Collection Baccara Band 335 (German Edition)
musste lächeln. Kel war durch und durch Großstadtmensch und wäre niemals auf die Idee gekommen, einen Stall mit eigenen Händen auszumisten. „Ich weiß. Du hast recht. Das werde ich tun.“
„Gibt es etwas, das ich wissen muss, bevor ich mir deinen Terminplan für diesen Tag ansehe?“, erkundigte sich Kel.
„Ja“, antwortete Abby und machte eine Pause. „Ich sage es ihm. Heute.“
„Oh. Wann genau?“
„Jetzt sofort.“
„Na endlich.“
„Wenn ich es noch länger vor mir herschiebe, werde ich bald verrückt. Es sieht aber ganz so aus, als ob ich ihm auflauern müsste. Er erwidert meine Anrufe nicht.“
„Du hättest eben besser auf deine kluge Sekretärin gehört. Habe ich dir nicht gleich gesagt, du sollst dich bei ihm entschuldigen?“
„Ja, ja. Du bist die Beste. Klug und schön.“
„Das stimmt nur bedingt. Ich bin nämlich eifrig dabei, meine Schönheit zu ruinieren. Jan hat zwei Dutzend Donuts mitgebracht, die mit leckerer Erdbeerglasur, und ich inhaliere gerade meinen zweiten.“
„Guten Appetit. Also, ich habe ihn nicht angerufen, um mich zu entschuldigen. Und nun will er nichts mehr mit mir zu tun haben. Er nimmt meine Anrufe nicht an und ruft auch nicht zurück.“
„Welche Überraschung“, meinte Kel trocken.
„Ich habe ihm gesagt, dass es dringend ist, und ich habe mehrere Nachrichten bei seiner Sekretärin hinterlassen. Gestern ist sie ziemlich schnippisch geworden und hat mir mitgeteilt, er habe nicht die Absicht, meine Anrufe zu erwidern. Ich kann dir gar nicht sagen, wie demütigend das war. Ich werde dieser Hexe ganz bestimmt nicht anvertrauen, dass ich von ihrem Chef schwanger bin, also muss ich wohl hinfahren.“
„Das sehe ich auch so. Kommst du dann noch ins Büro?“
„Nach dem Mittagessen. Ich bin nach diesem Treffen vermutlich ein Nervenbündel.“
„Soll ich deine Termine für heute Nachmittag absagen?“
„Auf keinen Fall.“
„Kann ich etwas für dich tun?“, fragte Kel besorgt.
„Sei einfach nur so kompetent und vorausschauend wie immer und halte mir bitte in der Firma den Rücken frei.“
„Natürlich. Hier läuft alles rund, mach dir keine Sorgen. Pass gut auf dich auf.“
Sie verabschiedeten sich, und Abby legte auf.
Mit zitternder Hand schob sie das Handy wieder in die Tasche. Wie unter Zwang ging sie in den Stall zurück und ordnete Zaumzeug, an dem es eigentlich nichts zu ordnen gab. Dann rückte sie Bürsten und Behälter mit Futterzusätzen und Pflegemitteln auf dem Regal zurecht. So hatte sie das Gefühl, wenigstens irgendetwas kontrollieren zu können. Schließlich nahm sie einen Besen und fegte den Hafer zusammen, den Coco zuvor herausgewühlt hatte, als sie einen Futtersack mit den Zähnen untersuchte.
Die Stute kam näher und stupste sie sanft mit dem Maul an ihre Schulter. Das war ihre Art, um ein Leckerchen zu bitten.
„Nein, heute nicht. Du warst ein böses Mädchen und hast das ganze Futter verschüttet.“
Nachdem sie den Besen an die Wand gestellt und die Schubkarre nach draußen geschoben hatte, um sie auf dem Misthaufen auszuleeren, machte Abby sich auf den Weg zurück ins Haus. Coco und Mac folgten ihr wie üblich in der Hoffnung auf eine Streicheleinheit oder ein Leckerchen. Sie war jedoch zu zerstreut, um darauf so zu reagieren, wie sie es sonst tat.
Sie war schwanger. Ausgerechnet von Leo.
Obwohl Abigail den Schwangerschaftstest, genau genommen sogar drei, schon vor einer Woche gemacht hatte, konnte sie immer noch nicht fassen, in welcher misslichen Lage sie sich befand. Sie war eine Geschäftsfrau, eine Unternehmerin mit vierzig Angestellten und die Eigentümerin einer Ranch, die zwar nur klein war, aber immerhin. Sie war es gewohnt, eine führende Rolle zu spielen und die Dinge unter Kontrolle zu haben.
Erneut zog sie das Handy aus der Hosentasche, wählte Leos Nummer und lauschte den Klingelzeichen so lange, bis die Mailbox ansprang. Also war er immer noch nicht bereit, ihren Anruf entgegenzunehmen. Sie schaltete das Telefon aus und seufzte enttäuscht. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Leo aufs Display schaute, grimmig das Gesicht verzog, während er sah, dass sie ihn anrief, und den Apparat wieder in die Tasche steckte.
Dabei war es gerade mal zwei Wochen her, da war er sehr erpicht darauf gewesen, von ihr zu hören. Bis sie ihm vorgeworfen hatte, er sei ein Stalker und würde sie verfolgen. Zornig war er weggefahren, hatte sie aber noch einmal angerufen. Sie hatte das Gespräch nicht angenommen,
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