Collection Baccara Band 335 (German Edition)
bei jemandem erlebt habe.“
Sie erkannte in seinen Augen, dass er eine schmerzhafte Erfahrung gemacht haben musste. „Hast du es selbst erlebt?“
Er nickte. „Noelle erkundet ihre Umgebung und nimmt dabei alles auseinander, was ihr zwischen die Finger kommt.“ Er machte eine Pause und schien sich zu sammeln. „Wegen genau dieses Verhaltens bin ich aus den ersten sechs Pflegefamilien geflogen.“
Damit hatte sie nicht gerechnet. „Deine Pflegeeltern haben dich zurückgegeben, weil du Sachen auseinandergenommen hast? Ist das dein Ernst?“
„Ja. Ich habe versucht, mich zu beherrschen. Aber ich konnte nicht damit aufhören. Meine Pflegeeltern sind nicht damit zurechtgekommen, dass sie morgens aufgestanden sind, und der Toaster war in seine Einzelteile zerlegt.“
„Warum hast du nicht damit aufgehört?“
„Ich musste die Sachen auseinandernehmen, um zu verstehen, wie sie funktionieren.“ Er hörte sich an, als wäre es das Natürlichste der Welt. „Für mich war das mehr als logisch.“
Daisy unterdrückte ein Lächeln. „Natürlich. Ich nehme an, du hast es auch geschafft, die Geräte wieder zusammenzubauen.“
„Das hat mich etwas mehr Zeit gekostet. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, wird mir klar, dass deine Eltern die Ersten waren, die das verstanden haben.“ Er runzelte die Stirn. „Ich habe das wohl verdrängt. Dein Vater hat mich sogar dazu angespornt, seine kaputten Geräte zu reparieren.“
„Ich erinnere mich daran, dass deine Garage voller Ersatzteile war. Alles war in Regalen und Schubladen perfekt geordnet verstaut. Und wenn sich jemand traute, auch nur ein Teil an eine andere Stelle zu legen, wurdest du fuchsteufelswild.“
„Das hat dich nicht davon abgehalten.“
Sie lächelte. „Das habe ich nur getan, um dich aus der Reserve zu locken. Du warst immer so diszipliniert. Meine Eltern haben gesagt, dass ich dich in Ruhe lassen und deine Privatsphäre achten soll.“
„Was du nie getan hast.“
„Ich konnte es nicht“, gab sie schulterzuckend zu. „Während du die Funktionsweise elektronischer Geräte untersucht hast, habe ich versucht herauszufinden, wie du funktionierst.“
„Deinen Eltern hat missfallen, dass ich mich nicht nur auf die Geräte, sondern auch auf dich gestürzt habe.“ Plötzlich blitzte wieder das Verlangen in seinen Augen auf.
Daisy seufzte. „So kann man es sagen.“ Wie ferngesteuert ging sie auf Justice und ihre Tochter zu. „Ich schwöre dir, ich hatte keine Ahnung, dass sie von unserer Beziehung wussten und dass dies der Grund für dein plötzliches Verschwinden war. Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich mich für dich starkgemacht. Ich hätte nicht zugelassen, dass du meinetwegen gehst.“
Er schüttelte den Kopf. „Du warst damals fünfzehn. Sie hätten sich nichts von dir sagen lassen. Wir haben etwas Falsches getan, und ich habe den Preis dafür bezahlt.“
„Das hättest du aber nicht tun müssen.“
„Heute bin ich derselben Meinung.“ Er sah seine Tochter an. „Was würden wir tun, wenn jemand Noelle mit fünfzehn die Unschuld nimmt?“
Daisy stockte der Atem. Voller Bestürzung blickte sie Justice an. Ihr fehlten die Worte.
„Siehst du?“, fragte er.
„Oh Justice! Ich hoffe, das wird niemals passieren.“
„Ich gehe jetzt nach unten und rede mit Pretorius. Es wird ihm nicht gefallen, dass ihr alle hierbleibt.“ Widerwillig reichte er ihr das Baby. „Danach würde ich gern mehr Zeit mit unserer Tochter verbringen. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich.“
„Du brauchst meine Einwilligung nicht. Du bist ihr Vater. Ich bin hier, weil es wichtig für mich ist, dass ihr eine Beziehung zueinander aufbaut.“
„Noelle läuft und redet bereits. Bist du sicher, dass es nicht zu spät ist?“
Tränen standen Daisy in den Augen. „Nein, Justice. Es ist nie zu spät. Nicht, wenn du es nicht zulässt.“
Ernst blickte er ihr in die Augen und nickte. „Ich werde es nicht zulassen.“
7. KAPITEL
Daisy war nicht überrascht, dass sie in dieser Nacht keinen Schlaf fand. Hinter ihr lag ein langer Tag voller Emotionen. Sie hatte Justice nach einer gefühlten Ewigkeit wiedergesehen. Und er hatte endlich Noelle kennengelernt. Wenn sie sich an diese ersten gemeinsamen Momente von Vater und Tochter erinnerte, kamen ihr die Tränen.
Es war noch zu früh, um sagen zu können, ob sie alle miteinander leben konnten. Seine dritte Bedingung machte ihr jedoch Hoffnungen. Sie zweifelte nicht daran, dass er alles tun würde, um
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