du jemanden bei dir hast. Irgendeinen Cowboy, der dich an Shanghai erinnert. Und? Hast du? Hast du dich nach mir mit anderen Männern getroffen?“
„Ja“, log Abby. „Ja, sehr oft. Deshalb wollte ich dich ja auch nicht wiedersehen.“
Er blickte sie eindringlich an. „Ich frage mich, ob du die Wahrheit sagst.“
Nervös strich sie sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Ich glaube, es ist besser, wenn du gehst.“
„Das finde ich nicht“, sagte er langsam.
„Du bist der Feind.“
„Das hängt von der Perspektive ab. Ich bin der Vater deines Kindes. Und ich will dich. Jetzt, wo du schwanger, ängstlich und verwundbar bist, sogar noch mehr.“
„Ich bin weder ängstlich noch verwundbar.“
„Doch, das bist du. Und ich glaube, deshalb benimmst du dich mir gegenüber auch so merkwürdig.“
Sie war nicht bereit zuzugeben, dass er damit richtig lag. Auf gar keinen Fall wollte sie von ihm abhängig werden. „Ich hasse es, schwanger zu sein. Wieso bist du nur so selbstbewusst und stark?“
„Wenn du zulässt, dass ich mich um dich kümmere, hast du womöglich nicht so große Angst. Vielleicht gefällt es dir dann sogar, schwanger zu sein.“
„Was meinst du damit?“
„Heirate mich. Unsere Ehe muss nur so lange dauern, bis das Baby da ist.“
„Aber …“
„Sieh mal, als ich heute Morgen aufstand, habe ich mir nicht im Traum vorgestellt zu heiraten, doch wir müssen an das Kind denken. Ich halte es für wichtig, dass er ehelich geboren wird.“
„Es kann genauso gut eine Sie sein.“
„Richtig, aber das ist jetzt nicht der Punkt. Kinder ohne Vater haben es oft schwerer im Leben als andere. Willst du nicht, dass unser Kind einen guten Start hat?“
Es gefiel Abby nicht besonders, mit ihm einer Meinung zu sein, doch sie war in diesen Dingen altmodischer, als sie bisher angenommen hatte. Wenn sie Leo nicht heiratete, musste sie ihrem Kind irgendwann einmal erklären, weshalb sie es nicht getan hatte. Kel wusste natürlich alles, aber ihr graute jetzt schon davor, ihre Angestellten über die Situation ins Bild setzen zu müssen.
„Wir haben noch Zeit, um eine Entscheidung zu treffen“, sagte er.
Er stand dicht vor ihr, und er war so groß und stark. Im Gegensatz zu ihm fühlte Abby sich klein, zerbrechlich und verwundbar. Außerdem war sie traurig und hatte Angst. Würde eine Ehe mit Leo diesen Zustand verbessern oder verschlimmern?
Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie konnte gewisse Bilder nicht aus ihrem Kopf vertreiben. Bilder, die ihr zeigten, in welch perfekter Harmonie ihre Körper in dieser unsäglichen Nacht zueinandergefunden hatten. Sie inhalierte Leos Duft. Er roch nach Wind, Sonne, Leder und frisch gepressten Zitronen. Sein Geruch hatte ihr von Anfang an gefallen.
Und dann gab es da noch ihre Träume. Sie träumte regelmäßig von ihm. Es waren immer Fragmente dieses hemmungslosen und leidenschaftlichen Intermezzos. Jedes Mal erwachte sie schweißgebadet und aufgewühlt. Sie konnte die Träume nicht einordnen. Sehnte sie sich etwa unbewusst nach ihm?
„Es ist lächerlich, an eine Heirat auch nur zu denken“, bemerkte sie trotzig.
„Ich hatte gerade den Eindruck, als hättest du meinen Antrag in Erwägung gezogen.“
Sie würde darüber nachdenken, so viel war sicher, aber nicht jetzt. „Geh bitte“, sagte sie und drückte die Hände auf seine muskulöse Brust.
„Das ist keine gute Idee“, flüsterte er und zog sie näher an sich.
Ihr war klar, dass er gehen würde, wenn sie sich ernsthaft zur Wehr setzte oder gar zu schreien anfinge; er war ein Gentleman durch und durch. Aus Gründen, die sie nicht benennen konnte, blieb sie jedoch reglos in seinen Armen und wartete ab. Vielleicht wollte sie nur in Erfahrung bringen, was passieren würde.
Zunächst einmal tat er
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